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Ernst Herbsts gesammelte
Regesten, Urkunden, Texte, Vorträge und Erzählungen zur
Geschichte Atzendorfs
Samuel Benedikt Carsted:
Atzendorfer Chronik (S. 473 - 550)
Vierter Abschnitt (Anhang): Von der Beschaffenheit eines jeden jetzigen Einwohners, seiner Wirtschaft und seines Lebens, auch einiger seiner Vorfahren, soviel man Nachricht davon hat einziehen können.
Verfasser der Fußnoten /Anmerkungen: *) Eduard Stegmann / **) Ernst Herbst
Wirtschaftsstruktur Atzendorfs 1762
17 Bauernhöfe
Nr. 04 Johann Jeremias Mews
Nr. 07 Samuel Schnock
Nr. 11 Heinrich Geedicke
Nr. 13 Hans Dysing
Nr. 35 Christoph Schnock
Nr. 37 Joachim Heinrich
Nr. 38 Samuel Sachse
Nr. 41 Samuel Bedau
Nr. 43 Enoch Schnock
Nr. 48 Heinrich Krause
Nr. 49 Andreas Schmid
Nr. 50 Lewin Bohnstedt
Nr. 52 Enoch Graweil
Nr. 54 Christoph Reusemacher
Nr. 62 Samuel Niemann
Nr. 68 Friedrich Heinrich Reusemacher
Nr. 75 Hans Haberhauffe
9 Halbspännerhöfe
Nr. 33 Witwe von Paul Christoph Haberhauffe
Nr. 40 Peter Bedau
Nr. 42 Christoph Bedau
Nr. 46 Moritz Schnock
Nr. 47 Christoph Schnock.
Nr. 58 Andreas Schnock
Nr. 60 Joachim Helli
Nr. 69 Jonas Schnock
Nr. 70 Andreas Schnock
38 Kossatenhöfe
Nr. 05 Lewin Schnock
Nr. 06 Franz Brand
Nr. 08 Hans Kleibe
Nr. 09 & 10 Johann Friedrich Schnock
Nr. 12 Andreas Brandt
Nr. 14 Andreas Schnock
Nr. 15 Georg Schnock
Nr. 16 Andreas Bock
Nr. 17 Conrad Ulze
Nr. 18 Hans Hinze
Nr. 19 Paul Christoph Haberhauffe
Nr. 20 Peter Meyer
Nr. 21 Joachim Boße
Nr. 22 Hans Dysing
Nr. 23 Hans Elert
Nr. 24 Moritz Speckhals
Nr. 25 Christoph Niemann
Nr. 26 Friedrich Heinrich Elte
Nr. 27 Valentin Nehring
Nr. 28 Joachim Meier
Nr. 29 Samuel Arend
Nr. 30 Hans Schulte
Nr. 31 Hans Ehlert
Nr. 32 Peter Schwerdt
Nr. 34 Andreas Schnock
Nr. 36 Samuel Schnock
Nr. 39 Matthias Krause
Nr. 51 Joachim Holzhausen
Nr. 53 Conrad Tuch
Nr. 55 Andreas Zickner
Nr. 56 Christoph Bedau
Nr. 59 Christian Schröder
Nr. 61 Hans Kleibe
Nr. 63 Enoch Klapperstick
Nr. 64 Johann Christoph Reusemacher
Nr. 65 Friedrich Heinrich Schmid
Nr. 66 Heinrich Martin Blencke
Nr. 67 Christian Schreiber
12 Gemeinde- und Kirchengrundstücke
Nr 01 Pfarre Samuel Benedikt Carsted
Nr. 02 Wohnung des Kantors Johann Christian Pagel
Nr. 03 Wohnung des Organisten und Schule Heinrich Martin Blencke
Nr. 44 Hirtenhaus vorm Staßfurter Tor Peter Germer
Nr. 45 Hirtenhaus am Staßfurter Tor Johann Christian Fabian
Nr. 57 Predigerwitwenhaus Jungfrau Brill
Nr. 71 Schenke Joachim Holthause
Nr. 72 Schmiede Andreas Zickner
Nr. 73 Alte Schule und Wohnung der Hebamme Anna Kirchhof
Nr. 74 Backhaus Matthias Krause
Nr. 76 Hirtenhaus am Kirchtor Hans Hohmann
Nr. 77 Hospital und Wohnung des Dorfknechts Ohlmann
8 andere Grundstücke
Nr. 78 kleines Haus Heinrich Peters
Nr. 79 kleines Haus Julius Peters
Nr. 80 kleines Haus Matthias Peters
Nr. 81 Gasthof Johann Andreas Immermann
Nr. 82 Haus mit Garten Johann Elias Apel
Nr. 83 Haus des Windmüllers Noae
Nr. 84 Haus ohne Garten Nicolaus Bedau
Nr. 85 Haus mit Garten Christoph Ernst Bethmann
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§ 416.
Nachricht vom Anhang zu diesem ersten Teil
Ich füge diesem ersten Teil noch einen Anhang bei, in dem ich die
hiesigen Bewohner der Häuser nach ihrer wahren Beschaffenheit und
Lebensart ohne Parteilichkeit beschreibe, und weil wir 1761 für die
durch den Krieg ruinierten Brüder in der Neumark, Pommern und
Schlesien auf Ansinnen des Berliner Oberkonsistoriums durch den
Herrn Abt Steinmetz vom Kloster Berge bei Magdeburg ersucht wurden,
von unseren Gemeinden einen Beitrag zu erbitten, so habe ich
besonders dasjenige, welches mir von guten Herzen ins Haus
geschickt wurde, zu ihrem Ruhm hier mit anführen und ihnen von
neuem Gotters reiche Vergeltung anwünschen wolle. Viele haben in
das aufgestellte Becken gegeben; ihr Beitrag ist aber doch nicht so
groß, als man von ihrem Vermögen nach Maßgabe der anderen hätte
erwarten können.
Die Nachwelt wird sich vielleicht wundern, wenn ich ihr hier
schriftlich hinterlasse, dass wir ohne alle Mühe von guten Herzen,
deren Namen aufbewahrt werden muss, allein von Atzendorf eine Summe
von 110 Talern zusammengebracht haben. Dies ist Ehre, dies ist
wahrer Ruhm, den sich meine Gemeinde dadurch erworben hat.
Anhang
nach den Nummern, die im Mai 1755 zur Erleichterung der
Einquartierung auf Befehl des Herzogs Ferdinand zu Braunschweig als
Gouverneur zu Magdeburg im ganzen Herzogtum an jedes Haus ohne
Ausnahme mit schwarzer Farbe dauerhaft geschrieben werden
mussten.
Nr. 1
ist die Pfarre, diese hat bewohnt1
[Valentin Levin bis 1506 ]
[Matthias Hertloff 1563 bis 1566]
1. Herr Johann Elias, Pastor vor dem Dreißigjährigen Krieg
von 1566 bis 1603
2. Herr Georg Mylius, Pastor Zeit des Dreißigjährigen
Krieges von 1603 bis 1634. Dieser hat die Plünderung anno 1634
allhier erlebt und ist danach weggekommen, weil das Dorf 14 Jahre
wüst [unbewohnt] gelegen. Mehr über ihn kann im ersten Teil
dieser Chronik im Paragraphen 89 nachgelesen werden.
[Johannes Crinerus 1637-1636]
[David Richter 1640-1647]
3. Herr David Thammius[Thamm, Tham, Damme], Pastor
nach den Dreißigjährigen Krieg von 1648-1674, in welchem Jahr ihm
auf sein Verlangen wegen seines hohen Alters ein Adjunkt
[Gehilfe] beigesetzt wurde. Mehr über ihn steht im
Paragraphen 90.
4. Herr Magister Samuel Lentz [Lenz], Adjunkt des
Pastors und Pastor von 1674 bis 1690, wo er als Inspektor nach
Egeln berufen wurde (siehe Paragraph 95).
5. Herr Christoph Schreiber, erst Rektor in Egeln und darauf
hier Pastor von 1690 bis 1708. Unter ihm ist Elvrode enthauptet
worden (siehe Paragraph 97).3
6. Herr Matthias Stieglitz [*1665 in Athenstedt],
Pastor von 1708 bis 1714 (siehe Paragraph 99);
7. Herr Paul Christoph Brill war erst Sub-Konrektor in
Magdeburg, danach Pastor von 1714 bis 1718. Dieser hat den großen
Brand am 24. Januar 1715 allhier erlebt (siehe Paragraph 101);
8. Herr Friedrich Heinrich Theune war erst Pastor von 1718,
starb als Co-Inspektor 1745 und baute 1729 einen Flügel der Pfarre
(siehe Paragraph 108);
9. Samuel Benedictus Carsted, [1746 - 1796] war erst
Feldprediger bei dem Kalcksteinschen Regiment in Berlin, kam als
Pastor und Inspektor 1746 hier an; baute 1753 die Scheune halb und
1754 die andere Hälfte der Pfarre; erlebte 1756 diesen [Dritten
Schlesischen oder Siebenjährigen] Krieg; auch 1761 den neuen
schädlichen Brand am Staßfurter Tor und was ferner hier beschrieben
ist und wird.
[Karl Friedrich Samuel Rönick, Pfarradjunkt und Pfarrer
1795-1799]
Nr. 2
ist des Kantors Wohnung.
1. Herr Hennegius Bremer, Kantor von 1650 bis 1670, ist der erste, von dem man Nachricht hat, sie besteht bloß in seinem Namen; nach seinem Tode 1670 folgte
2. Herr Johannes Schulze, Kantor von 1671 bis 1674.
3. Herr Joachim Friedrich Kirschner, von 1674 bis 1682.
4. Herr Zacharias Köppewar von Groß Oschersleben und ist um die Zeit des Organisten Raffius2 hier gewesen von 1683 bis 1709.
5. Herr Johann Caspar Grünzweig. Dieser kaufte Nr. 64 von Erben und erbaute es, hinterließ es seiner Witwe. Sein Sohn wurde ein Schneider und zog mit des Herrn Pastor Schreibers Sohn, der
Prediger in Pechau wurde, dahin und ließ sich dort nieder.
6. Herr Johannes Tobias Heldisch, er war ein siebenjähriger Akademiker [hatte sieben Jahre lang studiert], aus Gera gebürtig. Vor dem Brand war er erst Informator oder Präzeptor
[Hauslehrer] allhier. Hernach wurde er Kantor; seine Frau war eine Kantorstochter aus Randau. Mit seinen Kindern war er nicht glücklich. Doch sah er sie alle versorgt. Er gab ihnen alles hin, starb 1757 in einem Alter von einigen 70 Jahren und hinterließ seine Frau als eine alte Witwe in schlechten Umständen; er war Kantor von 1719 bis 1757.
7. Herr Johann Christian Pagel, aus Halle gebürtig, der, obgleich er nicht studiert hat, seinen Schuldienst zu jedermanns Zufriedenheit verwaltet. Er ist ein guter Sänger und dienstfertig
und in allem zu gebrauchen; versteht die Wirtschaft und das Gartenwerk; er erfasst [versteht] gleich, was er erfassen will und lebt mit jedermann in Ruhe und Frieden. Ich habe ihn über zehn Jahre bei mir gehabt und bin zu jeder Zeit mit ihm zufrieden gewesen. So schlecht sein Dienst gleich ist, so gut ist sein Herz.
Er gab 1 Taler zu der Kollekte für die ruinierten Brüder in der Mark, Pommern und Schlesien. Seine Frau ist die Witwe des Fabrikanten Reite aus Magdeburg, eine geborene Giesler.
N.B. Obige Nachricht von den ältesten Kantoren habe ich aus dem Taufregister des alten Kirchenbuchs gezogen, wo sie namentlich bei gewissen Kindern angezeigt stehen.
Nr. 3
ist des Organisten und Schulmeisters Wohnung.
1. Johann Breier, Schulmeister, zog 1656 ab und wurde Oberküster bei der St.-Johannis-Kirche in Magdeburg.
2. Reinhard Möllenberg[Mühlberg, Mühlenberg], Schulmeister von 1656 bis 1694. Zu seiner Zeit ist eine Orgel angeschafft, die er aber nicht gespielt hat.
3. Herr Adamus Raffius, Organist und Schulmeister von 1694 bis 1715, hat wegen des Orgelschlagens nichts gehabt.
4. Johann Christoph Franckeaus Holzsußra, von 1715 bis 1734. Er zog von hier nach Olvenstedt.
5. Heinrich Martin Blenckeaus Vogelsdorf, von 1734. Mein Antezessor [Vorgänger], der Herr Inspektor Theune, wählte ihn wegen seiner Jugend, um ihn nach seiner Hand zu ziehen, und
wegen seines Spielens. Er war von der Schule zu Halberstadt nach Colbitz bei Herrn Ober=Forstmeister v. Lüderitz gezogen, um die
Tochter zweiter Ehe daselbst auf Klavier zu unterrichten. Hier hatte er sich mit der Ausgeberin versprochen, eines Gärtners Spiegel Tochter; er heiratete sie. Die Kinder, die er zeugte, bekamen zu Hause keine rechte Erziehung; daher wollte es anfänglich auch in der Fremde nicht mit ihnen fort.
Den ältesten Sohn brachte er nach Magdeburg auf die Schule. Dieser wurde darauf ein Schreiber auf dem Amte Egeln, wo er sein Glück gefunden haben würde, wenn er sich in seinen Posten hätte finden und gute Ermahnung annehmen können. Er kam weg und wurde darauf ein Verwalter.
Den zweiten Sohn Georg brachte er auf die Schule nach Calbe, und als es nicht gehen wollte, nahm er ihn weg und ließ ihn bei dem Kaufmann Herrn Boden in Magdeburg die Handlung erlernen. Nach zwei
ausgestandenen Lehrjahren ging er unter die Soldaten und wurde Husar im Grünen Kleistschen Regiment.
Die älteste Tochter brachten sie endlich nach Magdeburg, als sie schon erwachsen war; von da nahm sie die Ober-Amtmännin Fulkrusen in Westerburg zu sich. Aber sie wurde ihrer müde, und die Eltern
bewilligten, dass sie als Ausgeberin nach Unseburg zog, wo der Verwalter Jenicke [Jaenicke, Jänicke] ohne Beamten ein Jahr wirtschaftete. Dieser musste sie nehmen, denn die Mutter gab vor,
dass er sie beschlafen hätte. Jaenicke nahm sie, weil die Eltern indessen einige 100 Taler in Vogelsdorf geerbt und ihm versprochen hatten zu helfen. Endlich pachtete er das Amt Wusterwitz und wurde Amtmann. Ein jeder sah aber, dass die übrigen Kinder auf eine sehr schlechte Art mitsamt diesem Amtmann dabei verderben würden.
Der Organist Blencke fing mit seinem geerbten Geld an zu kaufen und zu verkaufen und das Verkaufte hernach zum Besten des Jaenicke zur Hypothek zu verschreiben. Kurz, die Leute machten größere Anstalt, als sie ausführen können. Blencke wäre noch zu lenken; aber seine Frau hat einen Nagel im Kopf und regiert ihn ganz und betäubt ihm, so dass er bis jetzt das Verderben nicht sieht und den Untergang nicht merkt, darein er seine ganze Familie und sich selber stürzt.
Zur Kollekte gab er auch 1 Taler.
1. Hans Campe [Kampe] hat ihn 1632 besessen und hinterließ ihn
2. Caspar Campe, seinem Sohn. Dieser hatte das Unglück, dass ihm Elvrode seinen Sohn Moritz mit einer Bornstange
[Brunnenstange] erschlug. Darauf tauschte des Erschlagenen Bruder seinen hiesigen Ackerhof mit seinem Schwager in Mühlingen, namens
3. David Mews [Mewes, Mebes]. Dieser David überließ ihn seinem Sohn
4. Martin Mews.Er war einige Jahre Soldat im großen Potsdamschen Regiment des Königs Friedrich Wilhelm, wurde aber abgegeben [versetzt]. Hier lebte er als Soldat lustig und hätte seine Frau gern tot gehabt. Allein er musste sterben, als
seine Söhne Jeremias, Christoph und Samuel noch klein waren. Weil nun die Mutter zur Wirtschaft nicht taugte, so bekam nicht der jüngste Sohn Samuel den Hof, sondern der älteste, Jeremias, weil er noch am ehesten imstande war, ihn zu übernehmen.
5. Johann Jeremias Mewsheiratete des Schöppen Moritz
Schnocks Tochter, mit der er vier Töchter, aber keinen Sohn zeugte.
Sie starb in den besten Jahren, und ihre Töchter waren noch alle
unerzogen.
So lange sie lebte, hörte man nur unter der Hand, dass er
liederliche Hurenstreiche übte. Nach ihrem Tode aber trieb er
solche Schande, dass auch die Kinder auf der Straße davon zu reden
wussten. Er hielt es mit Eheweibern, ja mit Bettelweibern. Auf dem
Felde hielt er reisende Weibsleute an, und wenn das Getreide auf
dem Felde stand, so trieb er seine Schande im Korn.
Endlich beschlief er David Schnocks Tochter, die kam mit einem Sohn
nieder. Damals waren seine Töchter noch klein. Man riet ihm, sich
zu verheiraten, aber es gefiel ihm besser, mehr als ein Weib zu
haben.
