Ernst Herbsts gesammelte Urkunden, Regesten, Texte, Vorträge und Erzählungen zur Geschichte des Deutschen Ordens in seiner Ballein Sachsen

Der Deutsche Orden


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Anders als in Thüringen kann in Sachsen-Anhalt der Hinweis auf das Wirken des Deutschen Ordens in der Region und auf hinterlassene Bau- und Kunstdenkmäler sogar bei manchem Historiker einen Aha-Effekt bewirken. Auf dem Gebiet dieser Ballei (Ordensprovinz) hat der Orden keine Schlachten geschlagen, keine Städte gegründet, kein Volk von Ureinwohnern vor die Wahl der Christianisierung oder der Vernichtung gestellt wie im Ordensland Preußen. Er hat keine prächtigen Schlösser erbaut wie in den süddeutschen Ordensprovinzen. Er hat auch keine so bedeutenden und einflussreichen Ordensritter hervorgebracht wie den Thüringer Hermann von Salza.
Die Geschichte des Deutschen Ordens in der Ballei Sachsen begann im 13. Jahrhundert, als das alte Herzogtum Sachsen, dessen Namen sie trug, im Streit zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Barbarossa schon untergegangen war und die Brüder des D.O. - Ritter, Priester und Laien - sich aus dem Heiligen Land zurückgezogen hatten und gen Ostland geritten waren. Ihre Geschichte endete mit einem Dekret Napoleons im Jahre 1809 über die Auflösung des Ordens in den Rheinbundstaaten. Erst im Jahr 2004 erschien der erste Abriss einer Geschichte der Ballei Sachsen [DEMEL 2004].

Die Suche nach Spuren des Deutschen Ordens richtet sich räumlich auf die ehemalige Ballein Sachsen mit ihren Kommenden in den heutigen Ländern Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Sachsen und Brandenburg und zeitlich auf die zweite Hälfte des 16. Jh., die Zeit nach der Befriedung der Fürsten und der Konfessionen.

  • Die Kommenden der Ballei Sachsen


Der deutschen brüder orden in preußen hat dieser zeit ursprung gehabt, daselbst dann Prutem [Pruzzen] das barbarisch und abgöttereisch volk bis auf kaiser Friedrich den andern [Friedrich II., deutscher König seit 1212, Kaiser 1220-1250] gewest ist.
Dieweil nun die christen unter dem kaisertum desselben Friedrich die stadt Ptolomaidam [Akkon oder Akko, im Altertum auch Ptolemais] in Siria verloren hatten, da wurden die deutschen brüder sant Marie genannt von dannen vertrieben und kehrten wiederum in deutsche land. Nun waren sie edelleut und [in] ritterlichen sachen erfahren und geübt, auf dass sie dann durch müßigkeit nicht in verschwelkung [Fäulnis] kämen, so hielten sie dem gemeldeten kaiser Friedrich für [vor], wie das land zu Preußen an deutsche lande stoßend nicht christlichs glaubens wäre und das unglaubig volk darin oft die sachsen und andere ihnen nahegelegene christliche völker überfiele, angriffe und beschädigte.
Nun wären die deutschen brüder in willen, solch grob unglaubig volk zu zähmen, wo er der kaiser ihnen dasselbe land, so sie das mit dem schwert eroberten, folgen [aushändigen, überlassen] und ihnen bleiben lassen wollt, das verwilligte der kaiser mit samt herzog Cunrat von Mosavia [Konrad I., gen. v. Masowien, 1187/88-1247], der sich einen herrn desselben landes nennt, und der kaiser gab ihnen dessen einen brief unter der goldenen bullen [Goldene Bulle von Rimini März 1226].
Demnach brachten sie in kurzer Zeit alles Preußenland mit dem schwert in ihre gewalt. Diese gegend ist reich an getreide, fischen, wildbret, vieh, wasser, wunn [Wiesenland] und weide, auch wohl einwohnenden volks, und mit viel namhaftigen städten und befestigungen geziert. Aus derselben zeit her hat sich daselbst das deutsche gezünge [die deutsche Sprache] und der christenliche glaube erhoben. So sind darnach etwieviel [ziemlich viele] bischöfliche kirchen darin aufgerichtet. Allda ist ein edles weites geschloss [Schloss] Marienburg genannt, darin hat der hochmeister seinen hof und wohnung.
Und nachdem die deutschen diesen orden erfunden haben, so wird niemand, denn er sei ein deutscher und aus edlen [adligen] eltern geboren, in diesen orden genommen.
So führen sie in weißem kleid ein schwarzes kreuz, in bedeutnis [Bedeutung], dass sie wider die feinde des kreuzes fechten wollen.
Sie alle haben pferde, ausgenommen die priester. Für ihre tagzeit [Gebetsstunden] beten sie das paternoster [Vaterunser] und lernen die schrift nicht [lesen nicht in der Bibel?].
Sie sind etwen [ziemlich] reich und an mächtigkeit den königen gleich gewest und haben oft mit den polnern [Polen] gefochten.

