Ernst Herbsts gesammelte Regesten, Urkunden, Texte, Vorträge und Erzählungen zur
Geschichte der Deutschordensritter in ihrer Ballei Sachsen

Petrus Clement:
Leichpredigt auf Otto von Blanckenburg (1605)


Eine christliche
Leichpredigt,
gehalten bei der Sepultur und Begräbnis des gestrengen, edlen und ehrenfesten
OTTOS VON BLANCKENBURG
seligen, weiland auf Hildebrandshagen und Schlepkow erbgesessen.Welcher zu Hildebrandshagen den 13. August im Jahr 1605.
morgens früh zwischen 3 und 4 Uhr, seines Alters im 70. Jahr,
im Herren selig eingeschlafen und den 3. September hernach daselbst
in seiner Vorfahren Grab christlich und ehrlich ist beigesetzt. Durch PETRUM CLEMENTEM, Pfarrherrn zu Fürstenwerder und Hildebrandshagen. Gedruckt zu Alt Stettin,
durch JOACHIM RHETEN
im Jahr 1606.



Memoria defuncti.001

Weil, Geliebte im Herrn, eines christlichen Begräbnisses letzter Dienst soll sein, ein gutes Zeugnis eines ehrbaren Lebens, wie Augustinus002 sagt: Honesta sepultura officium, bone vita testimonium esse delentum003 . So wollen wir nun auch vom Ursprung, christlichen Leben und seligen Abschied des gestrengen, edlen und ehrenfesten Otto von Blanckenburg , so viel mit beständiger Wahrheit in dieser Eil' geschehen kann, kurzen Bericht tun.
Belangend demnach den ingressum vita004 , ist der edle, gestrenge und ehrenfeste Otto von Blanckenburg seliger zu Hildebrandshagen in der Uckermarck ungefähr 1535 aus den beiden berühmten adligen Häusern und Geschlechtern von Blanckenburg und derer von Falkenberg005 entsprossen und geboren. Dessen Großvater Busso von Blanckenburg, die Großmutter aber eines von Behr Tochter von Möllenbeck006 . Sein Großvater wegen der Mutter ist gewesen Claus von Falckenberg. Die Großmutter Anna von Kühlen, Joachim von Kühlen Tochter, auf Basedow007 erbgesessen. Sein Vater ist gewesen Henning von Blanckenburg008 auf Hildebrandshagen und Schlepkow erbgesessen. Seine Mutter aber die edle und vieltugendsame Liboria von Falckenberg, die Tochter des edlen und ehrenfesten Claus von Falckenberg auf Heinrichsdorf009 erbgesessen. 010
Als er aber in dieses Licht geboren, haben ihn seine Eltern durch die heilige Taufe dem Herrn Christus und seiner Kirche einverleiben lassen, da ihm der Name Otto011 gegeben worden. Nach der heiligen Taufe ist er in aller Gottesfurcht auferzogen, und da er ein wenig zum Verstande gekommen, ist er im Kloster zu Prenzlau012 in göttlicher Erkenntnis, im Lesen und Schreiben unterwiesen worden, welche Gabe Gottes er nachmals zum fleißigen Lesen der Heiligen Schrift und nützlichen Historien013 wohl angewandt.
Nach derselben Zeit hat er sich bei einem von Rieben, danach bei einem von Lübersdorf als ein Junge014 begeben. Und als er vernommen, dass seine Brüder, die gestrengen, edlen und ehrenfesten Busso, Christoffer, Joachim015, Jacob016, Andreas, Hans017 und Kersten, Gebrüder von Blanckenburg, bei Kaiser, Königen, Herren und Fürsten durch tapfere Kriegstaten in ein großes Ansehen und Aufnehmen018 gekommen, ist auch sein Gemüt dahin Tag und Nacht gerichtet gewesen, wie er seinen Helm nicht im gemalten Schilde allein, sondern vielmehr in der Tat führen möchte. Deswegen ist er seinen Brüdern im Kriege gefolgt und im Jahr 1552 unter des durchlauchtigsten Kurfürstem Herzog Moritz019 hochlöblichen Gedächtnisses Reitern vor der Klause und Innsbruck gelegen020.
Im folgenden 1553. Jahr dient er dem gestrengen, edlen und ehrenfesten Georg von Debitz021, der eine Fahne geführt, als ein Leibjunge in der vornehmen022 Schlacht, welche viel große Leute weggenommen023, vor Sievershausen, da er denn ein schönes Pferd, mit Samtzeuge behängt, aufgegriffen und seinem Junker024 dem Fähnrich zugebracht, und noch ein Pferd einem Knechte, der aus der Schlacht flüchtig geworden, abgedrängt025, und seinem Bruder Christoffer von Blanckenburg zugefertigt026.
Anno 1557 hat er unter des Königs in Hispanien027 Kriegsvolk in Frankreich vor Quentin028, welches auch gewonnen worden, als ein Soldat gedient.
Im Jahr 1559 ist er im Ditmarschen Kriege029 gewesen, wo seine beiden Brüder, die gestrengen, edlen und ehrenfesten Joachim und Jacob von Blanckenburg sich dermaßen verhalten, dass Königliche Majestät030 Joachim von Blanckenburg den Ritterstand angetragen, welchen er doch nicht annehmen wollen.
Nach diesem Kriege hat sich unser seliger Junker etliche Jahr bei dem würdigen031, gestrengen, edlen und ehrenvesten Herrn Jochim von Losso032, Land commendatorem033 des Braunschweigischen Orts034, für einen Hauskomtur035 enthalten036, bis nach verlaufenem vierjährigen Kriege in Dänemark und Schweden037 seine beiden Brüder, die gestrengen, edlen und ehrenfesten Andreas und Hans von Blanckenburg selige daselbst mit Tode verblichen, und er um das Jahr Christi 1569 abgefertigt038 worden, ihre Pferde, Besoldung, und andere Verlassenschaft039 abzufordern, da er von Königlicher Majästat in Dänemark Fortbestallung040 bekommen und als Leutnant verordnet worden. Hat vier Jahr diesem Kriege beigewohnt, einen rühmlichen Namen, ganze Besoldung und ein Ehrliches041 davongebracht.