Ein Bettelweib klagte ihn bald darauf an, die er auf freiem Felde
gebraucht und der er nach gebüßter Brunst den Hurenlohn nicht hatte
geben wollen. Alles Ermahnen war vergebens; sein Vater soll es
nicht viel besser gemacht haben. Er beschlief die alte Hure noch
einmal.
Seine Töchter waren indessen groß geworden und machten ihm die
bittersten Vorwürfe, suchten Hilfe bei dem Amt, weil er das Gut
eher verschuldete als verbesserte; sie bekamen aber zur Antwort,
dass sie keine solche Gesetze für die Witwer wie für die Witwen
hätten. Und so lebt er also fort auf dem Hofe.
Er ist sonst kein Säufer, kein Spieler, kein Zänker, aber ein
Hurer, der ganz unsinnig seine Lüste zu befriedigen sucht.
Man kann leicht selbst denken, dass ein solches verderbtes Herz zur
Kollekte für die ruinierten Brüder wenig geben werde. An mich hat
er gar nichts geschickt, aber doch in das Becken gegeben.
Nr. 5
Ein Haus, das als Kossatenhof auf dem Freihof steht.
1. Lewin Schnock hatte mit Nr. 14 und 16 [15]
auch diesen damals wüsten Platz und hinterließ ihn so seinem
Sohn
2. Paul Schnock. Der Acker war schon unter die übrigen
Schnocks verteilt. Weil aber um diese Zeit der Befehl vom König
erging, dass alle wüsten Stellen unverzüglich aufgebaut oder an
andere überlassen werden sollten, so gab Paul seinem Sohn David,
der den Holländern diente, diese Hälfte, um sie zu erbauen.
3. David Schnock ist der Erbauer, erster und vermutlich auch
letzter Besitzer dieses Hofes. Er ist der Lehn-Stammhalter von
diesen Schnocks, schon einige 70 Jahr alt, von starker Natur. Sein
einziger Sohn ging 1746 von hier nach Holland und von da zu Schiff
nach Indien; weil er aber in diesen 16 Jahren auch nicht ein Mal
geschrieben, so wird er für tot gehalten.
David Schnocks Frau ist faul und schwatzig [geschwätzig,
schwatzhaft]; seine jüngste Tochter, die von Mews zwei Mal
beschlafen wurde, ist noch fauler als die Mutter und ein
erzliederliches Weibsstück, bei der gar kein Ermahnen hilft. Der
alte David ist desto fleißiger; wenn er stirbt, so stirbt das Haus
aus, und der Acker, der meistenteils schon versetzt ist, wird unter
die übrigen Schnocks seiner [Lehn-]Klasse verteilt.
Nr. 6
Ein Kossatenhof.
1. Hans Paul, der vor Zeiten hier Richter gewesen ist,
hat ihn gehabt und zwar zusammen mit Nr. 62, einem Bauernhof. Von
diesem Richter hat die beiden Höfe Nr. 6 und Nr. 62 erhalten:
2. David Brand [Brandt], welcher auch Bauer und
Kossat gewesen ist und des Richters Paul Tochter geheiratet hatte,
die eine Witwe gewesen ist. Denn 1651 hat der Richter Paul seine
Tochter Margarethe laut des Kirchenbuchs an Heinrich Niemann
verheiratet, die 1653 den 17ten September ein totgeborenes Kind zur
Welt gebracht und dann 1661 ihren Mann verloren und 1662 am Tage
Johannis David Brand geheiratet hat.
Dieser teilte seine Höfe. Dem älteren Sohn Andreas gab er den
Bauernhof Nr. 62; doch musste er dem jüngsten 1/4 Acker von
demselben Hof abgeben, und so bekam diesen Kossatenhof
3. David Brand, der jüngste Sohn des vorigen, nebst dem 1/4
Acker;
von seinen vielen Söhnen bekam ihn
4. Franz Brand. Einer von seinen Brüdern lernte ein Handwerk
und ging nach Hirschberg in Schlesien, wo sein Mutterbruder ihn als
einen Gastwirt wohl anbrachte.
Zwei Brüder mussten 1756 als Knechte mit in den Krieg, und der
älteste, Andreas, bekam durch sonderbare [besondere]
göttliche Schickung Nr. 12.
Franz führt einen stillen, ehrbaren Wandel. Seine erste Frau, von
der er zwei Töchter hat, war aus Altenweddingen. Die zweite Frau
ist des Bäckers Matthias Krause Tochter und genau, sonst aber still
und ehrbar. Das erste ist aber den Kindern erster Ehe nicht
vorteilhaft.
Zur Kollekte schickte er nichts.
Nr. 7
Ein großer Bauernhof.
1. Ciriacus Dysing [Dusing, Diesing] ist der
erste, von dem man Nachricht hat.
2. Joachim Dysing, der Sohn des vorigen, erlebte den
Dreißigjährigen Krieg und die Plünderung und Verwüstung dieses
Ortes. Er zog weg und ist nie wiedergekommen. Der Hof wurde darauf
verkauft an
3. Otto Markort; er war ein Bürger in Quedlinburg und
verkaufte ihn wieder an
4. Claus [Claus, Nicolaus] Schnock, der damals
Schöppe war. Dieser hinterließ ihn seinem Sohn
5. Samuel Schnock, der Richter wurde. Er heiratete Curt
Busses Tochter; mit der bekam er den Bauernhof Nr. 43, und weil er
zwei Söhne hatte, so überließ er Enoch, dem ältesten, Nr. 43, und
dem jüngsten, Samuel, Nr. 7.
6. Samuel Schnockheiratete eine Niemanns Tochter aus
Wolmirsleben. Er ist ein guter, genauer und scharfer Wirt, sie
desgleichen; sie leben still, ehrbar und ordentlich, tun keinem
Menschen was zu Leide, sammeln [sparen] Geld für ihre
Kinder.
Dem ältesten Sohn Matthias kaufte der Vater in Eickendorf einen
Ackerhof für 3.000 Taler, welches Geld er gleich bar in Pistoletten
[Goldmünze im Wert von 5 Talern] bezahlte. Darauf baute er
das wüste Gebäude daselbst, und nachdem alles instand gesetzt war,
ließ er den Sohn heiraten und nahm von dessen Mitgabe
[Mitgift] soviel wieder zurück, als er vorgeschossen.
Der zweite Sohn Enoch starb ledig und los.
Die älteste Tochter bekam der Bauer Haberhauffe, der gerade
gegenüber wohnt;
die andere Tochter nahm der Bauer Samuel Saxe [Sachse].
Die dritte ist noch klein, während ich schreibe, und der Sohn
Samuel als der künftige Besitzer ist ein stiller und ehrbarer
Bursche. Er dient seinen Eltern als Knecht und kann ein Muster
unserer Jugend sein.
Nr. 8
Ein Kossatenhof mit zwei Pferden.
[Kossat Hans Schmidt der Ältere, vertreten durch den
Sohn Christian, Kossat Hans Schmidt der Jüngere (1650-1717)
und Kossat Leonhard Schmidt werden im
Steuer-Professions-Protokoll 1683 genannt.]
1. Hans Smid[Schmid, Schmidt] verheiratete seine
Tochter an
2. Martin Kleibeund gab ihr den Hof mit. Martin zeugte zwei
Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Joachim wurde ein
Kürassier-Reiter im Leibregiment und erheiratete den Kossatenhof
Nr. 34.
Die Tochter bekam der Sohn des Krügers Klapperstick, der aber bald
verstarb, und weil sie jetzt den Stenzel-Hof besitzt, so werde ich
mehr von ihr bei Nr. 61 melden. Der jüngste Sohn
3. Hans Kleibebekam diesen Hof Nr. 8. Er hat zugleich das
Schlachten erlernt.
Seine erste Frau war aus Altenweddingen; sie starb plötzlich.
Die zweite ist Bohnstedts Tochter aus erster Ehe. Man glaubte, dass
ihm damit geholfen sein würde, weil sie fleißig und arbeitsam war.
Allein die Trägheit und Faulheit des Mannes hat sie auch als Frau
faul gemacht; sie kommen ganz zurück.
Hinzu kommt noch manches Unglück, das ihn trifft. 1760, als die
preußischen Truppen im Oktober Leipzig verließen, musste er einemn
Offizier ein Pferd zum Reiten geben. Er ging mit. Die Jäger aber
zwangen ihn, ihre Tornister zu tragen und bei ihnen zu bleiben, und
bei der Gelegenheit kam er um sein Pferd, das jung und sein bestes
und wenigstens 80 Taler wert war, und das er höchst nötig brauchte.
Alle Mühe, die er sich gab, es wieder zu finden, war vergebens.
Selbst die Nachfrage des Hernn Landrats und der königlichen Kammer
konnten es nicht wieder bringen, und sie vergüteten ihm doch
nichts; und so kommt er immer mehr zurück. Sonst ist er kein
Spieler; noch Säufer, noch Zäncker. Die Faulheit ist das einzige,
was man ihm vorzuwerfen hat.
Nr. 9 und 10
Ein Kossatenhof mit einem besonderen Großvatersitz.
[Der Kossat Samuel Weber mit Vater wird im
Steuer-Professions-Protkoll von 1683 genannt.]
1. Jacob Weberist der erste bekannte Besitzer gewesen.
1699 gab er seiner Tochter Margaretha
2. Henni Ulzeund derselben diesen Hof mit. Ulze geriet in
schlechte Umstände, und ob er gleich Söhne hatte, so konnte er doch
den Hof nicht so lange aufhalten, bis sie groß geworden waren, ihn
anzunehmen. Er gab ihn also seiner Tochter, und die heiratete
Nicolaus Schnock.
3. Nicolaus Schnockwar aus Nr. 34 der jüngste Sohn. Lustig
von Gemüt, scherzhaft in seinen Reden, gleichgültig in allen
Sachen, auch den ernsthaftesten Geschäften, konnte er das
Haselieren [Narrheiten treiben] nicht lassen. Sonst war er
arbeitsam und ordentlich in seiner Lebensart; 1753 baute er auf
seinem Hof, der groß ist, Nr. 10 als Großvatersitz, so dass er doch
diesem kleinen Haus einen besonderen Hof und Eingang schaffen
konnte.
Er wurde Witwer und heiratete wieder.
Von der ersten Ehe hatte er drei Söhne; der mittlere sollte
studieren. Er brachte ihn nach Halle ins Waisenhaus, und als es
nicht gehen wollte, wurde er ein Chirurg und dient jetzt als
Feldscher beim Lazarett.
Der jüngste, Melchior, war zu klein, um das Gut anzunehmen, als der
Vater starb; daher bekam es der älteste Sohn.
4. Johann Friedrich Schnock. Er war toll und töricht, als er
ledig war. Er heiratete Paul Haberhauffes älteste Tochter und
sogleich änderte er seine Lebensart; er wurde ordentlich und
fleißig, und ob er auf seinem Hof gleich viel Schulden hatte, fing
er an abzuzahlen und gibt die größte Hoffnung, dass er bald den Hof
frei machen werde.
Nr. 11
Ein großer Bauernhof.
1. Peter Grashoffbesaß ihn zuerst. Seine Söhne waren
Soldaten und lebten liederlich, versetzten den Acker, und zwar,
wenn er bestellt war. Oft, wenn der Vater die Ernte einfahren
wollte, traf er Bürger aus Staßfurt auf seinen Äckern an, die das
Getreide aufluden und damit davon fuhren, weil seine Söhne darauf
Geld genommen [geliehen] und es auch schon verzehrt
hatten.
Er gab den Hof an seinen Sohn
2. Claus Grashof. Dieser geriet immer tiefer in Schulden und
sah sich endlich genötigt, nicht den Söhnen, weil sie ihn nicht
heben [sanieren] konnte, sondern seiner Tochter den Hof
darum zu überlassen, weil sich ein reicher Freier für sie fand, und
das war
3. Hans Geedicke[Goedicke, Gödicke, Gödecke]; er war
[wie der Organist Blencke] aus Vogelsdorf im
Halberstädtischen gebürtig. Dieser brachte viel Geld hierher, riß
auch den Hof aus seinen Schulden, allein es währte nicht lange, so
ging es wieder rückwärts.
Hans Geedicke selbst wurde der vielen Schulden wegen genötigt,
seinen Hof einem seiner Söhne zu überlassen.
Der Alteste war Kürassier-Reiter im Leibregiment; der Jüngste,
Curt, war Soldat in der Leibkompanie des Regiments vom Herzog
Ferdinand, ein rechter, höflicher, bescheidener, christlicher
Mensch, der dabei sehr wohl [gut] aussah, aber eben darum,
weil er Soldat war, den Hof seinem mittleren Bruder überlassen
musste. Später heiratete er doch in Förderstedt eine Kossatenwitwe,
wurde aber 1757 bei einem Ausfall vor Prag erschossen.
4. Heinrich Geedicke nahm den Hof an und heiratete Christoph
Reusemachers Tochter; bekam aber nicht so viel [Mitgift],
dass er sich hätte helfen können.
Die Frau ist überdies wie ihr Vater tiefsinnig und oft
melancholisch.
Außerdem war er verschiedene Jahre hindurch unglücklich mit den
Pferden.
Sonst ist er der fleißigste Bauer im Dorf, denn er ist selbst
Knecht und hat nur einen Jungen und lässt es sich blutsauer werden;
er ist weder Spieler noch Säufer, aber die alten Schulden halten
ihn nieder.
So schlecht auch seine Umstände sind, so gut ist sein Herz; zur
Kollekte gab er 1 Taler 8 Groschen.
Wenn er aufgebracht [aufgeregt, gereizt] wird, soll er grob
und eigensinnig sein, sagt man.
Nr. 12
Ein Kossatenhof mit zwei Pferden.
1. Johann Meierist der erste Besitzer und ein Korporal
gewesen. Seine Kinder scheinen nach dem Kirchenbuche alle gestorben
zu sein. Nach seinem Ableben kam
2. Albertus Elvrode[EilfRuthen] und heiratete 1663
Anna, Johannes Meiers Witwe, die aus Gram vier Wochen vor der
Hinrichtung ihres Sohnes starb.
3. Johannes Elvrode, sein Sohn, heiratete 1696 Brandts
Tochter und erschlug Moritz Campe mit einer Bornstange bei seinem
Brunnen, wurde darauf den 15. Oktober 1697 allhier vor dem
Staßfurter Tor enthauptet3. Hierauf kam
4. Andreas Nehringaus Förderstedt und heiratete 1698 Elvrodes Witwe und zeugte mit ihr einen Sohn und Erben,
5. Joachim Nehring. Dieser hatte ein einziges Kind, eine Tochter, die gab er dem Halbspänner Bedau aus Nr. 42, bewog ihn auch, seinen Hof Nr. 42 zu verlassen und zu ihm zu ziehen, denn er war sehr mit der Steinplage beladen und Witwer.
Christoph Bedau verlor seine Frau im zweiten Kindbett, und damit hatte der Friede ein Ende. Joachim Nehring nötigte ihn, wieder auf Nr. 42 zu ziehen und machte ein Testament, darin er den Sohn von seiner Tochter mit Ausschließung des Vaters zum Erben einsetzte.
Das Kind starb bald darauf. Nehring blieb hart gegen den Bedau und machte ein neues Testament.
Er vermachte er Haus, Hof, Acker und Vieh mit gänzlicher Ausschließung des Bedau seinem Vetter Andreas Brandt, jedoch so, dass dieser Brandt ihn pflegen und warten musste, und ließ ihn zu seinem Unterhalt ungehindert Schulden machen.
6. Andreas Brandtwar der älteste Sohn aus Nr. 6. Er diente als Knecht, heiratete die Kleinmagd, wo er diente, und weil er nichts mitbekommt, so wandte er das, was ihm sein Bruder herausgeben musste, auf Pferd und Karre und wollte wie Kresse hier Eier aufkaufen und nach Berlin fahren; allein er war nicht glücklich und musste ein Drescher werden. Und dann nahm ihn Nehring zu sich; dieser zehrte zwar drauf los, allein der Tod nahm ihn weg und verschaffte Brandt ein großes, unvermutetes, aber wohl zu
gönnendes Glück.
Bedau meldete sich; die Obrigkeit bewog auch den Brandt, dass er ihm noch 100 Taler von dem Hof gab und darauf ungestörter Besitzer blieb.
Auch unterscheidet er sich dadurch von anderen, dass er sich der Barmherzigkeit Gottes rühmt und dankbar gesteht, dass Gott seine schlechten Umstände unvermutet und unglaublich verbessert habe. Er
ist ein recht guter, ordentlicher, fleißiger und stiller Mann, hat aber vor seiner Frau, so klein sie ist, doch viel Furcht oder Achtung, so dass er sich auch dann nach ihrem Eigensinn richtet, wenn es gleich sein Vorteil nicht ist, ihr zu folgen.
Zur Kollekte gab er 1 Taler.
Nr. 13
Ein großer Bauernhof.
1. Joachim Dysing[Diesing] ist der erste, von
dem man weiß, dass er 1654 Jungfrau Rahel Graweil geheiratet hat
und 1667 gestorben ist. Seine Witwe musste wieder heiraten, weil
die ältesten Kinder von Joachim Dysing noch vor dem Vater
starben.
Sie nahm
2. Andreas Sommermeyer. Dieser starb 1696, als er 55 Jahre
alt war, und sie folgte ihm 1698.