Hartmann Schedel: weltchronik 1493
Kolorierte und kommentierte Gesamtausgabe.
Einleitung und Kommentar Stephan Füssel.
Weltbild 2004. S.CCX


Quellen und Texte zu Geschichte und Gegenwart des Deutschen Ordens im Internet

(archivalische Quellen unter Archive bzw. Regesten und Urkunden;
gedruckte Texte unter Literatur,
gegenständliche Quellen unter Denkmäler)

  • aeiou Österreich Lexikon. Deutscher Orden.
  • Computatio. Bibliographie: Regionen. Deutscher Orden (45 Datensätze).
  • Deutscher Orden. Die Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem.
  • Deutschordensmuseum Bad Mergentheim.
  • Homepage des Deutschen Ordens.
  • Meyers Lexikon online. Artikel in der Kategorie "Deutscher Orden". (Meyers Lexikon online wird zum 23.03.2009 eingestellt.)
  • MSN Encarta. Deutscher Orden. (Mit der freundlichen Umschreibung der blutigen Eroberung der - christlichen! - Pomerellen und Danzigs: "1308 erwarb er [der D.O.] Pomerellen mit Danzig.")
  • Ökumenisches Heiligenlexikon. Deutscher Orden.
  • OrdensLexikon.
  • Sarnowsky: Das virtuelle Preußische Urkundenbuch. Regesten und Texte zur Geschichte Preußens und des Deutschen Ordens.
  • Staatsarchiv Ludwigsburg. Neuwürttembergische Bestände vor 1803 bzw. vor 1806/10. Deutscher Orden.
  • Thüringisches Klosterbuch. Deutscher Orden.
  • wapedia: Deutscher Orden.
  • Wikipedia. Deutscher Orden. (Mit einem außerordentlich dezenten Hinweis auf das Massaker an den Danziger Bürgern nach der Einnahme der Stadt durch die Ordensritter im November 1308 und der Erwähnung des "Vertrages von Kruschwitz" als eines echten historischen Dokuments.)
  • wissen.de/Geschichte. Deutscher Orden.
  • Die auf Betreiben des Papstes ergangenen Verurteilungen des Ordens (publiziert am 10.02.1321 in Inowroelaw und 1339 in Warschau) wegen der Eroberung Pommerellens und des Massakers von Danzig werden in den angegeben Quellen ignoriert - wie sie nach ihrer Verkündung vom D.O. ignoriert wurden. So viel zur "objektiven" bundesdeutschen und neupolnischen Geschichtsschreibung.


Anmerkung August 2009
Als ich Forschungen zur Geschichte der vor 200 Jahren untergegangenen Ballei Sachsen des Deutschen Ordens zu einem Steckenpferd machte, habe ich nicht geahnt, dass die noch ältere Geschichte dieses Ordens auf dem Territorium Polens zum Gegenstand aktueller Geschichtsfälschungen im Interesse der Berufsvertriebenen werden könnte. Aufschlussreich dazu ein Artikel von Otto Köhler: Sieg deutscher Gesittung. Erika Steinbach, die Unvertriebene, fabriziert Geschichte: Die Deutschen waren schon immer »Gerufene« – weltweit.

Das erfordert wohl das Bekenntnis, dass mein Interesse an der Geschichte des Ordo fratrum domus Sanctae Mariae Theutonicorum Ierosolimitanorum nichts mit den Interessen des Ordens zu tun hat.


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Letzte Änderung 22.12.2010
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