Nach Vollendung dieses Kriegs, relatus est in ordinem sacrorum militum, ist er ein Ordens-Herr geworden042, und hat seinen Sitz erlangt auf der Kompturei zu Langelein043 um das Jahr Christi 1573044. Darauf an die 19 Jahr Komtur / Commendator gewesen.
Bis er endlich das Regiment und Haushaltung zu Hildebrandshagen und Schlepkow, nach seines Vettern des edlen und ehrenfesten Henning von Blanckenburgs tödlichem Abgang den 7. Oktober Anno 1592045, angefangen und sich dort darauffolgenden 93. Jahres, den 6. Tag Febr., und im selben Jahr den Sonntag nach Michaelis, war der 30. Septemb., auf dem Hause zu Dedelow046 ehelich loben047, öffentlich vertrauen und beilegen lassen die edle vielehrentugendsame Ursula von Klützow, des gestrengen, edlen und ehrenfesten Otto von Klützow, auf Dedelow erbgesessen, vielgeliebte Tochter, mit welcher er zwölf Jahre weniger sieben Wochen, die sie sehnlicher048 Liebesbande im ehelichen Stande, in großem Frieden, beständiger Treue und Liebe besessen, Gottes wunderbaren Segen nicht allein an zeitlichen Gütern, sondern auch den gewünschten ehelichen Segen, im 128. Psalm gottesfürchtigen Eheleuten versprochen: Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock um dein Haus herum und deine Kinder wie die Ölpflanzen um deinen Tisch her, mild empfangen und gespürt, weil ihm der vielgnädige Gott von ihrer beider adligen Geblüt fünf Töchter und einen Sohn, die edlen und vieltugendsamen Catharina, Liboria, Ursula, Anna, Margarita von Blanckenburg, Geschwestern, und Henning von Blanckenburg hat lassen geboren werden, welche durch Gottes Gnade noch alle im Leben und heute neben ihrer herzlieben Mutter ihres seligen Vaters tödlichen Abgang mit Tränen und großer Wehmut betrauern und beseufzen.
In diesem zwölfjährigen Ehestande hat unser seliger Junker Gottesfurcht, welche aller Weisheit Anfang ist, Syrach 1, und ein herzlich Vertrauen zu Gott und seinem Erlöser Christus allen seinen Sachen, Vornehmen, Leben und Wandel zu Fundament und Grundfeste gelegt, weil doch keines Menschen Werk oder Vorhaben Gott gefallen kann ohne den Glauben, Hebr. 11, ja vielmehr für Sünde gehalten werden muss, wo sie nicht aus gläubigem Herzen geschehen, Römer 14. Nachdem aber der wahre Glaube allein Gottes Gabe ist, Johannes 6, und durchs Wort und Sacrament gegeben wird, Römer 10, so hat unser seliger Junker Gottes Wort in großen Ehren gehalten, fleißig gelesen, gehört und nachgeforscht, und am Gehör049 und Betrachtung desselben sich durch niemand und nichts verhindern lassen, des Herrn Abendmahl mit christlicher Reverenz, Andacht und wahrem Glauben oft empfangen, damit sein Glaube durch diese Mittel täglich gemehret, gestärket, confirmiert und erhalten würde.
Und dass sein Glaube nicht falsch oder gefärbet, sondern durch die Liebe möchte tätig sein, hat er seinem Herrn Christus auch andere zugeführt, seine herzlieben Kinderlein zum christlichen Gebet, sein ganzes Hausgesinde und alle seine Untertanen, auch wer Fremdes zu ihm gekommen, zum wahren Gottesdienst und zur Anhörung göttlichen Wortes ernstlich angehalten.
Seinen Seelsorger hat er mit den leiblichen Gütern treu und dankbar versorget, ihn wie ein rechter Pflegevater gespeiset und genähret, ihm und all den Seinen guten Willen und günstige Beförderung050 gezeigt; durch die ernsten Bußpredigten sich nicht zum Zorn, sondern vielmehr zu ernster Besserung bewegen lassen, und abgeschafft, was Gottes Wort in der Gemeinde zuwider gewesen.
Die Untertanen mehr mit Worten als mit Gefängnissen zum Gehorsam gehalten, sie über den Dienst051 gespeiset und getränkt, in Teuerungen ohne allen Wucher und Gewinst ausgeholfen, Korn geliehen und Scheffel für Scheffel wiedergenommen, damit sie den übersetzigen Wucherern nicht dürfen in die Hände geraten.
Weil auch die, so wahrhaftig im Herzen glauben, mit dem Munde bekennen, Römer 10, so hat ihm sein inwendiger Glaube das auch zum Munde ausgetrieben, dass er erst Gott im Geheimen und allein, danach mir auch in der Beichte seine Sünde von Herzen bekannt und um Vergebung derselben demütig gebeten.
Das Bekenntnis des Glaubens ist kurz, einfältig053 und richtig gewesen. Er glaube in Einfalt, was Gott in seinem Wort geredet, getan und gestiftet. Das sei göttliche Wahrheit, Werk und Ordnung, dawider niemand gebühre zu reden, schreiben und lehren. In seiner Schwachheit sagt er: Mein Glaube, Zuversicht und Trost ist allein gegründet auf den Gehorsam und Verdienst Jesu Christi, den uns der Vater zu einem Gnadenstuhl054 hat vorgestellt durch den Glauben in seinem Blute, Römer 3.
In weltlichen Händeln hat er ohne Ansehen der Personen, der lieben Wahrheit und Gerechtigkeit zur Steuer055, seine Meinung kurz und geradezu, ohn‘ allen Schein und Heuchelei dargegeben, und bei ihm ist Ja - Ja, und Nein - Nein gewesen.