Weil dieser Sommermeyer auch den Kossatenhof Nr. 22 hatte, so ist
es sehr wahrscheinlich, dass er sich denselben zum Großvatersitz
genommen hat, denn er übertrug den Bauernhof an seinen Stiefsohn,
und das war
3. Joachim Dysing. Dieser heiratete 1689 eine Helli-
[Hellie-]Tochter aus Unseburg, mit der er eine zahlreiche
Familie erhielt. Alle seine Kinder wurden wohl angebracht.
Drei Töchter blieben allein hier im Dorfe. Enoch Graweil, Curt
Bedau und Hans Haberhauffe nahmen sie; die andern wurden in
Förderstedt, Tarthun und Borne versorgt, und in Biere setzte sich
ein Sohn von ihm.
Georg Dysing aber musste seiner Größe wegen Soldat werden und tat
im Regiment von Anhalt-Dessau die Feldzüge von 1741/42 und 1744/45
mit. Danach erhielt er endlich seinen Abschied und blieb im ledigen
Stand.
Sein Bruder bekam den Hof, das war
4. Hans Dysing. Er heiratete eine Niemanns Tochter aus
Wolmirsleben, mit der er zwei Töchter und zwei Söhne zeugte.
Die älteste Tochter bekam sein Schwestersohn Enoch Graweil, Nr. 52
zu seinen Lebzeiten, und nach seinem Tode heiratete die jüngste
Enoch Schnock in Nr. 46.
Der älteste Sohn, Friedrich, bekam Schaden an seinen Augen, und der
jüngste Sohn, Samuel, bekam Wunden wegen der Soldaten.
Hans Dysing war erst Schöppe und hernach Richter. Er war ein
gesetzter Mann, guter Wirt, ordentlich in seiner Lebensart und
ehrgeizig. Wenn er länger gelebt hätte, würde er in der Gemeinde
viel Gutes als Richter gestiftet und seinen Kindern große Güter
erworben haben, für diese starb er zu früh.
Seiner Witwe ist nicht imstande, ihre Kinder, besonders die Söhne,
scharf zu halten; sie ist zu gelinde.
Als der Richter starb, hatte er die besten Pferde im Dorf und außer
seinem Spann [Gespann] drei zweijährige Fohlen, die nicht
schöner sein konnten.
Er starb am 08.09.1757, und 1759 war die Witwe schon um die besten
Pferde herum. 1761, zu Anfang des Jahres, kostete es sie schon
etwas, ehe die den jüngsten Sohn Samuel, der mit [in den
Krieg] fort sollte, wieder los bekam; und eben, da ich dies
schreibe, es ist Januar 1762, musste Samuel, der schon einige Tage
die Montur in Magdeburg getragen hatte, aber schließlich doch los
kam, von neuem hinein; er wurde am Tag vor dem Abmarsch durch einen
Soldaten geholt. Denn nicht der Hauptmann v. Finck, sondern der
Leutnant, den er bei sich hatte, wollte ein Pferd haben. Aus
Förderstedt hatte er auch einen Bauernsohn, Bertram, auf diese Art
holen lassen. Wollten sie wohl oder übel [wieder los
kommen], mussten beide dem Offizier ein Pferd beschaffen; und
weil er es gleich haben wollte, musste Enoch Graweil gleich
dasjenige in Magdeburg lassen, auf dem hingeritten war, diesem
seinem Schwager beizustehen, und beide, Dysing und Bertram, mussten
Graweil 150 Taler für dieses Pferd bezahlen. Daraufhin kam er zum
zweiten Mal los.
Zur Kollekte gab sie 1 Taler 8 Groschen.
Nr. 14
Ein Kossatenhof.
1. Paul Schnock besaß ihn mit Nr. 5 und 15. So wie er
seinen Sohn David auf Nr. 5 aufbauen ließ und Martin auf Nr. 15, so
überließ er
2. Andreas Schnock, seinem jüngsten Sohn, diesen Hof, bei
dem recht guter Acker ist, wenigstens zwei Hufen, so dass er gut
zwei Pferde halten kann. Allein die Wirtschaft taugte nicht, er kam
zurück, und als er starb, wollte keiner den schon verschuldeten Hof
annehmen.
Seinem jüngsten Sohn Enoch, dem er gehörte, fehlt es an der rechten
Aussprache; nur wenige können verstehen, was er sagt.
Er verlangte weder eine Frau noch den Hof. Er arbeitet fleißig, ist
aber dabei bis zum Erstaunen eigensinnig, sonst ein Liebhaber des
göttlichen Worts.
Die Witwe [des Paul Schnock] wirtschaftete mit ihm, doch
machten sie alle Jahre neue Schulden. Endlich nahm der Bruder
[des Enoch Schnock]
3. Andreas Schnockden Hof insoweit an, dass er ihn
bearbeitete und besserte. Er wollte aus Nr. 58 die Tochter erster
Ehe heiraten, mochte sich aber verlauten lassen, dass er der
Mitgabe [Mitgift] wegen einen Prozess anzufangen willens
wäre; da ging die Sache zurück, und er ist noch ledig, sonst ein
gutherziger, bescheidener und williger Mensch.
Nr. 15
Ein Kossatenhof, das zweite Haus auf dem freien Hof
[Freihof].
1. Paul Schnockvon Nr. 14 ließ auf Befehl des Königs,
alle wüsten Höfe aufzubauen, seinen Sohn
2. Martin Schnockhier aufbauen. Er baute besser als [sein
Bruder] David. Das Haus ist noch mehrn als einmal so großund
besonders für Mietsleute bequem angelegt, mit vielen Kammern.
Er überließ es Peter Schnock, seinem Bruder, denn er hatte keine
männlichen Erben, und die Töchter können es nicht bekommen, weil es
ein Mannlehen [Lehngüter, die nur in der männlichen Erbfolge
weitergegeben werden dürfen] ist. Dieser Bruder heiratete eine
Frau aus Eickendorf; sie starb und hinterließ vier Töchter; danach
heiratete er wieder eine Roderwalt [Rodewald] aus Tarthun,
mit der zeugte er einen Sohn Georg, der aber noch unmündig war, als
der Vater starb.
Die Witwe heiratete dann anno 1748
4. Johann Christoph Sünnerund freite ihm den Hof auf 15
Jahre zu.
Sünner war Grenadier im Regiment Ferdinand, reformiert und aus
Löderburg, wo er ein kleines Kossatengut hatte, und Tischler von
Profession [Beruf].
So unruhig er auch mit der Gemeinde lebte, der er lauter Händel und
Wunder machte, so vergnügt lebte er doch in der Ehe und vorzüglich
mit seinem Stiefsohn.
Den wollte er zuerst das Tischlerhandwerk lehren, und weil der
keine Lust dazu hatte, ließ er ihn Maurer werden. Georg wanderte in
diesem Handwerk und ging nach Kopenhagen.
In dieser Zeit musste Sünner mit in den Krieg und wurde bei
Zorndorf in der Schlacht wider die Russen totgeschossen.
5. Georg Schnock kam daraufhin aus Kopenhagen zurück und
hielt einige Zeit mit seiner Mutter Haus, die einen Sohn von Sünner
hatte.
Als er heiraten wollte, gab es wegen des Auszugs [Entschädigung
für die Übergabe des Hofs], den die Mutter verlangte, und wegen
der Melioration [Verbesserung], die Sünner vom Hof zu
fordern hatte, einige Uneinigkeiten.
Georg nahm Bachs Tochter aus Unseburg.
Er wurde bald darauf krank; es besserte sich.
Sowie er anfing, wieder aufzustehen, legte sich die Mutter und
starb am 25. November 1760. Georg fiel wieder in seine Krankheit
zurück und starb am 2. Februar 1761.
Seine Frau kam vorzeitig nieder, und so war zugleich mit ihm dieser
Schnocksche Zweig ausgestorben.
Die Erben von Nr. 14 und Nr. 5 sind sich noch nicht einig; denn
einige von Pauls Söhnen haben ihre Nachkommen in Pommern und
Magdeburg. Diese haben alle Teil an dem freien Acker, der bei
diesem Hofe gewesen ist, den sie zwar versetzen, aber nicht
verkaufen können.
Die Witwe, wenn sie keinen Schnock von dieser Klasse nimmt, kann
nicht einmal das Haus behalten; sie bekommt ihr Eingebrachtes und
das Gegenvermächtnis [Absicherung der eingebrachten Mitgift]
laut ihrer Ehestiftung.
1761, als die Kühe zum ersten Mal in die Stoppel getrieben wurden,
wurde ihre beste Kuh hier am Kirchhof so gestoßen, dass sie
dieselbe auf der Stelle, wo sie lag, schlachten mussten.
Zur Kollekte schickte sie 8 Groschen.
Nr. 16
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Hans Bockwar in sehr guten Umständen, hatte viel
Geld auf Acker geliehen und kam daher sehr gut zurecht.
2. Hans Bock, sein Sohn, war auch noch in gutem Stande,
obgleich viele ihre versetzten Äcker wieder einlösten. Seinem
Sohn
3. Claus Bockging es schon schlechter; nachdem er starb,
hielt die Witwe einige Jahre Haus und gab ihre Tochter an den
Soldaten Christoph Sperling, der hernach sich Nr. 86 erbaute.
Schließlich kam das Gut an
4. Andreas Bock, der zuvor Krüger in Üllnitz gewesen war.
Als er mit seiner zweiten Frau hierher kam, war der Hof schon
verschuldet. Er war ein stiller, ehrbarer und bescheidener Mann,
aber es wollte nicht fort mit ihm. Kindern, die noch unerzogen
[minderjährig] waren.
Die Witwe machte sich darauf als das arbeitsamste Weib im ganzen
Dorf bekannt. Sie deckt sogar ihre Scheune, wellte Wände ohne
Beihilfe eines Mannes.
Nr. 17
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Jacob Ernstgab 1661 seine Tochter und seinen Hof
zugleich an
2. Lüddicke Koch. Dieser gab seine Tochter und auch seinen
Hof, bei dem die Gerechtigkeit [das Recht] ist, einen Laden
zu halten, an
3. Martin Niemann. Der hatte zugleich auf eine Zeit Nr. 9,
Ulzens Hof, und hielt zwei Pferde und war in vortrefflich gutem
Stande; in seinem Kramladen konnte man alles haben, was man hier
nur verlangte. Sein Sohn war Soldat im Anhalt-Dessauischen Regiment
und hieß
4. Valtin [Valentin] Niemann. Als Soldat
führte er ein lustiges Leben und hatte seinen Aufenthalt in der
Schenke. Er vertat viel, er mochte zu Hause oder beim Regiment
sein.
Endlich kam er los, aber das besserte ihn nicht; er kam zurück und
geriet in Schulden. Nun wollte er endlich ordentlich werden und
fing an zu arbeiten, schaffte sich Karre und Pferd an und wollte
durch den Handel seine verdorbene Wirtschaft wider herstellen.
Allein seine Frau war dazu nicht geschickt. Seinen Sohn ließ er
Schneider werden,und dieser ist jetzt Soldat unter Ferdinand, der
dritte Mann vom Flügel.
Nachdem er sich die freie Wohnung und Brotkorn hatte ausloben
[zusichern] lassen,
verkaufte er das Gut an
5. Joachim Schmidt, der war damals Krüger allhier.
Dieser baute Niemann ein besonderes kleines Gebäude am Wohnhaus mit
einem Eingang von der Straße.
Als er die Schenke verlor, bezog er es zwar selbst, doch weil es
ihm zu klein war, pachtete er in Sülldorf und verpachtete den
hiesigen Acker an Samuel Schnock, Nr. 26, das Haus und den Kram
aber an
6. Joachim Isensee, dessen zweite Frau aus Eickendorf bei
ihrer Mutter einen solchen Kramladen versehen hatte.
Es ging auch so lange gut, bis Isensee 1756 als Grenadier im
Borckschen Regiment mit fort musste. Man weiß nicht gewiss, ob er
[am 19./20.07.1757] in der Schlacht bei Kunersdorf
[Kunratice] wider die Russen [? Österreicher]
geblieben [gefallen] ist. Unter den Toten ist er nicht
gewesen und von seiner Gefangenschaft hat man nichts gehört. Seine
Frau sah sich genötigt, den Kram, für den 20 Taler Pacht gab, an
ihres Mannes Schwester zu geben, Conrad Ulzens uxor.
7. Conrad Ulzeist Pächter des Kramladens und des Gartens auf
diesem Hof. Sonst war er ein Drescher, der aber immer vorteilhafte
Dielen gehabt hat.
Seine Frau ist auf den Handel recht abgerichtet. Sie handelt mit
allem, ist unverdrossen und unermüdlich in allem, was Nutzen
bringen kann, hat Geld auf Acker getan [verliehen], hat auch
eine Kuh und weiß sich Futter per fas et nefas [mit erlaubten
und unerlaubten Mitteln] in Menge zu schaffen. Dabei drischt
Ulze noch, wie er denn 1761 auf Nr. 36 im Dorf der erste gewesen
ist, der das Feuer im Dorf gewahr geworden ist.
Zur Kollekte schickten sie 1 Taler.
Nr. 18
Ein Kossatenhof.
1. Hans Zandergab 1688 Tochter Margaretha und auch
diesen Hof an
2. Christoph Köckeritz, der es ebenso machte, denn 1709 gab
Kökeritz seine Tochter und seinen Hof an 3. Meister Christoph
Hinze, einem Schuster aus Ohrsleben.
Von ihm bekam ihn der Sohn, ehe er das Schusterhandwerk recht
ausgelernt hatte, nämlich
4. Hans Hinze. Der heiratete Brandts Tochter, mit der er
verschiedene Söhne hatte, von welchen der älteste auch ein Schuster
wird.
Er lebt ordentlich und friedlich in seiner Ehe. Wo er aber in die
Schenke kommt, säuft er wie ein Igel und versäuft Sinn und
Verstand. Doch geschieht es nur selten.
Seine Mutter lag viele Jahre an einem unheilbaren Beinschaden zu
Bette; zuletzt lag sie sich ganz durch. Da hat sich ihre
Schwiegertochter als eine Ruth [Altes Testament, Buch Rut]
bewiesen. Ihr rühmliches Verhalten wird Segen auf ihre Nachkommen
bringen.
Nr. 19
Ein Kossatenhof auch auf der Breite.
1. Barrabas[Barnabas] Hecht[im
Steuer-Professions-Protokoll von 1683 'Kossat, Tagelöhner und
Drescher'] heiratete 1670 Catharina Hesse und überließ den
Hof seiner Tochter Anna; diese nahm 1695
2. Hans Pitscher[Peitscher]. Nach seinem Ableben kam
anno 1729 der Maurer aus Förderstedt
3. Andreas Buthutund nahm Pitschers Tochter Sophia, mit der
er verschiedene Söhne zeugte, auch das Wohnhaus von Grund aus mit
Steinen ausführte.
Bei dem allen aber war er ein Erzsäufer, der an einem Tag oft mehr
versoff und vertat oder durchbrachte, als er die ganze Woche
verdienen konnte. Dieses Leben setzte er so lange fort, bis ihm
keiner mehr was borgen wollte und bis er gar nichts mehr zu
versetzen hatte.
Seine Frau war indes gestorben; er sucht sich mit einer Heirat zu
helfen und nahm aus Brumby eine Witwe, die sich in guten Umständen
befand.
Anfangs ging es ziemlich gut; es erfolgte aber bald Streit und Zank
und die unglücklichste Ehe. Er hatte auch mit ihr Kinder
gezeugt.
Als er nun nichts mehr hatte, wurde der Hof an Paul Haberhauffe
verkauft.
Die zweite Frau starb, und Buthut verließ seine beiden Kinder und
zog nach Pommern. Die Gemeinde musste sich derselben annehmen.
Die Kinder erster Ehe waren Maurer und gingen fort bis auf den
ältesten, der sich hier verheiratete, aber als Soldat mit in den
Krieg musste. Bei einem Ausfall vor Prag 1757 blieb er.
Buthut verließ Pommern und heiratete in Gatersleben zum dritten
Mal, wo er es aber auch nicht besser machte. Ohne Zweifel geht er
jetzt betteln, wenn er nicht tot ist. Die Gemeinde hat noch wegen
Verpflegung seiner Kinder zweiter Ehe eine ziemliche Forderung an
den Vormund, der ein Schneider in Calbe und der Bruder der
verstorbenen Frau ist.
4. Paul Christoph Haberhauffekaufte diesen Hof; ihm gehört
der Halbspännerhof Nr. 33. Er besaß ihn noch gar nicht lange, da
starb er an der Schwindsucht. Die Kinder haben, weil sie zu jung
sind, nach Annahme des Hofes noch keine Teilung vornehmen
können.
Nr. 20
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Hans Müllerwar der erste Besitzer, der viel Geld auf
Höfe austat und einen kleinen Kram hatte, den er wohl zu nutzen
wusste.
Sein Sohn war ein Tischler und ließ sich in Hirschberg nieder; er
kam und verkaufte diesen Kossatenhof an den gewesenen Schmied
2. Andreas Sievert [Siebert].
Dieser führte eine unordentliche und ärgerliche Lebensart, baute
eine Pfingshütte und verführte das Gesinde; sein Haus brannte ab.