Solchem Bekenntnis aber ist der individuus comes056 auf warmem Fuß gefolget, welcher heißt Kreuz und Trübsal, Anfechtung und Widerwärtigkeit. Weil der Satan um ihn und die Seinen hergegangen wie ein brüllender Leu, 1. Petrus 5, und gleich Wind und Meer, Matthäus 8, Freunde und Feinde wider sie rege gemacht und oft wie ein Weizenkorn zwischen zwei Mühlsteine in die Presse geleget, das Leben beschwerlich gemacht, Gut und Nahrung erleidet057, sein Recht in Galle und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut verwandelt, Amos 6, denn weil er Gott lieb war und zum ewigen Leben sollt behaglich gemacht werden: so musst's so sein, dass er nicht ohne Anfechtung bliebe, sondern bewährt058 würde, Tobias 12, und aufs Wort merken lernete, Esa. 28.
Doch hat der Heilige Geist Geduld, qua omnibus piis maxime necessaria est, Hebr. 10, V.36, die allen Gottseligen zum Höchsten vonnöten ist alle Zeit, bei der Anfechtung in sein Herz gepflanzt, dass er solche Widerwärtigkeit nicht anders als eine väterliche Rute und Züchtigung des Herrn aufgenommen, Hebr. 11.1. Cor. 11, sich und die Seinen also getröstet: Solch Widerstand ist vor uns gewesen, ist jetzt, wird auch wohl bleiben, wir wollen’s dem Lauf des Rechten befehlen und durch ein herzliches Gebet und Vaterunser Gott anheimstellen, und mit Michea am 7. sagen: Freue dich nicht, meine Freundin, dass ich darnieder liege, ich werde wieder aufkommen, und so ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht. Ich will des Herrn Zorn tragen, denn ich habe ihm gesündigt, bis er meine Sache ausführe und mir Recht schaffe. Er wird mich ans Licht bringen, dass ich meine Lust an seiner Gnade sehe.
Darauf er seinem Gott im Namen Jesu Christi mit unablässigem und anhaltendem Gebet neben seinen Kinderlein und der ganzen Gemeinde stets in Ohren gelegen, von Herzensgrunde um Vergebung der Sünden, um Friede, Rat, Trost und Beschützung in aller Widerwärtigkeit ernstlich nach Sankt Pauli Befehl, Römer 12, precatione instantes059 gebetet, dazu er denn bei gesundem Leibe seine Betzeit gebraucht und oft früh morgens, da andere noch im Schlaf gewesen, vor Gott erschienen, und dass er darauf merken wollte, herzlich geseufzet, welches Gott auch gnädig erhört und ihm Friede verschafft zu seiner Zeit.
In solchem Glauben, Liebe, Bekenntnis, Geduld und Gebet ist unser seliger Junker bis an sein letztes Ende ganz beständig verharret. Denn als ihn den 30. Juli die hitzige jetzt regierende neue Krankheit angestoßen, bettlagerhaftig gemacht, große Hitze und Durst verursacht, hat er fort den 10. Sonntag nach Trinitatis, war der 4. Aug., morgens frühe nach getaner Beichte und empfangener Absolution, des Herrn Abendmahl als ein teures Pfand seiner Seligkeit, den Glauben zu stärken und sein Gewissen zu trösten, andächtig empfangen. Da er zuvor jedermann von Herzen vergeben, alle weltliche Sachen weggelegt, Gott befohlen und sich ferner nur um ein seliges Ende und ewige Seligkeit anzunehmen gänzlich vorgesetzt, und der gewiß zu sein mit dem Spruch Sankt Pauli 1. Tim. 1 getröstet und aufgerichtet: Das ist ja gewißlich wahr und ein teuer wertes Wort, dass Jesus Christus in diese Welt kommen ist, die Sünder selig zu machen.
Darauf er auch der christlichen Gemeinde ernste Fübitte begehrt, dass ihn der gnädige Gott in solchem reinen Glauben und wahrer Erkenntnis Christi bis an sein letztes Ende beständig erhalten wolle.
Als ihn sein Seelsorger folgenden Tags wieder besucht, sagt er: Ich weiß nun in dieser Welt nichts mehr, denn dass ich mich zu einem seligen Ende bereite; und sich trösten lassen mit Pauli Sprüchlein, Römer 4, Leben wir so leben wir dem Herrn, sterben, & Da aber seine herzliebe Hausfrau, so Tag und Nacht um ihn und bei ihm gewesen und an fleißigem Bewachen, Speisen, Tränken, Warten und Pflegen nichts erwinden060 lassen, mit ängstlichen Tränen gebeten, er wolle doch sie und ihre kleine Kinderlein so gar übel nicht trösten: Sprach er: Ihr müsst euch nun forthin an Gott und seinem Wort trösten.
Als er den 12. August frühe morgens die edlen und ehrenfesten Joachim und Liborius von Klützow, Gebrüder auf Dedelow erbgesessen, und den auch edlen und ehrenfesten Adam von Holtzendorff, auf Holzendorf061 erbgesessen, seine freundlichen lieben Schwäger, um sich und vor sich sah, hat er ihnen mit Wehmut und kurzen Worten bittlich anbefohlen, seinen herzlieben Ehegenossen und Kinderlein treu zu sein.
Den 13. August frühe morgens um 2 Uhr hat er seine Hände ineinander geschlossen und bei sich selbst, weil sich die Sprache geleget, den Morgensegen gebetet, und am Ende sein Weib, Kind, Leib, Seel und alles Gott dem Allmächtigen in seine gnädige Hände befohlen. Darauf wir Anwesenden gebetet: Ich bin ein Glied an deinem Leib, / des tröst ich mich von Herzen, / von dir ich ungeschieden bleib, / in Todes Nöten und Schmerzen, / wenn ich gleich sterbe, so sterb ich dir, / ein ewiges Leben hast du mir / mit deinem Tode erworben.
Item das Gebetlein:

O Gott Vater, regier du mich,
mit deinem Geiste stetiglich,
Laß deinen Sohn, mein Trost und Leben,
allzeit in meinem Herzen weben.
Und wenn mein Stündlein vorhanden ist,
so nimmt mich zu dir Herr Jesu Christ.
Denn ich bin dein und du bist mein,
hilf mir, dass ich bald mög bei dir sein.


Darauf unser seliger Junker drei mal Amen gesagt. Und nachdem er 3 Löffel Wein zu sich genommen, hat er verständlich gesagt: O Jesu von Nazareth, du Sohn des lebendigen Gottes, erlöse mich aus aller meiner Angst. Dazu wir den 17. und 18. Vers des 25. Psalms gebetet: Ach Herr, die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus all meinen Nöten. Siehe an meinen Jammer und Elend, und vergib mir alle meine Sünde.Dazu gebetet: Herr Jesu Chrsist war Mensch und Gott etc.
Und nach diesem Gebet ist der gestrenge, edle und ehrenfeste Otto von Blanckenburg den 13. Aug. morgens frühe zwischen drei und vier Uhr, seines Altes im 70. Jahr, unter diesen Worten: Herr, meinen Geist befehl' ich dir, / mein Gott, mein Gott, weich nicht von mir, / nimm mich in deine Hände, / o treuer Gott, in aller Not, / hilf mir am letzten Ende; fein still, sanft und selig eingeschlafen, und nach der Seelen in die ewige Seligkeit aufgenommen. Dass es recht nach Bernhards Spruch gesagt ist: Pretiosa mors plane sanctorum, tanquam finis laborum, tanquam vita janus, et perfecta felicitatis ingreßio. Der Tod der Gläubigen ist gänzlich wert vor dem Herrn, als eine Beschließung all ihrer Mühe, als eine Tür zum Leben und ein Eingang zur vollkommenen Seligkeit.
Den Leib aber wollen wir nun in sein Ruhekämmerlein beisetzen bis zur allgemeinen fröhlichen Auferstehung, und uns dabei erinnern, dass wir heute oder morgen auch den Weg aller Welt gehen müssen, und uns demnach stets dazu christlich bereiten und schicken, auf dass uns der Herr, wenn er kommt, wachend finde und wir mit ihm eingehen zur ewigen Ruhe und Freude.

Der gnädige und barmherzige Gott wolle die edle und vieltugendsame Ursula von Klützow,
Otto von Blanckenburgs seligen hinterlassene Witwe, wie auch ihre
herzlieben Töchterlein und Söhnlein samt allen,
so über diesen traurigen Fall bekümmert
und betrübt sind, auch ein herzlich
Mitleiden tragen, durch sein Trostwort
und Heiligen Geist mit Gnaden auf-
richten, und uns allen in
Christo zu seiner Zeit
ein seliges Ende, eine
fröhliche Aufer-
stehung und ewiges
Leben verleihen,
A M E N

Anmerkungen
Zur Biografie des Ritters: Otto von Blanckenburg (1535-1605) Landsknecht, Ordensritter und Junker.

Hildebrandshagen (17348 Woldegk-H.), Schlepkow (17337 Sch.) und Fürstenwerder (17291 Nordwestuckermark OT F.) waren Jahrhunderte lang bis in die zweite Hälfte des 17. Jh. im Besitz der Familie v. Blanckenburg. Der Stammsitz war Wolfshagen (17348 Woldegk-Hildebrandshagen).
Die Herrschaft über Schlepkow und Hildebrandshagen gehörte Mitte des 16. Jh. einem anderen Zweig der Familie als Wolfshagen und Fürstenwerder.
1558 wollten die v. B. zu Hildebrandshagen den Untertanen ihrer Vettern in Wolfshagen‚ mit buchsen und andern mördlichen wehren‘ das Fischen im fürstenwerdschen See verbieten und prügelten den Schulzen von Göhren zu Tode. [Enders S.300] Lehensträger war wohl Henning v. B., der Vater Ottos v. B.
Nach dem Tode Hennings wurden vermutlich seine Söhne – auf jeden Fall Joachim, Jakob und Otto - zu gesamter Hand mit Schlepkow und Hildebrandshagen belehnt (wurden „erbgesessen“).
Die Abtrennung der Herrschaft Schlepkow-Hildebrandshagen geschah vermutlich in der 1. Hälfte des 16. Jh., als Busso v. B. den Besitz unter seine Söhne aufteilte. (Für „Busso“ auch „Hasso“: Die v. B. zu Wolfshagen hatten in Groß Daberkow Besitz. 1516 Hasso v. B. [Krüger S.291])
Fürstenwerder: Im 15. Jh. fassten die Herren der Burg Wolfshagen aus dem Geschlecht derer v. B. festen Fuß. Die Stadt wurde „mittelbar“ (mediat).
1650 gehörte die Stadt denen v. Schwerin. [Blunck 1921 S.55]
Die einst landesherrliche Immediatstadt Fürstenwerder wurde unter der Herrschaft derer v. B. zu Wolfshagen in der zweiten Hälfte des 16. Jh. ihrer städtischen Rechte entkleidet.“ [Enders S.242]
001 Memoria defuncti: Erinnerung, Gedenken an den Verstorbenen [Zurück]
002 Augustinus: lateinischer Kirchenlehrer (354-430) Seine Gedanken prägten im starken Maße die scholastische Theologie und beeinflussten wesentlich den Staatsbegriff der abendländischen Kirche. [Brockhaus] [Zurück]
003 Honesta...: Als Zeugnis für ein gutes Leben sei ein ehrenvollen Begräbnis eine Verpflichtung. [Zurück]
004 ingressum vita: Eingang, Beginn des Lebens [Zurück]
005 Die v. Blanckenburg gehörten zu den ältesten und im Hochmittelalter angesehensten und einflussreichsten adligen Familien der Uckermark mit Besitz auch in Mecklenburg.
Sie waren vermutlich mit dem askanischen Markgrafen der Nordmark, Albrecht dem Bären (100-1170), aus dem Gebiet des Nordharzes [Blankenburg?] in das Uckerland gekommen, als dieser im Jahre 1255 die Uckermark erwarb.
Sie besaßen im 13. Jh. neben denen v. Greiffenberg und v. Stegelitz eine dynastenähnliche Stellung. Ihre Stammburg, die Blankenburg, lag beim heutigen Ort Blankenburg (ca. 15. km ssö von Prenzlau – es ist nicht, wie zuweilen angenommen, das Schloss Wolfshagen, auf alten Karten „Blankenburg“ genannt.