Der Sohn wurde gefangen gesetzt, weil Verdacht auf ihm war, dass er
das Feuer angelegt hatte.
Andreas Sievert zog nach Schneidlingen, wo er gestorben ist.
Den Platz kaufte danach
3. Enoch Meyer. Denn weil er von Nr. 50 heruntergeworfen
wurde und nirgend hin wusste, traten seine reichen Freunde nochmals
zu, kauften und bauten diese Stelle auf undgaben sie ihm.
Nach seinem Tode behielt sie seine Witwe, die 1759 auf besondere
Weise ihr Leben verlor. Ein Hahn sprang ihr ins Gesicht, und als
sie sich dessen erweht, so läuft dieser Hofhahn zu und beißt sie in
den Fuß. Sie ging barfuß; der kalte Brand schlu dazu und sie musste
im 75. Jahr ihres Lebens daran sterbenb.
4. Peter Meyer, ein Sohn des vorigen, nahm das Gut an;
vorher hatte er schon ein Mensch beschlafen und überdoes die Blam
[Blamage, Schande], dass er nicht reine Hand halte [ein
Dieb sei]. Nach seiner Heirat soll er eines diebstahls wegen in
Magdeburg durchgeprügelt worden sein. Sonst erscheint er still und
ehrbar und friedlich in seinem Wandel.
Nr. 21
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Witwe Buße [Busse].
2. Henni Meinerswar ein Schneider und gab 1716 seine einzige
Tochter
3. Lorenz Beck, der war auch ein Schneider und eines Hirten
Sohn aus Oberbörnicke. Er kam recht gut zurecht, hielt besonders
viele Schafe und verkaufte oft den Dünger, den er nicht nötig
hatte, an die Bauern.
Er hatte drei Töchter; seine Witwe heiratete Moritz Elte und zog
auf Nr. 26. Die zweite Tochter nahm des Hirten Hohmann Sohn, der
hernach mit in den Krieg musste, weil er in Bisdorf das Backhaus
gepachtet hatte. In der Schlacht bei Liegnitz ist er verloren, ohne
dass man weiß, ob er tot ist oder gefangen wurde.
Die älteste Tochter heiratete
4. Johann Christoph Kresseaus Förderstedt. Dieser hielt
Karre und Pferd wie sein Vater und fuhr Eier nach Berlin; brachte
was vor sich, denn an Tabak, Hirse, Bretter, in denen seine
Rückfuhre bestand, hatte er immer doppelten Vorteil.
Er wollte den Hof gern annehmen, aber die jüngste Tochter wollte
ihn nicht fahren lassen.
Kresse zog hierauf nach Altenweddingen, wo er sich einen
Kossatenhof kaufte, bei dem er zugleich die Freiheit zu handeln
hatte, und der Hof kam an
Joachim Boße [Bosse]; der nahm Becks jüngste Tochter.
Er war aus Tarthun und ein Stellmacher, der hier sehr nötig war,
hatte auch anfangs so viel Arbeit, dass er immer mit einem Gesellen
und oft mit zweien arbeiten musste. Weil aber die Frau, die doch
als Mädchen alles auf Reinlichkeit und Staat wandte, so umschlug,
dass sie nicht aufräumt und alles unordentlich herumliegen lässt,
so kommt er zurück. Es fehlt ihm schon an Holz; er kann es nicht
mehr anschaffen, und die Leute werden genötigt, wieder auswärts
arbeiten zu lassen; sonst ist er ein ordentlicher Mensch.
Zur Kollekte gab er 12 Groschen, was gewiss für seine Umstände viel
war und ein gutes Herz anzeigt.
Nr. 22
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Andreas Sommermeyer, der sich in Nr. 13 eine Zeit
lang hinein geheiratet hatte, hat ihn nach seinem Auszug von Nr. 13
als Großvatersitz gehabt.
Danach besaß ihn
2. Bartolomaeus Kroel[Kröl, Kröhl], ein Schneider;
der geriet aber in Schulden, und als er starb, nahm
seine Witwe
3. Conrad Evertzum Mann, der war auch ein Schneider.
Weil aber Kroel das Geld zum Kauf dieses Hofs von der Kirche
geborgt und gar nichts abgegeben [abgezahlt] hatte, überließ
er diesen Hof wieder an
4. Hans Dysing, der damals Nr. 13 besaß und ihn vornehmlich
um des kleinen Gartens wegen an sich brachte. Dysing bezahlte die
Kirchenschuld, fütterte die alten Leute bis an ihren Tod und baute
das Haus von Grund auf und besetzte es mit Mietsleuten. Den Garten
aber behielt er für sich, und so hat ihn seine Witwe noch.
Nr. 23
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Georg Kleineüberließ im Dreißigjährigen Kriege
diesen Hof, den er nicht mehr erhalten konnte, seinem Sohn
2. Hans Kleine, der gab 12 Taler Angeld an seine
Geschwister; weil nun dass Haus ganz verfallen war, so wollte er
nicht mehr geben und bekam also den ganzen Hof für 12 Taler Mit
einer Kuh und einem Ochsen fing er an zu ackern und hinterließ es
seinem Sohn
3. Jacob Kleine. Von demselben erhielt es der Sohn
4. David Kleine. Seine erste Frau war eine Bedau-Tochter aus
Nr. 42, mit der er zwei Töchter hatte.
Seine zweite Frau war eine Speckhals-Tochter aus Nr. 24, mit
derselben hatte er drei Söhne.
Weil aber diese Frau nicht viel mitbekommen hatte, so konnte ihr
nach seinem Tod auch nicht viel ausgelobt werden. Der Hof war in
Schulden, die Kinder klein, und die Frau sah sich genötigt, wieder
zu heiraten. Sie nahm
5. Hans Elert, einen Witwer, dem zugleich der Kossatenhof
Nr. 3 gehörte.
Elert hatte von seiner ersten Frau drei Töchter, von denen die
älteste etwas einfältig ist.
Er nahm diesen Hof der Schulden wegen für 1.400 Taler an und fand
die Kleineschen Kinder ganz ab.
Er hält zwei Pferde, ist ein scharfer Wirt und dabei ein rechter
Geizhals, sonst lebt er mit jedermann in Ruhe und Friede.
In seiner Ehe ist er ein Tyrann und allezeit unzufrieden und
missvergnügt.
Zur Kollekte gab er 12 Groschen.
Nr. 24
Ein Kossatenhof auf der Breite.
Die ersten, die ihn zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und
nachher bewohnt haben, haben ihn wegen der schlechten Zeiten ganz
verlassen und sind nach Eisleben gezogen. Man hat von ihnen nicht
einmal den Namen behalten.
1. Paul Kochwar ein braunschweigischer Soldat und zugleich
ein Leinweber. Er baute den Hof auf, und weil er keinen Sohn hatte,
so gab er 1681 seine Tochter Anna und zugleich den Hof an
2. Berend [Bernhard] Speckhals, der auch ein
Leinweber war und mehrere Söhne hatte, von denen den Hof bekam
3. Andreas Speckhals, auch ein Leinweber.
Sein ältester Sohn Berend heiratete nach Biere; die eine Tochter
heiratete David Kleine und danach Hans Ehlert vom Hof Nr. 23; die
andere Tochter nahm der Leinweber Conrad Arend.
Sein jüngster Sohn musste 1744 als Soldat im Boninschen Regimente
mit. Der Vater heiratete zum zweiten Mal, zeugte aber keine
Erben.
Der jüngste Sohn kam am Tage der Heirat seines Vaters aus dem
Krieg, weil er [am 15.12.1745] in der Kesselsdorfer Schlacht
[welche den Zweiten Schlesischen Krieg (1744-1745)
entschied] blessiert [verwundet] worden war. Er ehrte
Vater und Stiefmutter mit einer seltsamen Treue, und endlich
nötigten ihn seine Eltern zur Heirat und so bekam er den Hof.
4. Moritz Speckhals, auch ein Leinweber, dabei auch ein
Tischler, Uhrmacher, Drechsler, kurz ein Künstler, der nachmacht,
was er sieht.
1761, den 19. November, heiratete er aus Unseburg eine Hellis
[Hellie] Tochter. Noch hatte man sich kaum zu Tische
gesetzt, so brach das Feuer aus, das unvermutet gleich in den
Scheunen überhand nahm. Der ehrliche Moritz vergaß seine Hochzeit
und war der erste mit, der sich bis zuletzt willig beim Löschen
bewies und treffliche Hilfe in allem leistete.
Er ist mit der beste Mensch im Dorf und hat jeder Zeit ordentlich
gelebt. Er fürchtet Gott, liebt seine Eltern, dient seinen Nächsten
von Herzen gerne.
Zur Kollekte für die Ruinierten in der Mark und Pommern brachte er
mir 2 Taler, eine Gabe, mit der er manchen reichen, aber geizigen
großen Bauern beschämt, der oft kaum so viel oder weniger gegeben
hat; welches Werk der liebe Gott an ihm nicht unvergolten lassen
wolle.
Nr. 25
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Peter Zachariaswar auch ein Künstler; er tischlerte
und machte allerlei.
Sein einziger Sohn starb, als er 21 Jahre alt war. Seine Witwe
heiratete Christoph Schmidt, der aus Kochstedt hierher kam; die
Frau starb; er [Schmidt] konnte nicht zurecht kommen. Die
Erben Zacharias von Nr. 39 meldeten sich; der Schmidt als
Stiefvater verlor diesen Hof, wo er nicht zurecht kommen
konnte.
Schmidt heiratete Ulzens Witwe von Nr. 9 und 10, es ging ihm da
nicht besser.
Die Tochter von Ulze bekam den Hof Nr. 9 und heiratete Nicolaus
Schnock, und diesen Hof [Nr. 25] bekam
2. Peter Niemann, der Hans Zacharias Tochter hatte und Nr.
39 bewohnte.
Er hatte zwei Kinder; die Tochter bekam Nr. 39, und der Sohn
3. Christoph Niemanndiesen Hof.
Er war noch klein, als der Vater starb, und blieb bei seiner
Schweser, die Hans Krause geheiratet hatte.
Weil er dann groß war, musste er Soldat werden; nach den ersten
Feldzügen heiratete er Hans Klappersticks Tochter aus Nr. 63, mit
der er Sohn und Tochter hat und die er als Witwe hinterlassen
hat.
In der Schlacht bei Leuthen4 wurde er 1757 blessiert
[verwundet] und später geheilt. Die Wunde brach aber wieder
auf und er starb daran im Lazarett.
Er liebte die Schenke und das Spiel.
Die Witwe kommt ganz gut zurecht.
Nr. 26
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. [Cratz] Dansmannbesaß ihn besaß ihm; er
konnte darauf nicht zurechtkommen, und der Hof wurde überdies von
Hans Elte angeklagt. Dansmann verließ ihn und zog nach
Wolmirsleben.
2. Hans Eltenahm den Hof in Besitz und überließ ihn seinem
Sohn
3. Moritz Elte. Der übergab ihn seinem einzigen Sohn, der
groß, aber doch von den Soldaten los war, um ihn der Gefahr zu
entreißen, Soldat zu werden,
3. Friedrich Heinrich Elte. Dieser nahm eine
Klapperstick-Tochter aus Nr. 35; anfänglich wollte es nicht gehen,
denn Vater und Stiefmutter wohnten bei ihm. Es gab sich aber bald,
und sie leben alle recht ruhig.
Elte fährt Eier nach Berlin und bringt Tabak, Fische, Bretter p.
zurück. 1761 erhielt er die Erlaubnis, einen Kramladen anzulegen;
dadurch verbessern sich seine Umstände täglich.
1761 brannte ihm die Scheune mit ab, doch rettete man noch das
Wohnhaus, und hier löschte man endlich durch Gottes Gnade das
Feuer, so dass es nicht weiter um sich griff.
Nr. 27
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Georg Eltemachte mehr Schulden, als er bezahlen
konnte, und borgte besonders von Hans Müller, der Nr. 20 besaß, und
der seine Tochter Joachim Nehring gegeben hatte.
Da nun Elte nicht bezahlen konnte, so nahm
2. Joachim Nehringals Müllers Schwiegersohn den Hof und
Acker, behielt aber nur dien Hälfte vom Acker; die andere Hälfte
mit dem Hof verkaufte er an
3. Michael Lange,
dessen Tochter nahm der Soldat Deuter, nachdem er sie beschlafen
hatte, doch mit der Bedingung, dass ihm Lange den Hof geben sollte.
Da er aber fand, dass zu viel Schulden darauf lagen, überließ er
ihn wieder an
4. Joachim Nehring, der das meiste daran zu fordern
hatte.
Nachdem ihn dieser wieder einige Jahre gehabt hatte, verkaufte er
ihn endlich ganz an
5. Valentin Nehring, der aus Förderstedt eine Bauerntochter
geheiratet hat, die sich aber vorher von einen anderen hatte
beschlafen lassen.
Er gab 300 Taler für alles und baute sich eine Scheune auf dem Hof,
denn die fehlte.
Dieser Valentin Nehring ist ein Maurermeister, aber ein Umläufer
[unsteter Mensch, Herumtreiber]. Er hat fast die halbe Welt
durchwandert und ganz Italien durchstrichen und doch nichts
erworben.
1760 kam ihn das Laufen wieder an; er ging fort und ließ seine Frau
schwanger zurück. Der Mensch ist nicht recht witzig. Sein
leiblicher ältester Sohn wurde auch ein Maurer. Als ihn die Bauern
anno 1761 greifen und als Garnisonsoldaten [im Unterschied zu
Soldaten, die auf den Dörfern lebten] nach Magdeburg liefern
wollten, machte er sich fort und ging nach Hamburg.
1761 kam der Vater wieder; er war ganz abgerissen. Die Frau gab ihm
ein Hemd und hieß ihn wieder gehen, weil er sie wie eine Hure hatte
sitzen lassen.
Sie selbst ist in ihrer Aufführung zuweilen seltsam und vergnügt
und freudig, wenn es ihr noch so elend geht. Sonst lebt sie
ordentlich.
1761 brannte ihr die Scheune mit ab, auch verbrannten ihr die im
Garten geretteten Betten. Das Haus, so elend es auch ist, wurde
durch Gottes Gnade gerettet; es ist aber durch das viele Spritzen
von dem Wasser an den Wellerwänden so übel zugerichtet, dass der
Einsturz droht.
Nr. 28
Ein Kossatenhof ebenda.
1. Hans Koënnig [Könnig, König] besaß ihn 1669;
er war ein Schlachter, konnte aber nicht zurecht kommen.
Er verkaufte ihn an
2. Lüddicke Meier, der nach dem Kirchenbuch Otto Meier
heißt.
Dieser heiratete 1690 Catharina Moellenberg [Möllenberg,
Mühlenberg], des Schulmeisters Tochter.
Otto Meier starb, als sein Sohn noch klein war, und die Witwe
heiratete wieder
3. Hans Kuhne[Kuhn, Kühn, Kühne], der besaß den Hof
so lange, bis die ihm zuerkannten abgabenfreien Jahre um waren. Da
trat er ihn an seinen Stiefsohn ab.
4. Joachim Meier.
Dieser freite seiner zweiten Frau, die eine
Helli-[Hellie-]Tochter ist, den Hof zu und fand seine Söhne
und Töchter erster Ehe ab.
Er ist ein halber Advokat im Dorf. Wo keiner hin will, da schickt
man Meier hin oder nimmt ihn doch als Beistand mit, weil er ein
gutes Mundwerk hat. Er ist lustig unter den Lustigen und
niedergeschlagen im Unglück; sonst lebt er ordentlich.
Seine zweite Frau kann nicht schweigen, auch wenn er sie tot
schlüge. Sie bringt ihm den Prügel gleich selbst, wenn er sie
schweigen heißt, und schimpft ihn unter dem Prügeln, so dass er
davon gehen und ihr ihren Willen lassen muss.
1761 brannten ihm Haus und Scheune ab. Das Haus wäre zu retten
gewesen, wenn er die Förderstedter Spritze auf seinem Hof hätte
behalten können.
Gab zur Kollekte 12 Groschen.
Nr. 29
Ein Kossatenhof auf der Breite.
1. Timmermannbesaß diesen Hof und gab ihn seiner
Tochter, die heiratete
2. Hans Meyer, und der machte es ebenso. Er gab den Hof
seiner einzigen Tochter, die nahm
3. Andreas Arendt[Arend], der aus Üllnitz hier her
zog, und mit der er einen Sohn zeugte, an den der Hof fallen
musste.
Nach ihrem Tod heiratete Arendt wieder eine Frau, die ihn mit ihrer
eingebildeten Schwachheit sein Leben lang schurigelte. Wenn sie
Ader lassen wollte, musste er sie nach Staßfurt fahren. Auf dem Weg
zur Kirche pflegte sie sich verschiedene Male zu setzen und
auszuruhen. Besonders hatte sie sich närrisch, wenn sie schwanger
war.
Sie trieb einen kleinen Handel mit Tabak und nahm Korn und Eier,
was die Enken [Jungknechte] auf ihren Höfen gemaust
hatten.
Ihren Sohn ließ sie einen Schuster werden.