Ein Henning v. Blanckenburg wurde von Markgraf Otto IV. („mit dem Pfeil“; 1238-1309) in einer Auseinandersetzung mit dem Herzog Otto I. von Pommern-Stettin als Richter benannt.
Sie gehörten wie die v. Arnim, v. Falckenberg und v. Ramin zu den 16 (von 270) adligen Familien, die von 1300 bis nach 1500 Feudalbesitz in der Uckermark besaßen. Die Familie v. Blankenburg besaß 1500 sechs Orte in Voll- und fünf in Teilbesitz, um 1600 neun in Voll- und sieben in Teilbesitz [Enders 1992 S.23, 50, 55, 99, 134, 307].
1670, als die Familie v. Blanckenburg ihren Besitz schuldenhalber endgültig an die v. Schwerin übergeben musste, gehörten zu ihrem Besitz die Kirchen von Wolfshagen, Kreckow, Groß-Daberkow, Mildenitz, Hetzdorf, Schlepkow, Hildebrandshagen, Göhren und Fürstenwerder [Schwerin S.8] [Zurück]
006 17237 Möllenbeck bei Neustrelitz, ca. 20 km SW von Hildebrandshagen [Zurück]
007 [Zurück]
008 Blanckenburg. Der lezte von der hieselbst erloschenen Linie dieses Geschlechts war Jürgen, welcher Prilvitz in der Herrschaft Stargard, in der Uker=Mark aber Wulffshagen, das Städtgen Fürstenwerder, mit denen Dörfern Hildebrandshagen, Schlepkow und Hetzdorff besaß, und am Ende des 17ten Jahrh. verstarb. Allein eine andere Linie floriret annoch in Hinter=Pommern und Polen, woselbst sie unter andern die Herrschaft Friedland besizt. [Gamm 1846 S. 427]
Henning v. Blanckenburg: erwähnt in der Schlepkower Sage Die Hand nach der Novelle von Katharina Block (Heimatkalender Prenzlau, 1929, S. 143-150)
In der Kirche zu Hildebrandshagen steht ein Leichstein für Henning v. Blanckenburg (1566-1592), den Sohn Joachims v. Blanckenburg und Brudersohn Ottos v. Blanckenburg. [Zurück]
[Zurück]
009 Heinrichsdorf vermutlich eingemeindeter Ort im Umkreis von Prenzlau. [Zurück]
010 Die Wappen der vier Familien sind zu finden auf den Leichsteinen Ottos und Hennings v. Blanckenburg in Hildebrandshagen und auf dem Epitaph Jakobs v. Blanckenburg in der Klosterkirche zu Wiederstedt.
Blanckenburg:
- im Schild Widderkopf mit gekrümmten Hörnern - über dem Helm: Nest mit Pelikan
Sie führen einen silbernen Widder=Kopf mit schwarzen gekrümmten Hörnern, nebst dem Halse und einer rohten Oeffnung, im blauen Felde, Auf den mit silbern und blauen Deken umgebenen Helm erscheinet ein güldenes Nest, worinnen ein silberner Pelican, welcher seine Brust durchhakket und mit dem daraus rinnenden Blute die darunter befindliche Jungen ernähret. [Gamm 1846 S. 427]
Falckenberg
- im Schild neun [in Wiederstedt: weiß und rote] Felder
- über dem Helm ?
Behr
- im Schild: zwei Schwäne über einem Bären
- über dem Helm: zwei Schwäne
Kühlen
- im Schild: zwei gekreuzte Streitkolben
- über dem Helm: zwei gekreuzte Streitkolben [Zurück]
[Zurück]
011 Nicht zu verwechseln mit dem etwa gleichaltrigen Otto v. Blanckenburg auf Wolfshagen, der 1561/1563 Ursula von Bredow mit einer reichen Mitgift ehelichte und 1583 unter dem Druck seiner Bauern gezwungen wurde, das Gericht in Prenzlau anzurufen, um einen Prozess wegen Hexerei gegen die Frau Thomas Dusings in Hetzdorf anzustrengen. [Enders 1992 S.275, 289f] [Zurück]
012 Dominikanerkloster Prenzlau („Schwarzes Kloster“): Bis 1544 wurde die Anlage klösterlich genutzt. Im Ergebnis der Reformation ging sie in städtischen Besitz über. In der Folgezeit waren unter anderem das Armenhaus, das Gefängnis, das Städtische Krankenhaus und das Museum untergebracht.
Am 07.10.1544 übereignete Kurfürst Joachim v: Brandenburg der Stadt Prenzlau das Schwarze Kloster zur Anlegung eines Hospitals. [CDB Reg-2, Hinweis auf CDB A XXI S.442]
Jetzt Kulturzentrum und Museum [Zurück]
013 Historie: schon im mhd. aus dem lat. historia in dem sinne von geschichtserzählung, bericht herübergenommen. [DWB] [Zurück]
014 Junge, hier: jugendlicher diener im kriege, troszbube, jugendlicher diener bei einem edelmann, page [DWB] [Zurück]
015 Der Rittmeister Joachim v. B., erbgessen zu Schlepkow und Hildebrandshagen, diente nachweislich 1551/52 unter Kf. Moritz v. Sachsen bei der Belagerung Magdeburgs [PKMS-5, S.311, 596f.],
1552 beim Zug gegen Kaiser Karl V. [Clement, Leichpredigt] und
1559 unter Johann v. Rantzau im Krieg gegen die Bauernrepublik von Dithmarschen. [Felgentreu] [Zurück]
016 Jacob v. B. (1525-1595) [Geburtsjahr erschlossen aus dem Epitaph in der Klosterkirche Wiederstedt – Novalis-Museum]
1559 führte er den Nachschub des dänischen Heeres bei der Unterwerfung der Bauernrepublik Dithmarschen. [Felgentreu S.72]
1561 erwarb er als kursächsischen Rittmeister das Amt Wiederstedt (vormals Klostergut) vom Grafen v. Mansfeld. [Wetzel]
Er unterstützte seinen Bruder Otto, den Komtur zu Langeln, in dessen Auseinandersetzungen mit den Grafen v. Stolberg. [Jacobs S. 73f, 450]
1585 nahm er unter der Führung des Obristen E. v. Mandelsloh die Grafen v. Stolberg-Wernigerode in Quedlinburg gefangen. [Brückner 2002, S.157]
Am 18.02.1595 starb er in Wiederstedt bei Hettstedt; seine Frau Barbara, geb. v. Arnim, und seine Brüder Joachim und Otto stifteten ein Hängeepitaph und einen Leichstein.
Wiederstedt (Oberwiederstedt) Kloster-Kirche: Epitaph aus Stein für J. v. Blanckenburg, 1595, in architektonischer Rahmung Relief des Verstorbenen, mit Frau vor dem Kruzifix kniend, Allegorien und Beschlagwerk. [DEHIO Halle S.491]
Die Inschrift auf dem Epitaph lautet:
ZV EHRN VND GEDECHTNIS DES GESTRENGEN EDLEN VN ERN
VHESTEN JACOB VO BLANCKENBURGK WEILAND CHVRF. BESTEL
TEN RITTMEISTERS ERBSASS VF HILDBRANDSHAGEN INHABER DES
CLOSTERS WELCHER AO 1595 DEN 18 FEBR SEINS ALTER VON 70 JAR
IN CHRO SELIGLICH ENTSCHLAFFEN. HABEN DIE NACHGEBORENEN
BRVDER IOCHIM VND OTTO V B VND WITIB BARBARA VON
ARNIM DIESES EPITAPHIUM VORFERTIGEN LASSEN. GOTT [moge / ihm] EINE FROLICHE AVFERSTHUNG ... VORSEHEN.

Jakob v. B. hinterließ zwei Töchter. Katharina heiratete den herzoglich braunschweig-lüneburgischen Obersten Hans Christoph von Hardenberg, einen Vorfahren des Dichters Novalis (Friedrich von Hardenberg, 1772 Oberwiederstedt - 1801) [Wetzel] und des preußshen Reformers Karl August Fürst von Hardenberg. [Zurück]
017 Im Frühjahr 1553 schrieb Graf Volrad v. Mansfeld an König Heinrich II. von Frankreich, er plane einen Feldzug gegen die den Niederlanden vorgelagerten Inseln mit 400 Mann und drei bis vier Schiffen. Den Kapitänen und Befehlshabern sollten die erbeuteten Güter zur Plünderung freigegeben werden. Für die Anwerbung empfahl er Hans v. Blanckenburg und Hauptmann Hans v. Oberg - der fiel 1553 bei Sievershausen auf der Seite des Markgrafen v. Brandenburg-Kulmbach und Bayreuth Albrecht Alcibiades (1522-1557). [PKMS-6, S. 656, 1089] Andreas und Hans v. B. wurden 1569 im dänisch-schwedischen „Dreikronenkrieg“ getötet. [Clement: Leichpredigt] [Zurück]
018 aufnehmen: prosperitas, das gedeihen, aufblühen [DWB] [Zurück]
019 Moritz: Herzog (seit 1541) und Kurfürst (1547-53) von Sachsen;
1521 - 11.07.1553 bei Sievershausen (heute zu 31275 Lehrte);
Albertiner, erhielt als Bundesgenosse Kaiser Karls V. im Schmalkaldischen Krieg nach der Schlacht bei Mühlberg/Elbe und der Wittenberger Kapitulation (19.05.1547) Kurwürde und Kurlande seines ernestinischen Vetters Johann Friedrich I.;
1552 betrieb er unter dem Vorwand, seinen vom Kaiser gefangen gehaltenen Schwiegervater, den Landgrafen Philipp I. von Hessen, genannt der Großmütige, (13.11.1504-31.03.1567) zu befreien, die Fürstenverschwörung gegen Karl V. und zwang diesen 1552 zur Anerkennung des Passauer Vertrags.
Dann wandte sich Moritz gegen den Markgrafen Albrecht Alcibiades und besiegte ihn bei Sievershausen (09.07.1553), er selbst wurde dort tödlich verwundet. [Brockhaus] [Zurück]
020 Die Grafschaft Tirol geriet in den Blickpunkt der vom Kurfürsten Moritz angeführten und mit Frankreich verbündeten Fürstenallianz gegen Karl V., weil sich der Habsburger in Innsbruck aufhielt.
Den Truppen des Fürstenbundes gelang es, die kaiserlich-tirolischen Truppen bei Reutte und an der Ehrenberger Klause zu zerschlagen. Moritz besetzte am 23.05.1552 die Residenzstadt Innsbruck.
Karl V. musste bereits am 19. Mai über den Brenner nach Villach flüchten.
Während ihres Abzuges aus Tirol verwüsteten die Bundestruppen weite Teile des Oberinntales. An die 4.000 Menschen wurden um ihre Existenzgrundlage gebracht. [Rebitsch 2000] [Zurück]
021 Vermutlich jener Debitz, der im Schreiben des Kurfürsten Moritz vom 07.07.1553 an seine Statthalter und Räte zu Torgau erwähnt wird.
Herzog Erich (Erich II. "der Jüngere", Herzog zu Braunschweig-Lüneburg [1528-1584), Fürst im Fürstentum Calenberg-Göttingen, kämpfte auf der Seite des Markgrafen Albrecht.