4. Samuel Arendnahm den Hof nach seines Vaters Tod und ruhte
nicht eher, als bis er seine Stiefmutter vom Hofe gebracht hatte,
der er aber die Miete anderswo bezahlte, und nun lernte die Frau
gehen. Sie konnte nach Magdeburg gehen, wo ihr Sohn starb; wiewohl
nicht zu leugnen ist, dass sie auch Schaden an ihren Beinen habe.
Sonst heißt sie die Schwatz- oder Pammel-Arendsche, weil sie sich
um alles Neue kümmert.
Samuel Arend heiratete aus Förderstedt. Er ist zugleich ein
Schlachter, in seiner Aufführung etwas herb, hart und grob, dabei
lebt er aber ordentlich.
1761 brannten ihm Haus und Scheune ab.
Nr. 30
ist ein Kossatenhof.
1. Hans Schulte [Schulze] war ein Ausländer, der
Sprache nach ein Braunschweiger, aber ein brauchbarer Mann in der
Gemeinde, die sich seines Rates oft bediente3 und ihn nicht selten
mit Aufträgen zu schicken pflegte.
Auf ihn folgte sein Sohn
2. David Schulte. Der kam in schlechte Umstände, so dass,
als er starb, keines seiner Kinder den Hof übernehmen konnte.
Daher der Bruder
3. Hans Schulteihn übernahm.
Seine Frau ist aus Löbnitz; mit ihr hatte er eine zahlreiche
Familie.
Solange er mit drosch, kam er gut zurecht.
Er klagte Äcker ein, die früher zu seinem Hof gehört hatten, gewann
den Prozess, borgte von der Etgersleber Kirche 400 Taler, um diese
Äcker einzulösen, und nun ging es rückwärts. Er kaufte sich Karren
und Pferd und bestellte seinen Acker und ließ sich sonst brauchen,
Bier zu holen oder sonst etwas zu fahren.
Aber die Interessen [Zinsen] hielten ihn zurück.
1761 brannten ihm Haus und Hof ab, und er ist in Umständen, aus
denen er sich nicht retten wird.
Er hatte vier Söhne und drei Töchter.
Der älteste Sohn musste 1758 mit in den Krieg und starb im Lazarett
zu Breslau.
1780 nahmen sie auch den zweiten Sohn Hans mit in das Regiment
Ferdinand.
Die älteste Tochter heiratete Hans Peter Meinz, der wurde ein
Drescher und würde sich gut ernährt haben, wenn er hätte hier
bleiben können. So aber musste er 1759 mit in den Krieg und starb
zu Wittenberg im Lazarett; er hinterließ einen Sohn und eine
Tochter.
Nr. 31
Ein Kossatenhof.
1. Hans Franze[Franz] hatte einen Sohn und eine
Tochter.
Der Sohn heiratete und nahm das Backhaus an.
Er hatte aber die Frau nur zehn Wochen, da starb er, und so bekam
die Tochter den Hof und diese heiratete
2. Hans Ehlertund hinterließ vier Töchter, von denen die
kleinste gestorben ist.
Ehlert nahm dann David Kleines Witwe und den Hof Nr. 23 für 1.400
Taler an, so dass ihm nun beide Höfe gehören.
1761 brannte dieser Hof mit Haus und Scheune ab.
Zur Kollekte gab er 12 Groschen.
Nr. 32
Ein Kossatenhof.
1. August Nezel [Netzel, Nötzel, Noetzel]. Er
war Schöppe und hatte zugleich den Bauernhof Nr. 37; ihm folgte
2. N. Förster, der gab seiner Tochter den Hof, und die
heiratete
3. Andreas Pitscher[Peitscher]. Weil Jacob Pitscher
den Hof nicht haben konnte, gab er ihn seiner Tochter, und die nahm
1731 4. Christian Schütte[Schütze], einen Bauernsohn
aus Nr. 38 und einen Stiefsohn von Peter Schnock.
Als Witwer heiratete er eine Schatte-Tochter aus Förderstedt.
Die Ehe war höchst unglücklich. Die Frau hatte an Faulheit
ihresgleichen nicht.
Kinder waren genug da, obwohl sie sich nicht einen Tag vertragen
konnten.
Schütte starb.
Der Hof, den weder die Tochter erster Ehe noch diese Witwe erhalten
konnte, wurde für 300 Taler verkauft an
5. Martin Heinrich Blencke, Organist und Schulmeister
allhier. Dieser kaufte ihn mit geborgtem Geld, das er auf die
künftige Erbschaft aufnahm; er baute und besserte das verfallene
Haus und setzte es in einen brauchbar guten Stand, und dann
verkaufte er es kurz vor der Ernte für 400 Taler an
6. Peter Schwerdt[Schwerd, Schwert, Schwer, Schwere].
Dieser hatte sich in Nr. 44 vor dem Tor hinein gefreit.
Er ist ein Handarbeiter, drischt, wellert, pflastert und ist
glücklich im Hamsterfangen, er ist ein stiller und fleißiger
Mensch. Seine Frau ist eine Germer-Tochter und zänkisch, sie hat
ein böses Maul.
Das Haus wollte sie ihrem Bruder überlassen, der Soldat im Regiment
Ferdinand und im Krieg ist, doch weil Schwerd das Geld für dieses
Haus erborgen musste, wurden beide Häuser zur Hypothek
verschrieben.
1761 brannte das Haus zum Teil nieder, und er konnte wenig retten
und zog wieder ad interim [vorübergehend] auf Nr. 44.
Zur Kollekte gab er 1 Taler.
Nr. 33
Ein Halbspännerhof.
1. Hans Haberhauffehinterließ ihn seinem Sohn
2. Hans Haberhauffe. Dies war ein ordentlicher, fleißiger
Mann, der mit seiner Frau eine gute Wirtschaft führte und seine
Kinder wohl versorgte.
Der älteste Sohn heiratete in einen Bauernhof nach Löderburg.
dem zweiten Sohn, Hans, kaufte er hier den großen Bauernhof Nr.
75,
und der jüngste, Paul Christoph, bekam des Vaters Hof.
3. Paul Christoph Haberhauffe. Er war Gerichtsschöffe, als
ich hier her kam, und hatte eine gute Gesichtsbildung und war ein
gescheiter Kopf, aber dabei so eigensinnig wie ein Karrengaul, hoch
in seinem Sinn, groß in seinen Gedanken, tyrannisch in der Ehe (die
Frau bekam Prügel in Menge!), unglücklich mit Pferden, an die er
doch alles wandte, um das beste Gespann im Dorfe zu haben.
Jedoch er erlebte es nicht, sondern seine Witwe bekam gleich nach
seinem Tod an den Fohlen, die er hinterließ, Pferde, die nicht
schöner sein konnten, jedoch von allerlei [verschiedener]
Farbe, besonders einen Fuchs und einen Schimmel, die unlängst
ihresgleichen nicht hatten. Er aber bestand auf egaler Farbe und
besonders auf schwarzer, und die wollten ihm durchaus nicht
einschlagen.
Auch in der Gemeinde sollte alles und musste auch das meiste nach
seinem Kopf gehen. Er pachtete für die Gemeinde von der Kammer die
Jagd. Der vorige Pächter, ein Edelmann, hatte sie für 25 oder 30
Taler gehabt. Haberhauffe überbot ihm, und dieser trieb ihm bis auf
80 Taler hinauf. Hier holte er sich den Tod, wenigstens
beschleunigte er ihn; er konnte von früh bis den Abend ungegessen
und ungetrunken [ohne zu essen und zu trinken] den Hasen
nachlaufen.
Er starb in den besten Jahren an der Schwindsucht.
Seine Frau war leicht zu trösten.
Indessen war es wirklich ein Schade für die Gemeinde, er würde der
brauchbarste Mann geworden sein. Er hielt viel auf Ehre, und seinen
Söhnen würde er mit Verstand eine gute Erziehung gegeben haben.
Er kaufte Nr. 19 von Buthut.
Seine Witwe kommt gut zurecht. Sie hat auch Nr. 66 in Pacht und hat
die älteste Tochter in Nr. 9 und 10 untergebracht.
Der älteste Sohn hat einen ebenso unbeugsamen Sinn wie der Vater
und scheint auch dessen Verstand zu erlangen.
Der jüngste Sohn ist noch klein [jung].
Der Hof war in Schulden, als der Vater starb.
Die Witwe hilft sich und weiß ihr mütterliches Ansehen bei ihren
Kindern zu erhalten. Es scheint, als habe sie von ihrem Mann
gelernt, eigensinnig auf ihrem Kopf zu bestehen und vieles zu
reden, was Zank und Unruhe und Uneinigkeit machen kann, woran sie
sich aber nicht kehrt.
Nr. 34
Ein Kossatenhof.
1. Andreas Schnock überließ ihn seinem Sohn
2. Claus Schnock.
Dieser hatte zwei Söhne, Andreas und Nicolaus; von denen heiratete
Nicolaus in Nr. 9 und 10 und nahm Ultzes [Ulzes] Tochter.
Den väterlichen Hof bekam
3. Andreas Schnock. Er war auch ein Possenreißer, oder
höflich zu reden, ein Spaßvogel. Alle seine Reden erregten ein
Gelächter. Man war es schon gewohnt, alles zu belachen, was er
vorbrachte.
Er hatte zwei Söhne und 2 Töchter und ließ sich doch bereden,
seinen Hof der zweiten Tochter schon bei seinen Lebzeiten zu geben,
nur damit sie der Reiter Joachim Kleibe nehmen möchte, der sich
lange mit ihr verlobt hatte.
Nr. 35
Ein Bauernhof.
1. Hans Kruse[Krause] kam sehr gut auf diesem
Hof zurecht und hinterließ ihn seinem Sohn
2. Joachim Kruse. Dieser nahm des Richters Curt Schnock
Tochter; jedoch sie war keine Wirtin und liebte den Trunk.
Krause kam in Schulden, und weil er sich hier nicht mehr helfen
konnte, überließ er den Hof seinem Schwager, den Sohn des Richters
Curt Schnock, und zog nach Amesdorf, wo er einen Ackerhof kaufte;
jedoch es ging wieder nicht. Die Frau konnte das Saufen nicht
lassen. Der Hof wurde dort angeschlagen [öffentlich zum Verkauf
angeboten].
Kruse starb dort.
Seine Witwe kehrte mit einem Sohn, Joachim genannt, hierher zurück.
Der wurde ein Schneider, und sie lebte von dem, was ihre Freunde
ihr als Almosen reichten.
3. Andreas Schnock, ein Schwager des vorigen und ein Gens
d'Armes [im berühmtesten und exklusivsten preußischen
Reiterregiment am Berliner Gendarmenmarkt]. Er führte ein
soldatisches Leben; als er starb, hinterließ er zwei Söhne und drei
Töchter.
Die älteste Tochter heiratete in den Bauernhof Nr. 62, die mittlere
in den Kossatenhof Nr. 56. Die dritte ist noch ledig.
Für den ältesten Sohn, Enoch, will sich noch nichts finden. Er ist
ein guter Mensch, arbeitsam, aber auch ein starker Esser, stark an
Leibeskraft. Ein paar Leitern von einem Erntewagen nimmt er wie ein
halber Simson auf eine Schulter und trägt sie fort. Eine Mandel
[15] Heringe ist die gewöhnliche Zahl, wenn er in Magdeburg
das Mittagbrot essen will. Dabei ist er doch genau und sammelt
[spart] Geld und wartet auf eine gute Gelegenheit
anzukommen.
4. Christoph Schnock, der jüngste Sohn des vorigen, nahm den
Hof und sich eine Frau aus Wolmirsleben, die eine gute Wirtin ist
und ruhig und friedlich mit ihrem Mann lebt, der auch an sich von
einem recht guten, treuen Gemüt und bescheidenem Wesen ist.
Die Frau ist genau; aber die Umstände des Hofes erfordern es auch.
Sie hatten zwei Kinder, Sohn und Tochter. Da sie 5 und 6 Jahre alt
waren, starben sie in Zeit von 14 Tagen alle beide. Gott schenkte
ihnen darauf wieder einen Sohn.
1761 brannten ihnen die Scheune und fast alle Ställe ab. Das
Wohnhaus wurde, wiewohl mit vieler Mühe, noch gerettet. Er
verbrannte sich beim Retten im Feuer die Hand, die aber doch mit
Mühe wieder hergestellt wurde. auch verbrannten ihnen zwei
Mastschweine in den Koben, die schon beinahe fett waren.
Etwa 6 Monate vorher kam das Viehsterben auf seinem Hofe aus. Er
behielt nur wenig von seinem Rindvieh und musste dazu leiden, dass
er die Seuche ins Dorf gebracht hatte, weil er einen Ochsen von der
Wolmirleber Weide zu der Zeit hierher zurück gebracht hat, als dort
das Viehsterben schon angefangen hatte. Dies war das zweite
Viehsterben, das ich hier erlebt habe, und dabei habe ich zum
Preise Gottes gar nichts verloren, wie auch überhaupt durch Gottes
Gnade nur wenig Höfe betroffen waren.
Nr. 36
Ein Kossatenhof.
1. Claus Klapperstick[Klapperstück] war der
erste Besitzer, der hinterließ den Hof seinem Sohn, der ebenso
hieß.
2. Claus Klapperstick. Dieser vertauschte den Hof mit seinem
Schwager Simon Sachse, der in Tarthun wohnte, und zog dahin; den
Hof besaß danach
3. Simon Sachse; weil nun seine erste Frau, die
Klapperstick, einen verschlagenen Kopf und mehr Einsicht und
Verstand als gute christliche Lebensart hatte, so vertauschte sie
diesen Kossatenhof abermals mit einem Bauernhof und wusste das Geld
zu schaffen, das sie Peter Schnock darauf heraus zu geben
hatte.
4. Peter Schnocknahm ihn von Sachse für 700 Taler an. Mit
dem übrigen Geld für Nr. 38 wurden die Schulden bezahlt.
5. Samuel Schnock, der Sohn des vorigen, hat eine zahlreiche
Familie, und dennoch konnte er den Verdacht bei seiner Frau nicht
auslöschen, dass er es noch mit andern Eheweibern halten
sollte.
Er ist ein fleißiger Wirt und ein fleißiger Kirchgänger.
Seine älteste Tochter hat einen Kossaten in Eickendorf; seine
zweite heiratete 1761 nach Calbe einen Leinweber, der zugleich
einen Leinwandladen hat.
Auf Samuel Schnocks Hof und zwar in seiner Durchfahrt wurde das
Feuer den 19. November 1761 zuerst entdeckt; das dort liegende
Stroh brannte und zündete im Augenblick die Scheune an. Er musste
leiden, dass seine Kinder von der Hochzeit seiner Tochter her noch
Pulver gehabt hatten und an diesem Tage eben darum, weil eine
Hochzeit hier war, mit Schlüsselbüchsen geschossen und es dadurch
angezündet hatten. Allein es ist sehr wahrscheinlich, dass nicht
Kinder, sondern große, erwachsene Burschen durch unvorsichtiges und
unerlaubtes Schießen dies große Unglück angerichtet haben.
Zur Kollekte gab er 16 Groschen.
Nr. 37
Ein Bauernhof.
1. August Nezel[Netzel, Noezel, Nötzel] war
Schöppe und hatte zugleich den Kossatenhof Nr. 32.
2. Matthias Klapperstickhat ihn danach gehabt und 1674
seinem Sohn
3. Andreas Klapperstick[Klapperstück] überlassen, der
in diesem Jahr Elisabeth Schnock, des Richters Tochter heiratete,
die aber des Ackermanns Bastian Betge [Bethge] zu Tarthun
Witwe war. Auf ihn folgte
4. Claus Klapperstick, der nahm als der jüngste Sohn den Hof
an und heiratete 1715 Catharina Elisabeth Motsch, des Windmüllers
in Altenweddingen jüngste Tochter. Sie war auch so jung noch, dass
sie als Frau noch mit Kindern zu spielen pflegte.
Sie hatte von Klapperstick Söhne und Töchter, als er starb; aber
sie war noch sehr jung, als sie Witwe wurde, und ließ sich von
ihrem Knecht Joachim Heinrich beschlafen und nahm ihn 1737 zur Ehe,
ehe sie niederkam.
5. Joachim Heinrich; er war aus Biere gebürtig; er zeugte
mit Nicolaus Klappersticks Witwe einen Sohn und drei Töchter und
besitzt das Gut so lange, bis einer von den Klappersticks Kindern
der Mutter ihr Eingebrachtes, das sich auf 800 Taler beläuft,
allein bar herausgeben kann. Denn die Mutter will mit ihrem zweiten
Mann ad dies vitae [bei Lebzeiten] davon leben und ihren
Nachlass nach ihrem Tode unter den Kindern gleich geteilt
wissen.
Von den Kindern erster Ehe wurde Enoch ein Schmied und heiratete in
Zerbst eine geschiedene Frau, und danach zog er nach Borne und
pachtete die Schmiede.
Christoph Klapperstick wurde 1757 als Soldat nach Berlin in das
Regiment Lange geschickt und kam ungesund zurück, weil er durch
einen Sprung aus der Luke, den er getan hatte, um sich aus der
Gefangenschaft zu retten, sich die Brust beschädigt hatte.
Peter Klapperstick, der älteste, blieb lange frei von den Soldaten;
endlich aber musste er 1761 doch als Knecht mit fort. Er stellte
sich lange närrisch und meinte dadurch los zu kommen; aber es half
ihm nichts.