Von seinen Leuten wurde u.a. ein Debitz getötet. Der Brandmeister des Markgrafen war Ernst v. Mandelsloh. [PKMS-6 S.1041f]
Das deutet darauf hin, dass auch die Blanckenburgs auf der Seite des Markgrafen kämpften – was in der Leichpredigt offen bleibt. [Zurück]
022 vornehm: darin liegt die vorstellung des auswählens aus einer weniger werten mehrheit, des vorzuges vor andern. In älterer sprache ist diese vorstellung eine allgemeine [DWB] [Zurück]
023 Kurfürst Moritz starb an den Folgen einer Verwundung, die Herzöge Karl Viktor und Philipp Magnus von Braunschweig, Söhne Heinrichs des Jüngeren, fielen in der Schlacht. [Zurück]
024 Junker: häufig heiszt junker der edelmann schlechthin, ohne rücksicht auf das altersverhältnis [DWB] [Zurück]
025 abdrängen: mit gewalt nehmen [DWB] [Zurück]
026 zufertigen: bedeutet u.a. 'widmen' [DWB] [Zurück]
027 König von Spanien: Philipp II. (1527-1598) erlangte 1556 - nach der Abdankung Kaiser Karl V. - den Habsburger Besitz, sein Bruder Ferdinand I. bekam das Heilige Römische Reich. Zum Habsburger Besitz zählten: das Königreich von Spanien, die amerikanischen Kolonien, die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, das Königreich Sizilien und das Herzogtum Lombardei. Philipp wurde 1580 als Philipp I. auch König von Portugal. [Wikipedia] [Zurück]
028 Saint-Quentin: Stadt im Département Aisne, Nordfrankreich, an der Somme und am Kanal von Saint-Quentin [Brockhaus] [Zurück]
029 Dithmarschen in Schleswig-Holstein zwischen Nordsee, Eider und Nord-Ostsee-Kanal.
Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Dithmarschen von Wohlstand und hohem Selbstbewusstsein gekennzeichnet. Gewaltsame Unterwerfungsversuche scheiterten (1319 Schlacht von Wöhrden gegen Holstein; 1403/04 bei Süderhamme gegen Albrecht v. Holstein und Gerhard IV.).
1500 besiegten die Dithmarscher unter Wulf Isebrand das dänische Heer in der Schlacht bei Hemmingstedt.
Der Einmarsch dänischer Truppen 1559 unter Johann Rantzau konnte nicht aufgehalten werden.
Heinrich Rantzau (1526-1598/99) war von 1556 bis 1598 dänischer Statthalter von Schleswig-Holstein. Christian III. (1503-01.01.1559; König von Dänemark und Norwegen ab 1534) bestellte ihn 1556 zu seinem Statthalter in den Herzogtümern Schleswig und Holstein. Er bewirkte, dass Herzog Adolf sich mit seinem Bruder Herzog Johann d. Ä. und seinem Neffen Friedrich II. (1534-1588; König von Dänemark und Norwegen ab 1559) zur Eroberung Dithmarschens unter dem Oberbefehl Johanns v. Rantzau (1492-1565) vereinigte. [Wikipedia]
In der Beschreibung dieses Feldzugs durch seinen Sohn Heinrich werden Jakob und der Rittmeister Joachim v. Blanckenburg mehrfach erwähnt, besonders letzterer hatte wesentlichen Anteil am Sieg über die Bauern. [Felgentreu] [Zurück]
030 König: Friedrich II. (s.o.) [Zurück]
031 [Zurück]
032 Losso: Johann (!) v. Lossow (1523-1605): Hauptmann der magdeburgisch-domkapitularischen Ämter Egeln (1558-1588) und Hadmersleben, Komtur der Kommenden Bergen und Lucklum, Landkomtur der Ballei Sachsen 1571-1605 [Zurück]
033 Land commendator: Landkomtur, Oberster einer Provinz des Deutsches Ordens [Zurück]
034 Pfarrer Clemens kannte die Verhältnisse im Deutschen Orden vermutlich nur aus den Erzählungen Ottos v. B.. Er bezieht sich hier offensichtlich auf die Kommende Lucklum bei Braunschweig, den Sitz des Landkomturs der Ballei Sachsen. [Zurück]
035 Hauskomtur: Verwalter des Ordenshauses einer Kommende.
Otto v. B. wurde 1564 unter dem Landkomtur Heinrich Gam in den Deutschen Orden aufgenommen.
1571 war er Komtur der Kommende Langeln in der Grafschaft Stolberg-Wernigerode (38871 Langeln).
Im Dezember 1576 vertrat er auf dem Generalkapitel des DO in Neckarsulm gemeinsam mit Matthias v. Peccatell, dem Komtur zu Aken, Johann v. Lossow, damals noch Statthalter der Ballei Sachsen.
Otto v. B. wird in einer Visitation der Ballei 1591 noch als Komtur genannt.
1592 führt der Landkomtur Lossow eine Auseinandersetzung des DO über Rechte der Kommende Langeln ohne den Komtur Otto v. B.. [Zurück]
036 [Zurück]
037 Von 1563 bis 1720 führte Dänemark verschiedene Kriege mit Schweden um die Vorherrschaft im Ostseeraum. [Zurück]
038 abgefertigt: angewiesen [Zurück]
039 Verlassenschaft: Hinterlassenschaft [Zurück]
040 Fortbestallung: Weiteranstellung [Zurück]
041 ehrlich: von sachen = ansehnlich [DWB] [Zurück]
042 Anscheinend wird hier zwischen einem Ordensbruder und einem Ordensherren unterschieden. Otto v. B. wurde 1564 - im Alter von 29 Jahren - in den Orden aufgenommen. [Zurück]
043 Kommende oder Komturei Langeln [Zurück]
044 Otto v. B. wird bereits 1571 als Komtur zu Langeln erwähnt. [Zurück]
045 Umschrift auf dem Leichstein Hennings v. Blanckenburg in der Kirche zu Hildebrandshagen:
ANNO DNI 159Z DEN 1. MERTII
IST DER EDLE EHRBAR EHRENVESTE VND GESTRENGER IVNCKER HENNI / NG VON DER BLANKENBVRG IOCHIMVS
SON IN GOTT SELICHLEICHEN ENSLAFFEN DER SELE GOTT GNEDIG SEI.
[A]ETATIS SVAE XXVI
Die väterliche Wappenreihe (vier Wappen auf der [heraldisch] rechten Seite) stimmt mit den Wappen auf dem Leichstein Ottos v. B. in Hildebrandshagen und auf dem Epitaph Jakobs v. B. in Wiederstedt überein.
„Vetter“ ist im erweiterten Sinne zu verstehen, tatsächlich war Henning der Brudersohn / Neffe Ottos; das Fehlen des Wörtchen „selig“ beim Namen des Vaters deutet darauf hin, dass Joachim v. B. noch lebte. [Er stiftete 1595 das Epitaph in Wiederstedt.]
Die Entlassung Ottos v. B. aus dem Deutschen Orden ergab sich aus einer Bestimmung der Ordensstatuten:
Das fünfzehent Capitel. Das einer mit wissen des Hochmaisters und billichen ursachen aus dem Orden begehren kan.
- Aus dem Orden zu begehren kan fürnemblich zweyer ursachen halber beschehen, die eine ist, da er sich aus diesem Orden in ein strengern geistlichen Orden begeben wolt, die ander ursach ist, da einer der letzte seines stammes und nahmens were, also daz das gantze geschlecht allein auf seiner person stünde...
[DO-1606 S.47v]
Joachim v. B. hatte wohl nach dem Tode Hennings keinen Sohn mehr und war zu alt, um noch Nachwuchs erwarten zu können, Jakob in Wiederstedt hatte nur zwei Töchter, die anderen Brüder waren vermutlich alle schon in verschiedenen Kriegen zu Tode gekommen.
Landkomtur Lossow an den Hochmeister Maximilian (09.09.1593):
Heut dato ist mier euer erwürden und gunsten schreiben, herrn Otten v. Blanckenburg Commentors zu Langlem eydes erlaßung belangendt, wohl zu handen kommen. Will mich in dem gantzen wercke (ob Gott will) deromaßen vorhalten, daß es dem orden unvorweißlich und ohne schädlich sein solle. [LHA MD Rep.A51 V 17 S.35r] [Zurück]
046 17291 Dedelow (8 km nw. von Prenzlau, 18 km ö. von Hildebrandshagen) [Zurück]
047 loben: verloben [Zurück]
048 sehnlich: verlangend, heftig begehrend [DWB] [Zurück]
049 Gehören: Hören [Zurück]
050 Beförderung: Förderung [Zurück]
051 über den Dienst: über die Verpflichtung hinaus [Zurück]
052 übersetzig sein: in lohnforderungen unbillig sein; zu: übersetzen = überfordern [DWB] [Zurück]
053 einfältig: schlicht, redlich, unschuldig, doch bleibt die bedeutung des einfachen und schlichten schwer zu unterscheiden [DWB] [Zurück]
054 Gnadenstuhl: 'sitz der göttlichen gnade und erbarmung', übersetzung von 'propitiatorium', dem goldenen deckel (aufsatz) der alttestamentlichen bundeslade (2. Mos. 25, 17 ff.) [DWB] [Zurück]
055 Steuer: unterstützung, hilfe, beistand. [DWB] [Zurück]
056 individuus comes: untrennbare Begleiter [Zurück]
057 erleiden: leid machen [DWB] [Zurück]
058 bewährt: erprobt [Zurück]
059 precatione instantes: anhaltendes Bitten [Zurück]
060 erwinden: bei Luther und anderwärts erwinden im sinne von überwinden, erweisen [DWB] [Zurück]
061 7291 Holzendorf (10 km NW von Prenzlau) [Zurück]
062 XXX [Zurück]

Sigel

  • Blunck 1921: E. Blunck / P. Eichholz: Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau. Berlin 1921 [NE 2002]
  • Brockhaus: Der Brockhaus in Text und Bild 2004. Mannheim, 2004. CD-ROM
  • Brückner 2002: Jörg Brückner: Zwischen Reichsstandschaft und Standesherrschaft. Die Grafen zu Stolberg... Diss. phil. 2002. S.157 [http://archiv.tu-chemnitz.de/pub/2003/0162/ data/diss.pdf]
  • CDB Reg-2: A. Fr. Riedel: Codex diplomaticus brandenburgensis. Berlin 1838-1869.
  • DEHIO Halle: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Der Bezirk Halle. Berlin 1976
  • DEHIO Neubrandenburg: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Die Bezirke Neubrandenburg ... Berlin 1980.
  • DWB: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Zitate nach: Der digitale Grimm. 2 CD-ROM. Zweitausendeins. Frankfurt/M. 22004
  • Enders: Lieselott Enders: Die Uckermark. Weimar 1992. Schriftenreihe des Brandenburgischen LHA Bd. 28
  • Felgentreu: Fritz Felgentreu [Hg.]: Heinrich Rantzau, [Christianus Cilicius Cimber], Belli Dithmarsici vera descriptio. [im Druck; zit. nach Mspt.]
  • Georgers: Georges: Lateinisch-deutsches Handwörterbuch Bd. 2 [digibib]
  • Gamm 1846: Ch. O. v. Gamm: Verzeichniß der in denen Herzogthümern Meklenburg ausgestorbenen Geschlechter. In: Jahrb. d. Vereins f. Mecklenb. Gesch. u. Altertumsk. - Bd. 11 (1846)
  • Jacobs: E. Jacobs (Hg.): Urkundenbuch der Deutschordens-Commende Langeln und der Klöster Himmelpforten und Waterler in der Grafschaft Wernigerode. GQ d. Prov. Sachsen u. angr. Gebiete. Band 15. Halle 1882.
  • Krüger: G. Krüger (Bearb.): Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Bd. Das Land Stargard. - II. Abt. 1. Hälfte. Neubrandenburg 1925 (ND 1994)
  • PKMS-6: Moritz von Sachsen: Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen. Bd.6: 02.02.1552 - 11.07.1553. Berlin 2006
  • DO-1696: F. W. Roth [Hg.]: Deutschordensstatuten von 1606. Corr.=Bl. des Ges.=Vereins d. dt. Gesch.= u. Alterth.=Vereine. Jg. 1886-1888
  • Rebitsch 2000: R. Rebitsch: Tirol, Karl V. und der Fürstenaufstand von 1552. Hamburg 2000
  • Schwerin: K. Gräfin Schwerin (Hg.): Kirche auf der Grenze. Lübben [o.J.]
  • UB Langeln: E. Jacobs (Hg.): Urkundenbuch der Deutschordens-Commende Langeln... Halle 1882.
  • Wetzel: Bärbel Wetzel: Die Klosterkirche Wiederstedt
  • Wikipedia

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