Christian, der jüngste, ist der kleinste und dient als Knecht.
Alle Brüder hatten dem Peter ihr Recht am Hofe abgetreten, wenn die
Mutter ihm denselben geben wollte. Aber die verlangte ihr
Eingebrachtes in bar, und das wusste Peter nicht zu schaffen; daher
blieb sie mit ihrem Mann und den Kindern als die eigentliche
Besitzerin auf dem Hof.
Nr. 38
Ein Bauernhof.
1. Andreas Schulzehat diesen Hof 1632 besessen, wie ich
aus einem Kaufbrief, den mir mein Nachbar aus Nr. 7 zeigte,
erfahren habe.
Von diesem kam der Hof an
2. Claus Schulze. Die Witwe heiratete nach seinem Tode den
Sohn des Richters Curt Schnock und brachte dadurch den Hof an
3. Peter Schnock. Der vertauschte ihn und verkaufte ihn
gegen Nr. 36 an
4. Simon Sachse[Saxe].
Sachse hatte eine witzige, aber ihm untreue Frau. Sie hätte ihn
gern tot gehabt, obgleich er ein geduldiger Hahnrei war und nicht
einmal widersprach, als sie ihn 1744 mit Wagen und Pferden ins
Lager schickte, auf die Wache stellte und dagegen den Knecht bei
sich zu Hause behielt.
Er brach das Bein und war die Geduld selbst und starb nicht; die
Frau starb.
Sachse nahm Agnesa Peters, die sich von einem anderen hatte
beschlafen lassen, mitsamt dem Kind als eine Haushälterin zu sich.
Endlich heiratete er sie gar, obgleich sie gar nichts hatte und
dazu eines Fremden Hure gewesen war.
Seine Töchter widersetzten sich, weil sie groß und schon
verheiratet waren. Sachse war geduldig.
Er verkaufte den Kossatenhof, den er in Tarthun hatte, und fand
damit die Töchter gänzlich ab, und lebte mit dieser Frau in Ruhe,
zeugte eine Tochter mit ihr und kam gut zurecht.
Den ältesten Sohn brachte diese Stiefmutter nach Magdeburg und ließ
ihn die Handlung [den Handel] erlernen; er hat sich dort
niedergelassen und ist ein Wein- und Kornhändler geworden.
Sie starb und Simon Saxe wurde zum zweiten Mal Witwer und hätte
beinahe zum dritten Mal wieder geheiratet, wenn ihn nicht
schließlich die Soldaten genötigt hätten, seinem Sohn den Hof zu
geben, wenn er den Sohn nicht gar verlieren wollte. 5. Samuel
Sachseheiratete 1761 aus Nr. 7 die zweite Tochter.
Er ist ein stiller, ordentlicher und fleißiger Mensch und genau zu
leben gewohnt.
Seine Frau hat ein gutes Gemüt, ist genau und lebt in großer
Einigkeit in der Ehe.
1761 hatte er dass Unglück, dass ihm Scheune und Ställe abbrannten;
das Wohnhaus wurde gerettet.
Nr. 39
Ein Kossatenhof.
1. Hans Zachariasverheiratete seine Tochter an
2. Peter Niemann. Der hatte einen Sohn und eine Tochter; als
er sich wegen des Kossatenhofs von Nr. 25 meldete und denselben
erhielt, wurde dieser für seinen Sohn bestimmt, und diese Nr. 39
bekam seine Tochter, die heiratete
3. Hans Krause, einen Bauernsohn aus Nr. 48.
Er starb, jedoch seine Witwe blieb ledig und führte ein stilles,
ehrbares Leben, verpachtete den Acker an den Bruder ihres Mannes um
die dritte Garbe und suchte ihrem einzigen Sohn alles zu ersparen
und zu überlassen.
Wegen der Soldaten musste er den Hof annehmen, er gehört jedoch
noch der Mutter.
Sie war die erste, die mir gleich nach der Ankündigung der Kollekte
zwischen dem Gottesdienst für die ruinierten Brüder 5 Taler
brachte, welche reiche Gabe ihr der gnädige Gott reichlich
vergelten wolle.
1761 brannte ihr die Scheune ab.
4. Matthias Krause, ein Sohn der vorigen, ist noch ledig;
wenn er sich nicht vor seiner Mutter scheute, wäre er in großer
Gefahr, liederlich zu werden.
Nr. 40
Ein Halbspännerhof.
1.Claus Bedauist der erste, von dem man Nachricht hat.
Der Hof ist immer ein Bedauhof gewesen, wenn der Wirt stirbt,
müssen die Erben dem Amt das beste Pferd aus ihrem Gespann bringen
und geben.
2. Peter Bedauwar der Sohn des vorigen; er überließ Haus und
Hof seinem Sohn
3. Peter Bedau, der an sich ein guter, ehrlicher Mann war.
Wenn er aber in die Schenke kam, so blieb er so lange sitzen, bis
er sich vollgesoffen hatte, und dann schlich er nach Hause und
legte sich stockstill nieder und schlief den Rausch aus. Besonders
war er guttätig gegen die Armen; er konnte keinem Armen was
abschlagen, auch wenn er sah, dass ihn manche mißbrauchten.
Ein langwieriger Pferdeprozess, den er mit einem Pferdehändler
führte, der ein Betrüger war, machte ihm viel Unruhe, und nachdem
er 1757 selbst mit nach dem Franzosenlager fahren musste und sich
durch Flucht rettete, starb er bald darauf.
Er hinterließ zwei Söhne und drei Töchter.
Die Witwe ist genau, aber sie muss es sein; es ist bei seinen
Lebzeiten noch gar nichts für die Töchter gesammelt
[erspart], er hat nicht einmal die alten Schulden
abgetragen.
Zur Kollekte schickte sie doch zwei Taler.
Ihre Scheune und Ställe brannten 1761 auch ab, und sie redet am
meisten von den Müßiggängern, die durch Schießen dieses Unglück
angerichtet haben.
1759 fuhr auf Bitte des Herrn Hauptmann v. Finck, der damals die
Leibkompanie kommandierte, ihr ältester Sohn Friedrich Proviant und
Kompaniesachen von hier nach Meißen und setzte sich durch ein
höfliches, anhaltendes Weigern, die Bezahlung dafür anzunehmen, bei
dem Herrn Hauptmann v. Finck in solchen Kredit, dass er ihm die
Bezahlung hierher nachschickte und ihm versicherte, dass er ihn und
seinen Bruder, solange es bei ihm stünde, bei Aushebung der
Rekruten verschonen wollte. Dieser Höflichkeit hat Friedrich zu
verdanken, dass er und sein Bruder Peter, obgleich beide groß sind,
anno 1760, 1761 und 1762 ohne alle Unkosten und Weitläufigkeit bei
ihrer Mutter bleiben konnten.
Die Kinder führen sich überhaupt gut auf und sind arbeitsam.
Nr. 41
Ein Bauernhof.
1. Thomas Bedauist der erste, der ihn nach den
Dreißigjährigen Kriege gehabt und ihn seinem Sohn hinterlassen hat,
das war
2. Claus Bedau, Dieser hatte verschiedene Söhne; der eine,
Nicolaus, bekam zuletzt den Gasthof durch Heirat, Curt die Schenke
und endlich Nr. 42.
Den väterlichen Hof erhielt
3. Samuel Bedau.
Dieser nahm die Schwester von seines Bruders Nicolaus Frau, des
Gastwirts Pelz Tochter.
Er ist der unordentlichste und schlechteste Wirt im Dorfe und ein
ganz unvernünftiger Trunkenbold.
Sein Hof ist immer in Schulden. Der Gastwirt hat ihn schon so oft
aus den Schulden gerissen, dass er alles, was er für ihm bezahlt
hat, auf mehr als 2.000 Taler rechnen kann. Allein es hilft alles
nichts. Er trinkt immer wieder drauf los, und seine Frau säuft
Branntwein wie Wasser und gibt alles weg, um sich diesen zu
verschaffen.
Die Tochter trinkt auch, und das soll die Ursache sein, warum sie
sitzen geblieben ist.
Der Gastwirt [Bruder Nicolaus Bedau] zog einmal drei Jahre
herein und wirtschaftete auf dem Hof, riß ihn aus den Schulden und
übergab ihn danach seinem Bruder wieder in guten Umständen. Es
währte aber kein Jahr, so war Samuel wieder schuldig
[verschuldet].
Sonst, wenn der Mann nüchtern ist, so hat und beweist er mehr
Verstand als andere.
Er ist ein immerwährender Schuldner unserer Kirche, die zum Unglück
ihre meiste Pacht von ihm bekommt, aber nie ohne Exekution
[Zwangsvollstreckung] erlangt.
Der Sohn ist still, wird aber von dem Hof nicht viel bekommen.
1761 verbrannte ihm die Scheune, und das zu einer Zeit, als er die
Kirchenpacht von 1760 noch schuldig war, die sich mit 1761 auf 100
Taler beläuft.
Zur Kollekte schickte er 1 Taler.
Nr. 42
Ein Halbspännerhof.
1. Samuel Thammist der erste Besitzer nach dem
Dreißigjährigen Krieg, von dem man Nachricht hat.
Er war des Herrn Pastor David Thamms Sohn und heiratete 1658
Susanna Bedau und 1660 zum zweiten Mal Margaretha Ricke.
Seiner einzigen Tochter gab er den Hof, und diese heiratete
1668
2. Matthias Meier;
der gab seine Tochter Curt Bedau und pachtete anfangs die
Schenke.
Nach dem Feuer 1715 baute er diesen Hof auf, und so bewohnte
ihn
3. Curt Bedau.
Von dieser Frau hatte er einen Sohn, Christian, der später noch
Gastwirt wurde, und eine tochte3r, die den Kossaten und Maurer
Buthut in Förderstedt bekam, und die zweite Tochter nahm David
Kleine von Nr. 23.
Curt Bedau heiratete zum zweiten Mal eine Dysing-Tochter aus Nr.
13, mit der er auch einen Sohn und dritten Mal eine Dysing-Tochter
aus Nr. 13, mit der er auch einen Sohn und drei Töchter zeugte.
Die älteste bekam Jaeger [Jäger], ein Kossat und Soldat zu
Brumby; die zweite nahm den Weber, einen Mühlenknappen, der zwar
eine Windmühle pachtete, aber mit einem [Bettel-]Stab davon
gehen musste, wurde danach aufgegriffen und zum Garnisonsoldaten in
Magdeburg gemacht.
Die dritte bekam Reichardt [Reichard], ein Schuster zu
Calbe, der sie aber bald als Witwe zurückließ.
4. Christoph Bedauwar der einzige Sohn dieser zweiten Ehe;
er nahm nach des Vaters Tod Joachim Nehrings Tochter aus Nr.
12.
Wie es ihm mit diesem Hof ergangen ist, habe ich bereits unter Nr.
12 ausgeführt.
Hätte die Tochter den alten Nehring überlebt, so wäre er glücklich
gewesen; sie starb aber, und er verlor dadurch Nehrings Hof.
Danach heiratete er des Schöppen Andreas Schnocks aus Nr. 58
älteste Tochter, mit der er eine ganz ruhige ehe führt. An sich ist
er ein stiller, ordentlicher Mensch, der so wirtschaftet, dass sich
seine Umstände verbessern.
Nr. 43
Ein Bauernhof.
1. Valentin Peineist der erste Besitzer gewesen; auf
ihn folgte
2. Caspar Betge. Dieser gab seine einzige Tochter Ursula und
zugleich den Hof an
3. Curt Buße[Busse].
Er war ein Braunschweiger; seine Frau starb, und 1675 heiratete er
wieder Magdalena Peine, eines Ackermanns Tochter.
1701 gab er seine einzige [19jährige] Tochter Agneta
[Agnesa, Agnes]
4. Samuel Schnock, der später Richter wurde und Nr. 7 besaß.
Dieser hatte also zwei Bauernhöfe und starb 1717 im 42. Jahr an der
Wassersucht.
Seine Frau, die als Witwe viel Umgang mit dem damaligen Krüger
hatte, war sonst ungemein guttätig und fing an, den 1715
abgebrannten Bussischen Hof wieder aufzubauen. Sie starb aber auch
zu früh [28jährig am 19.03.1710].
Ihre beiden Söhne Enoch und Samuel bekamen also jeder einen
Bauernhof; nachdem der älteste einige Jahre auf Nr. 7 gewirtschaft,
überließ er diesen seinem Bruder und zog auf Nr. 43.
5. Enoch Schnock, der älteste Sohn des vorigen. Seine Frau
ist eine Schroeder-Tochter aus Langenweddingen, eine treffliche
Wirtin und gute Christin, die auch vielen Kranken und Armen
unermüdlich Gutes tut und ihr Hauswesen in der besten Ordnung hält,
und dabei immer Zeit hat, den Gottesdienst abzuwarten
[aufzusuchen].
Er ist ein guter, stiller und höflicher Mann, aber dabei genau,
geizig und unruhig, wenn er seinen Vorteil versäumt; dabei aber
doch ein fleißiger Kirchgänger.
Er war Schöppe, dankte aber ab, weil ihm Hans Dysing als Richter
vorgezogen wurde.
Beide Eltern haben das Glück und die Versorgung ihrer fünf Kinder
erlebt.
Der älteste Sohn Samuel heiratete in Eickendorf eine von den Broëls
verstorbenen Kindern und bekam dadurch einen Bauernhof.
Der zweite, Christoph, heiratete hier Koëtz [Kötz] Tochter
aus Nr. 62 und kaufte sich mit ihrer Mitgabe [Mitgift] einen
Halbspännerhof in Borne. Die Koëtz starb, und er nahm Bedaus
Tochter aus Löderburg, dessen Sohn seine Schwester heiratete, und
will nun seinen Bornschen Hof verpachten und ein Pächter oder gar
Amtmann werden,
Die einzige Tochter heiratete nach Löderburg Peter Bedau und kam in
einen Ackerhof.
Der jüngste Sohn, Moritz, lernt bei Herrn Eiz in Magdeburg die
Handlung [den Handel], danach ließ er sich in Spandau nieder
und nahm eine Frau aus Berlin; er handelt mit Gewürzwaren, Wein,
Korn und betreibt zugleich das Bierbrauen.
Der dritte Sohn blieb bei seinen Eltern, schließlich übernahm er
noch zu ihren Lebzeiten den Hof.
6. Enoch Schnock, der dritte Sohn der vorigen, ist ein
fleißiger Wirt und christlich ehrbarer Einwohner.
Er nahm Dysings jüngste Tochter aus Nr. 13, mit der er eine gute
Ehe führt.
Die Eltern haben sich einen starken Auszug genommen; zuweilen
entsteht darüber Uneinigkeit, die aber doch nie ausbricht und immer
bald beigelegt wird.
Zur Kollekte bekam ich hier nur 16 Groschen.
Nr. 44
Das Haus vor dem Staßfurter Tor.
1. Jacob Germerwar ein Arbeitsmann und erbaute es;
dabei ist ein kleiner Garten, aber kein Acker.
Nach seinem Tod bekam es
2. Peter Schwerdtdadurch, dass er Germers älteste Tochter
heiratete.
Der Soldat Isensee nahm die zweite Tochter, sie starb ihm aber in
den Wochen [im Kindbett].
Weil Schwerdt Nr. 32 kaufte, überließ er dieses Haus seinem
Schwager, der inzwischen groß geworden war, nämlich
3.Peter Germer.
Anfangs wollte er ein Maurer werden; weil er aber seiner Größe
wegen 1756 in das Braunschweigische Regiment Ferdinand genommen
wurde, ließ er sein Vorhaben fahren.
Weil er noch sehr jung war, sollte er zu Hause bleiben, aber er
wollte das darum nicht, damit ihn die andern, wenn sie aus dem
Krieg kämen, nicht verachten sollten. Er ging mit, und nachdem er
in der Schlacht bei Torgau blessiert [verwundet] wurde, kam
er im Dezember 1761 hierher zurück, weil er wegen der am Fuß
empfangenen Blessur das Marschieren nicht aushalten konnte.
Von Natur ist er trotzig und störrisch, in seiner Aufführung jetzt
aber höflich und bescheiden.
Das Haus des Hirten am Staßfurter Tor, dessen Bewohner bald
diese, bald jene sind, so wie die Geschworenen sie als Hirten
annehmen und behalten.
1. Andreas Eimcke.
2. Peter Kritsche.
3. Voß.
4. Schomann; dieser hatte die Tochter des Hirten Hohmann vom
Kirchtor zur Frau.
Er tat durch seine Knechte, die er dazu aber antrieb, viel Schaden
mit dem Abhüten, und wenn man ihn zur Verantwortung zog, hatte er
obendrein noch Recht.
5. Peter Meierkam aus Altenweddingen hierher und starb
gleich im ersten Jahr und hinterließ eine junge Witwe, die ihre
Mutter, die Knustsche, bei sich hatte.
Die Knustsche war von ihrem Mann [geschieden?]. Sie hatte
von ihm einen Sohn, der 1760 als Soldat im Stutterheimschen
Regiment mit musste.
Sie lebt sonst still und ehrbar.
1754 heiratete die Witwe
6. Johann Christian Fabian, den Sohn eines Hirten aus
Brumby, mit dem sie verschiedene Kinder gezeugt hat und sonst eine
friedfertige Ehe führt.
Nr. 46 und 47.
Der große Bauernhof von Alters her.
Andreas Schnockhatte sie beide und überließ sie auch
beide
Curt Schnock, seinem Sohn, der später Richter wurde. Von ihm
besaß beide Höfe wieder sein Sohn
Curt Schnock, der auch Richter in der Gemeinde war, aber
seiner Kinder wegen dieses großen Bauernhofs teilte und daraus zwei
ansehnliche Halbspännerhöfe machte, davon der eine, Moritz, den Hof
am Tor, und Christoph das andre bekam. Moritz hatte kein Wohnhaus;
wo es jetzt ist, stand die Scheune und die ging die ganze Gasse
durch bis an des Hirten Haus.
Nr. 46
Ein Halbspännerhof.
1. Moritz Schnock, ein Sohn des Richters Curt
Schnock.
Seine Fau war eine Voigt-Tochter und eine Stieftochter von Enoch
Graweil aus Nr. 52, mit dem sie des Hofs von Nr. 52 wegen lange
einen Prozess geführt hat.
Moritz Schnock war Schöppe, ein ordentlicher, aber eigensinniger
Mann, aber ein guter Wirt und fleißiger Kirchgänger.
Er hatte keinen Sohn, sondern vier Töchter. Weswegen die Schnocks
nach seinem Tod 1749 sogleich zufuhren und der Witwe den freien
Acker weg nahmen.
Die älteste Tochter bekam den Bauern Niemann in Förderstedt. Sie
ließ sich nach seinem Tode als Witwe von einem Ehemann beschlafen
und brachte das totgeborene Kind heimlich beiseite und geriet
darüber in Inquisition [Verhör] und Verhaftung, wurde aber
doch absolviert [freigesprochen].
Die zweite Tochter bekam der Bauer Plümecke in Langenweddingen. Sie
ist eine Mutter von elf oder zwölf Kindern.
Die dritte heiratete hier auch einen Bauern, Johann Jeremias Mews
von Nr. 4. Sie starb, vier unerzogene Töchter hinterlassend.
Die vierte Tochter bekam der Bauer Heinrich Krause von Nr. 48.
Diese alte Witwe setzte ihre Haushaltung bis zu ihrem Tod fort; sie
ging fleißig zur Kirche und lebte ordentlich.
Zur Kollekte schickte sie mir durch ihren Schwiegersohn Heinrich
Krause 4 Taler, und dieser tat von dem Seinigen zugleich ebensoviel
hinzu.
Den 3. Januar 1762 starb sie in einem Alter von 73 Jahren.
Nach ihren Testament soll ihrer zweiten Tochter (der Plümecke) Sohn
die Tochter von Heinrich Krause heiraten und dadurch diesen Hof
bekommen, der sonst Krauses Frau als ihrer jüngsten Tochter
gehörte. Er soll ihn für 2.200 Taler annehmen. Die Portion jeder
Tochter ist 1.200 Taler Die Niemannsche, die schon 800 Taler weg
hat, bekommt noch 400; Mews, der erst 500 empfangen hat, erhält
noch 700 und auf Termin 400. Dies gibt Plümecke, und dann gehört
Krause und ihren Kindern der Hof.
Nr. 47
Ein Halbspännerhof.
1. Curt Schnockgab ihn an seinen jüngsten Sohn
2. Christoph Schnock.
Er soll ein überaus gutthätiger Mann gewesen sein, und das rühmt
man auch von seiner Frau. Beide haben ihr Leben nicht hoch
gebracht, sind aber beide von der Armen mit vielen Tränen als die
besten Christen und ihre Wohltäter beweint worden.
Er starb zuerst und hinterließ zwei Söhne und zwei Töchter.
Für den ältesten Sohn [Andreas Schnock] kaufte die Witwe Nr.
70 und erbaute den Hof von Grund aus.
Die älteste Tochter bekam der Bauer Johann Friedrich Reusemacher
von Nr. 68.
Die zweite heiratete den Bauer Niemann zu Wolmirsleben, und der
jüngste Sohn wurde Besitzer vom Hofe.
3. Christoph Schnock, ein Sohn des vorigen.
Er heiratete Hans Haberhauffes Tochter aus Nr. 75; die Familie sah
solches der alten Feindschaft wegen anfangs nicht gern, denn sie
war die Schwestertochter von Graweils zweiter Frau; aber es legte
sich alles. Sie führen eine gute Ehe, leben beide ordentlich und
christlich.
Er hat drei Söhne, ist ein bescheidener, höflicher und verständiger
Mann, hat aber eine unaussprechliche Furcht und Angst vor dem Krieg
und vor dem Feind.
Nr. 48
Ein Bauernhof mit nur fünf Hufen.
1. Jacob Lehmannhinterließ ihn seinem Sohn
2. Jacob Lehmann; dieser starb.
Seine Witwe heiratete wieder, und seine beiden Söhne, die Gens
d'Armes, waren nicht imstande, den Hof zu übernehmen. Daher
behielt ihn ihr Stiefvater
3. Hans Krause; einer von seinen Söhnen wurde ein Bauer in
Altstaßfurt, der andere wurde Bäcker; der dritte heiratete in Nr.
39 Niemanns Tochter und wurde ein Kossat ; der vierte bekam den Hof
nach dem Tod des Vaters, der als Schöppe auf dem Weg zwischen hier
und Staßfurt starb.
4. Heinrich Krause, der jüngste Sohn des vorigen, heiratete
die vierte und jüngste Tochter von Moritz Schnock, mit der hat er
einen Sohn und zwei Töchter.
Der Sohn starb ihm, als er 8 Jahre alt war.
Die eine Tochter soll Plümickes [Plümeckes] Sohn aus
Langenweddingen heiraten, und er soll mit ihr den Hof Nr. 46
besitzen.
Er ist Schöppe und ein stiller, ordentlicher und christlicher Mann,
lebt ruhig und zufrieden in seiner Ehe.
Er brachte mir zur Kollekte für sich 4 Taler.
Nr. 49
Ein großer Bauernhof.
1. Georg Krausebesaß ihn nach dem Dreißigjährigen
Kriege und überließ ihn seinem Sohn
2. Peter Krause. Dieser starb sehr jung und hinterließ vier
unerzogene Töchter, deshalb pachtete Jonas Bertram aus Förderstedt
den Hof so lange, bis die älteste Tochter von Peter Krause groß
wurde. Diese heiratete
3. Hans Reusemacher[1674-1755] und bekam den Hof.
Die andere Tochter nahm sein Bruder Conrad Reusemacher von Nr. 68;
die dritte bekam Hans Schnock von Nr. 69, und die vierte Andreas
Brand von Nr. 62, und so blieben alle vier Schwestern hier im
Dorf.
Hans Reusemacher baute nach dem Brand [1715] von neuem auf
und wurde Richter, welches Amt er [seit 1718] über 40 Jahre
verwaltete.
Von allen seinen Kindern blieb ihm nur ein einziger Sohn am Leben;
diesem übergab er seinen Hof; aber er und seine Frau wirtschafteten
auf demselben.
4. Johann Christoph Reusemachernahm den Hof und heiratete
Enoch Graweils Tochter aus zweiter Ehe aus Nr. 52. Er hätte gern
Moritz Schnocks Tochter gehabt, die dann Mewes nahm, und er
gehorchte, liebte und ehrte seine Eltern, solange er lebte.
Er starb aber eher, hinterließ seine Frau schwanger und zwei Söhne
und eine Tochter. Nach seinem Tode kam sie mit dem dritten Sohn
nieder, der aber bald wieder verstarb.
Auf ihn folgte gleich die alte Reusemacher, die eine christliche
und guttätige Frau war.
Der alte Richter lebte zwar noch einige Jahre, aber dann folgte er
auch im 77. Jahr seines Alters. Er war ein alter, ehrlicher Mann,
fleißiger Kirchgänger und friedliebend; in seinem ganzen Leben hat
er wohl kein Kind beleidigt. Seine Schöppen taten, was sie wollten,
er ließ sich alles gefallen; er war zu gelinde.
Seinen Hof überließ er mit einem schönen Vermögen an barem Geld
seiner Schwiegertochter.
Die wirtschaftete einige Jahre allein; endlich fand sie es gut,
wieder zu heiraten, um allen üblen Verleumdungen zu entgehen; das
geschah 1559. Sie freite auf 15 Jahre den Hof und sich an
5. Andreas Schmid, einen Bauernsohn aus Üllnitz.
Der älteste Sohn des Reusemacher wurde ein Kaufmann; der jüngste,
Enoch, wird den Hof nach 15 Jahren bekommen, und die Tochter soll
800 Taler aus demselben haben; bis dahin besitzt ihn Schmidt als
sein Eigentum, und nach 15 Jahren ist beiden Eltern ein
ansehnlicher Auszug gelobt, den der Erbe Enoch wohl schwerlich
erfüllen kann, wenn er zu reifem Verstand und Besitz des Hofs
gekommen sein wird.
Von Andreas Schmid hat sie bereits einen Sohn, namens Andreas
Jonas.
Schmid ist ein höflicher und bescheidener Mensch, aber geizig und
eben nicht der liebreichste Stiefvater.
Seine Frau ist in guten Tagen nicht so fromm und christlich wie in
den schlimmen und wenn sie Leid hat.
Zur Kollekte sandte sie mir durch die Tochter, die meine Pate ist,
einen alten Friedrichs d'or, der damals 9 Taler wert war. Die
Tochter legte für sich noch 8 Groschen dazu. Dies ist die höchste
Summe, die ich für die ruinierten und unglücklichen Brüder erhalten
habe, und dabei wünsche ich der Geberin von neuem Gottes reiche
Vergeltung.
Nr. 50
Ein Bauernhof.
1. Ein Pastor, dessen Name aber nicht mehr bekannt ist, ist
der erste Besitzer nach dem Dreißigjährigen Krieg gewesen; danach
hat ihn gehabt
2. Lorenz Ebeling; der konnte wegen seiner liederlichen
Söhne darauf nicht zurechtkommen. Sie waren Soldaten gewesen,
versetzten den Acker und in der Ernte verkauften sie die Früchte
vom Felde nach Staßfurt. Das Amt schlug den Hof an, und
3. Enoch Meieraus Börnecke kaufte den Hof; er warf den
Ebeling mit Ungestüm herunter, der zuletzt mit seinem Sohn hier in
die Armenkasse gehen musste.
Meier erging es nicht viel besser, er tat groß und kümmerte sich
wenig um dieWirtschaft. Der Hof wurde angeschlagen, und Meier
musste Gott danken, dass ihm seine reichen Freunde zuletzt den
Kossatenhof beschafften und erbauten, wovon unter Nr. 20 schon
Meldung getan wurde.
Den Hof kaufte
4. Lewin Bohnstedt; er war aus Großgermersleben, seiner
Profession nach ein Schneider, hatte aber als Verwalter agiert.
Seine erste Frau war eine Kute aus Großgermersleben, mit der hatte
er drei Söhne und zwei Töchter.
Der älteste Sohn ist ein Bürger und Bäcker in Schönebeck, der
zweite ein Schmied, der dritte ist zu Hause Knecht.
Die älteste Tochter heiratete einen Unteroffizier namens
Dettenhorst vom Dessauischen Regiment, der zugleich eine eigene
Mühle in Klein Rosenburg besitzt, und kommt gut zurecht.
Die zweite Tochter hat Hans kleibe von Nr. 8.
Von der zweiten Frau, eine Nagel aus Mühlingen, hat er auch schon
drei Söhne und eine Tochter.
Peter, der älteste von ihnen, wurde ein Chirurg und starb zum
größten Leidwesen seiner Eltern und besonders der Mutter im
Dezember 1761 zu Wittenberg; er war ein Lazarettfeldscher.
Zur selben Zeit holte das Regiment ihren zweiten Sohn Gottlieb, gab
ihm eine Montur und nahm ihn alles Bittens ungeachtet mit; er ist
groß, aber erst 19 jahre alt.
Der dritte wird ein Sattler.
Der alte Bohnstedt ist ein bescheidener, höflicher Mann, fleißiger
Kirchgänger, aber wenn er in die Schenke kommt ist er ein solcher
Säufer, dass er Sinn und Verstand verliert und in der Gosse und auf
dem Wege umfällt und liegen bleibt.
In solchem Unsinn hatte er Jahre zählt, lebt er doch
ordentlich.
Der Hof steckt in großen Schulden, und die Frau mag auch nicht die
beste Wirtin sein, wenigstens ist sie gegen den Sohn erster Ehe,
der zu Hause ist, nicht die freundlichste Stiefmutter, obgleich die
übrigen Stiefkinder niemals einen Grund zur Klage über sie gefunden
haben.
Zur Kollekte gab er 1 Taler.
Nr. 51
Ein Kossatenhof.
bei dem der größte Garten im ganzen Dorfe ist.
1. Hans Müller; dieser gab seiner einzigen Tochter den Hof,
und die nahm
2. Schnause, den Schmied, der verkaufte an Hof an
3. Holzhausen, der damals hier Krüger war. Von dem ist er
auf seinen Sohn
4. Joachim Holzhausengekommen, der erst anderswo gewohnt
hat, und nachdem seine Frau gestorben war, von der er einen Sohn
hat, nahm er die zweite, mit welcher er eine Wassermühle bekam, die
er [verkauft hat?].
Er zog danach mit seiner alten Mutter wieder hierher und wurde
Krüger wie sein Vater.
Seine Schwester heiratete nach Langenweddingen.
Er ist sonst ein ordentlicher, bescheidener und höflicher Mann,
auch nach Art der Krüger ein fleißiger Kirchgänger, lebt ruhig mit
der Gemeinde, duldet keine Spielleute, so wenig wie sein Vorfahr
[Vorgänger] Joachim Schmid.
Seine Mutter ist der Geiz selber; seine Frau soll es auch sein,
daher kommen die Klagen von dem schlechten Getränk, das er
ausschenkt.
Zur Kollekte schickte er 1 Taler.
Nr. 52
Ein großer Bauernhof.
1. Joachim Peineüberließ ihn seinem Schwiegersohn
2. Friedrich Bock. Dieser konnte darauf nicht zurechtkommen
und verkaufte ihn daher an
3. Claus Bedau, der aus Peter Bedaus Hof Nr. 40 kam.
Diesem mochte es darauf auch nicht gefallen, darum übergab er
diesen Hof seinem Schwager in Borne
4. Berend Voigt. Der zog hier her und starb.
Seine Witwe hatte zwei Töchter von ihm, davon später die eine einen
Niemann zu Wolmirsleben, die andere aber Moritz Schnock aus Nr. 46
heiratete.
Sie selbst nahm, als die Töchter noch klein waren,
5. Enoch Graweil, der aus Unseburg hier her zog.
Die Kinder von Graweil starben, und als sie ihnen folgte, machten
die Töchter von Berend Voigt Ansprüche mitsamt dem Bruder der
Witwe, Berend Voigt, der den ersten Hof in Borne übernommen
hatte.
Enoch Graweil kehrte sich nicht daran; er heiratete Dysings Tochter
aus Nr. 13 und zeugte mit ihr eine Tochter und einen Sohn.
Nach seinem Tod entstand ein Prozess, der viele Jahre dauerte und
die Erben und Streitenden beinahe unversöhnlich gemacht hat. Die
Witwe von Graweil behielt recht; ihre Tochter kam in Dr. 49 und der
Sohn bekam den Hof.
6. Enoch Graweilwar noch jung, als er den Hof annahm. Seine
Mutter hatte ihm nichts gespart, denn statt des Geldes hatte sie
ihrer Tochter Acker vom Hof gegeben, den musste der Sohn von seiner
Mitgift erst wieder einlösen.
Er nahm oder vielmehr er musste die Tochter des Mutterbruders
Dysing nehmen. Bruder und Schwester hatten diese Heirat gemacht.
Seine Frau war jung, wohl gebildet [gestaltet] und von einem
recht guten Gemüt. Die alte Graweilsche presste ihr viele Tränen
aus, und weil sie den Mann nur aus Gehorsam genommen hat, findet
sie an ihm keinen Beistand. Doch leben sie ziemlich einig, obgleich
nicht recht vergnügt miteinander.
Sie hat bereits vier Söhne und eine Tochter.
Enoch Graweil ist von hitzigem und eigensinnigem Wesen, sehr
jachzornig, und lässt sich doch lenken. Er würde ein guter Mann
sein, wenn keine bösen Menschen in der Welt wären. Er ist von der
Art jener, die imstande sind, allerlei Eindrücke aufzunehmen, und
die nicht eben gern die Kirche besuchen. In seiner Aufführung ist
etwas Rauhes und mehr Unhöfliches als Anständiges und
Bescheidenes.
Nr. 53
Ein Kossatenhof.
1. Hans Plate, nach ihm
2. Müller; dieser verkaufte ihn an den Krüger in
Eickendorff, Hans Tuch, der zog hier her und baute ihn auf, und
weil sein Sohn Dragoner in Preußen war, heiratete er wieder und
zeugte noch einen Sohn mit der zweiten Frau, der wurde ein Schuster
und starb hier ledig an einer auszehrenden Krankheit.
3. Conrad Tuchkam endlich von den Soldaten los, nachdem er
im Dienst alt und steif geworden war. Er hat ein mürrisches und
eigensinniges Wesen an sich. Seine Frau hat nicht den besten Ruf
und ist mit Jeremias Mewsen von Nr. 4 in großer Blam [Blamage,
Schande]. Sonst wirtschaftet sie ordentlich und sie nähren sich
gut. Bei aller üblen Aufführung ist doch das Weib fleißig und
arbeitsam.
Ihr ältester Sohn hat sehr gut schreiben gelernt und dient als
Encke [Jungknecht] auf dem Vorwerk des Amters Egeln in
Altona.
Nr. 54
Ein Bauernhof.
1. Lucas Krone, ein Böhme von Geburt, hat ihn nach dem
Dreißigjährigen Kriege zuerst gehabt. Es sind damals viele Böhmen
ins Land gekommen, wie sich denn bei Barby ein eigenes Dorf
[Wespen5] von lauter Böhmen befindet.
Lucas Krone ist ledig hierher gekommen, und es scheint, er habe
diesen Ackerhof ohne Frau besessen, und dass ihn die Arbeit
bewogen, diesen Hof mit einem Kossatenhof zu tauschen, und dass er
dann erst als Kossat geheiratet hat. Nach dem Kirchenbuch hat er
1665 Catharina, Henni Beneckes Witwe, genommen.
Dieser Benecke scheint ein Arbeitsmann gewesen zu sein; im
Kirchenbuch steht, dass er sich 1664 aus einer Heuluke tot
gefallen.
Lucas Krone verkaufte den Hof an
2. Moritz Reusemacher, der war aus Nr. 68, welchen großen
Bauernhof sein Bruder Joachim in Besitz nahm und Moritz den
Kossatenhof Nr. 67 überließ, und diesen nahm Lucas Krone und
überließ seinen Bauernhof dem Moritz Reusemacher.
3. Christoph Reusemacherbekam ihn von seinem Vater
Moritz.
Er ist etwas melancholisch, ein fleißiger Kirchgänger, sehr
andächtig, und wenn es auf ihn ankommt, sehr guttätig. Seine Frau
ist sehr geizig, seine Mutter soll auch tiefsinnig gewesen
sein.
Die älteste Tochter verheiratete er an Heinrich Gedecke
[Goedecke, Gödecke] auf Nr. 11; sie ist sehr gewissenhaft
und schwermütig.
Die zweite bekam den Halbspänner Heinrich in Biere.
Seinen Sohn als Erben ließ er das Stellmacherhandwerk erlernen,
damit er ihm den Hof nicht übergeben musste. Aber der hatte keine
Lust zu wandern, er wollte heiraten; der Vater brachte ihn in
Förderstedt unter, wo er einen Kossatenhof mit zwei Pferden
mitbekam.
Er ist ein wunderlicher Kauz. Seine Frau starb, und nun wollte er
des Vaters Gut haben. Dieser überließ es ihm auch, und er übergab
das Förderstedter Kossatengut seiner dritten Schwester, die einen
Heer heiratete.
Der Vater räumte ihm den Hof und zog auf Nr. 64 mit seiner Frau und
seiner jüngsten Tochter, welche diesen Kossatenhof haben soll, nahm
aber den besten Acker von seinem Bauernhof mit, den er aber nach
gerichtlicher Untersuchung seinem Sohn wieder hergeben musste.
4. Christoph Reusemacher, der einzige Sohn des vorigen, kam
schwärmerischer von Förderstedt wieder, als er von uns dahin
gezogen war.
Er nahm seine zweite Frau aus Langenweddingen. Sie tut keinem
Menschen etwas zuleide; nur alle Sachen fängt er wunderlich oder
verkehrt an und lässt sich nicht bedeuten. In der Ehe ist er streng
und hart, oft tyrannisch, es wird ein Wunder sein, wenn es mit ihm
gut gehen und er sich auf dem Hofe behaupten sollte.
Er ist kein Säufer noch Spieler, doch fehlt wenig, ihn unter die
Unklugen und Narren zu zählen.
Nr. 55
Ein Kossatenhof.
1. Thomas Marterstieck[Marterstick] überließ
seinem Sohn den Hof, nämlich
2. Hans Heinrich Marterstieck, der von zweioder drei
Frauensleuten Töchter, aber keinen Sohn hatte.
Eine von den Töchtern letzter Ehe bekam
3. Lewin Michaelsund mit ihr den Hof. Er war ein Borcker
[Lohgerber] und aus Wolmirsleben gebürtig.
Er hätte sich allein von seinem Handwerk hier sehr gut ernähren
können. Dieses ließ er aber liegen, löste mit geborgtem Geld den
versetzten Acker ein, fing selbst zu pflügen an, versündigte sich
mit seiner Frau an ihrer leiblichen Mutter und kam in kurzem so
herunter, dass er den Hof verkaufen musste. Sein Käufer ließ ihm
noch die ganze Ernte, und dadurch setzte er sich in den Stand, nach
Calbe zu ziehen und wenigstens den Anfang zu machen, sich und Frau
und Kinder von seinem Handwerk zu ernähren.
Der Hof kaufte für 1.000 Taler
4. Meister Andreas Zickner, der hiesige Schmied und berühmte
Pferdearzt.
Er ist aus Felgeleben gebürtig, hat aber als Fahnenschmied unter
den Russen gedient, als sie 1737 Otschakow6 belagerten und eroberten, und dort hat er von
seinem russischen berühmten Pferdearzt, der ihm sehr gewogen
gewesen ist, die besten Kuren gesehen und ein Arztbuch von ihm
geschenkt bekommen. Nachdem er aus Rußland über Schweden zurück
kam, nötigte man ihn, Fahnenschmied beim Rochauischen
Kürassierregiment zu werden und die ersten schlesischen Kampagnen
mit zu tun.
In Ohlau [Olawa in Schlesien] heiratete er, und mein seliger
Bruder als Feldprediger des Rochauischen Regiments kopulierte
[traute] ihn und taufte ihm auch noch seinen ältesten Sohn
in Schlesien.
Danach dankte er ab und kam hierher.
Seine Umstände waren schlecht, aber er half sich bald durch seine
glücklichen Kuren weit mehr als durch seine Schmiedearbeit, die ihm
lange das nicht schafft, was Schnause damit erworben hat; indessen
behält er sie doch gerne bei.
1760 kaufte er diesen Hof.
Seine Familie ist hier sehr zahlreich geworden; sie besteht aus
vier Söhnen und einer Tochter, die noch am Leben sind.
Er ist ein recht guter und dienstfertiger Mann. Nachdem er aber
selbst etwas Eigenes besitzt scheint es, als wenn er nicht mehr so
leutselig und liebreich wie früher ist, als er andere
benötigte.
Sein Ehestand kann ein Muster der Einigkeit und Verträglichkeit für
alle sein.
Nr. 56
Ein Kossatenhof.
1. Heinrichist der erste Besitzer dieses Hofes
gewesen.
2. Claus Bedaufolgte ihm und hinterließ seinen Hof
3. Hans Bedau, 15.06.1658 oo 07.10.1684 cat Schnock aus 69
seinem Sohn; von diesem bekam ihn
4. Hans Bedau, ein Sohn des vorigen.
Der hatte zwei Frauen, mit der ersten eine Tochter, die den Bäcker
in Eickendorf bekam, und einen Sohn, der das Gut annahm.
Mit der zweiten Frau hatte er zwei Söhne; der eine davon wurde ein
Schneider und ließ sich in Welsleben nieder, der andere wurde ein
Böttger und ging der Soldaten wegen außer Landes.
5. Christoph Bedau, ein Sohn des vorigen aus der ersten
Ehe.
Er ist klein von Person, aber groß von Eigensinn und Eigennutz.
Diese Punkte ausgenommen ist er bescheiden und höflich und fleißig
und arbeitsam.
Seine Frau ist eine Bauerntochter aus Nr. 36 von stillem und gutem
Gemüt und ordentlich in der Wirtschaft. Sie lebt mit ihres Mannes
Stiefmutter in einer wahren, aber desto lobenswürdigeren
Einigkeit.
Wenn der Wirt von diesem Hof stirbt, muss der Gerichtsobrigkeit die
beste Kuh gebracht werden.
Nr. 57
Das Predigerwitwenhaus.
Vor dem Brand 1715 ist es ein Gemeindehaus gewesen und die
Wohnung der Großmutter [Hebamme], die ihren Eingang auf der
Seite des Teichs, und eines Mietsmanns, der seinen Ausgang nach der
Gasse zu gehabt.
Von den Predigerwitwen hat es zuerst die
Frau Pastor Brillbewohnt,
deren Tochternoch die freie Wohnung darin hat, weil die Frau
Inspektorin Theune es nicht bewohnen. sondern vermieten wollte. Da
nun viele Mietsleute im Hause auch viele Reparatur verursachen, so
bewilligte man die Vermietung cum clausula [mit der
Klausel], dass die Jungfrau Brill darin frei mit wohnen sollte.
Diese Jungfer lebt still und christlich, geht fleißig zur Kirche,
besitzt aber vielen geistlichen Hochmut und ist der geistlichen
Schwärmerei ganz nahe; man muss sie tragen und mit Gelindigkeit
zurecht weisen, damit sie nicht auf Eingebungen hereinfalle und
Träume für Offenbarung halte.
Nr. 58
Ein Halbspännerhof.
1. Heinrich Schwereoder Schwerdt[Schwerd,
Schwer, Schwär] nahm 1677 eine Frau namens Anna Ross aus
Duderstadt.
Seiner Tochter Anna Elisabeth gab er 1695 den Hof, und sie
heiratete
2. Andreas Schnock[*1666, +31.12.1725], der wurde
Schöppe und hinterließ seinen Hof seinen jüngsten Sohn, weil der
älteste, Moritz, ein Schuster geworden war,
3. Andreas Schnock
Der hat zwei Frauen gehabt. Die erste war eine Pelz, mit der er
eine Tochter gezeugt, die er nach Eickendorf verheiratet hat. Weil
diese Frau älter als er war, machte er sich des Ehebruchs
verdächtig, und Simon Sachsens zweite Frau wurde beschlafen, als
sie in seinem Hofe diente. Obgleich die Geschwächte niemals den
Vater angegeben hat, mochte doch mein Antezessor [Vorgänger]
davon so geredet haben, wie er darüber im Kirchenbuch bei der
Geburt des Hurenkindes geschrieben hat. Dies reizte den Andreas
Schnock so, dass er ihm einen recht anzüglichen Brief
zuschickte.
Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er Margarete Schröder
aus Nr. 59 und bekam an ihr seinen Meister; in allem muss er nach
ihrer Pfeife tanzen.
Er hat mit ihr fünf Töchter und einen Sohn. Die älteste hat
Christoph Bedau aus Nr. 42.
Sie (Andreas Schnocks Frau) ist eine gute Wirtin; obgleich sie
vorher in puncto sexi [in Fragen des Sex] so berüchtigt
gewesen ist wie er, hat man doch über sie in der Zeit des
Ehestandes nichts mehr von dieser Sache gehört.
Er ist Schöppe geworden, ist gar nicht so ungeschickt, kann sich
gar bald in eine Sache finden, ist aber ungemein eigennützig und
ungerecht; trinkt gern, wo es ihn nichts kostet.
1757 nahmen ihn die französischen Soldaten gebunden
[gefesselt] mit, weil er sich verkrochen hatte und
entwischen wollte, als er sie nach Borne und Bisdorf bringen
sollte. Er bestach die Wache mit einem Taler und entging dadurch
ihren Händen.
Wenn etwas sein Vorteil sein kann, so tut er es, es mag recht oder
unrecht sein.
Er nahm das Geld für den Hafer ungeheißen an sich, den die Gemeinde
an die Franzosen liefern musste und den man 1757 in Halberstadt
deponierte und später dort verkaufte. Er soll es immer noch wieder
heraus geben.
Nr. 59
Ein Kossatenhof.
1. Andreas Krügerhinterließ ihn seinem Sohn
2. Hans Krüger, der war ein lustiger Mensch und hielt mit
seiner Schwester Haus, ohne sich zu verheiraten, und weil seine
andere Schwester sich auswärts in Salze [Schönebeck] hatte
beschlafen lassen, nahm er das Kind, das eine Tochter war, zu sich
und erzog es, gab ihm später den Hof und verheiratete es an
3. Christian Schröder, dieser war aus Üllnitz, und nachdem
er schon geheiratet hatte, lernte er noch das Leinweberhandwerk und
das Schlachten.
Er lebt mit seiner Frau über 50 Jahre in einer Ehe, die recht ruhig
und friedlich ist.
Sein Sohn wurde Feldküster bei dem Boninschen Regiment und starb
mit seinem Feldprediger im Feldzuge von 1745.
Seine Tochter nahm Andreas Schnock von Nr. 58, und dieser wurde der
Hof mit verschrieben.
Sie leben aber beide noch, und keinem außer Tochter und
Schwiegersohn leben sie zu lange, ungeachtet sie nur ihren Auszug
bekommen.
Nr. 60
Ein Halbspännerhof.
1. Andreas Bedauwar der erste nach den Dreißigjährigen
Kriege; als er starb, heiratete seine Witwe 1656
2. Hans Schulte[Schulze, Schultze], der trat den Hof
später an seinen Stiefsohn ab, und das war
3. Joachim Bedau[*09.12.1643].
Obgleich er verschiedene Söhne hatte, nämlich Nicolaus, Andreas und
Hans, war doch von ihnen keiner imstande, wegen der großen Schulden
seinen Hof zu übernehmen; er musste ihn also der Tochter geben, und
die nahm dann
4. Heinrich Helli[Hellie, Hellige] aus Unseburg.
Er konnte sich aber auch nicht helfen, ungeachtet die Frau eine
Kirchenschuld erlassen bekam, die Helli bei der Etgersleber Kirche
aufgenommen hatte, weil sie eidlich erhärtete, dass sie darin nicht
consentiert [damit nicht einverstanden] gewesen war.
Ihre älteste Tochter bekam der Schustermeister Matthias Braune, die
zweite heiratete nach Schwaneberg, die dritte wurde von Albrecht
beschlafen und zog mit ihm nach Eickendorf; die vierte bekam
Joachim Meier von Nr. 28, den Hof aber der Sohn
5. Joachim Helli.
Seine Frau ist aus Eickendorf.
Er ist ein schlechter Wirt und seine Frau ist nicht besser. Er
säuft und sie versäumt alles. Alle Jahre kommt der Hof tiefer in
Schulden, dazu kommt noch manches Unglück.
Auf den Weg nach Lumpsch (Lommatzsch bei Meißen?) wurde seinem
besten Pferde im Stall von andern Pferden das Bein entzwei
geschlagen. Er musste es stehen lassen, wo jetzt die Pferde so
teuer sind.
Seine Familie ist zahlreich, er hat wenigstens sechs Söhne und eine
Tochter.
Nr. 61
Ein Kossatenhof.
1. Paul Stenzelbesaß ihn nach dem Dreißigjährigen Krieg
und überließ ihn
2. Georg Stenzel, seinem Sohn; der hielt mit seiner
Schwester Haus und wurde ein alter Mann.
Als ihm 1715 der Hof abbrannte, begab es sich zu Hans Kleibe, der
alimentierte [unterhielt] ihn und erhielt dafür den Hof.
3. Hans Kleibebaute ihn wieder auf, und weil er zwei Söhne
und eine Tochter hatte, gab er seine Tochter 1736 dem Krüger Johann
Christian Klapperstick, der aber bald darauf verstarb.
Seinem jüngsten Sohn überließ er Nr. 8, und sein ältester Sohn
Joachim, der ein Reiter war, sollte diesen Stenzelhof haben. Er
nahm ihn auch, obgleich er später in Nr. 34 einheiratete. Der Acker
ist auch noch bei Nr. 34. Das Haus aber hat sich die Schweste3r
angeeignet, und ihr jetziger Mann, der Grenadier Leunow, verlangt
auch den Acker, kann aber wegen des Krieges seine Sache nicht
vorantreiben.
Denn als Klapperstieke [Klapperstick] tot war, heiratete
seine Witwe den Krüger Richter und pachtete im Anhaltischen eine
Schenke, wo sie durch recht liederliches Leben in vollem Überfluss
lebte.
Auch dieser Mann starb und hinterließ ihr einen Sohn und eine
Tochter, wie sie auch von dem ersten Mann eine Tochter hat, die den
Soldaten und Maurer Nicolaus Bedau von Nr. 84 heiratete.
Sie heiratete zum dritten Mal den Grenadier Leunow vom
Anhalt-Dessauischen Regiment und bekam an ihm ihren Meister. Das
liederlichen Leben war ihm verhasst; er quittierte die Schenke,
pachtete zwar in Eickendorf wieder in der Hoffnung, seine Frau
würde dort ordentlich leben; als es aber nicht erfolgte, ließ er
auch diese Schenke fahren und zog anfangs mit Einverständnis des
Joachim Kleibe auf diesen Hof.
Er war aber auch Joachim Kleibes Meister und würde ihm viel zu tun
gemacht haben, wenn Kleibe nicht gestorben und der Krieg entstanden
wäre.
Leunow ist ein gesetzte, bescheidener, höflicher und arbeitsamer
Mensch, der sich keine Mühen und Arbeit verdrießen lässt und alle
ehrliche Arbeit der Liederlichkeit vorzieht.
Er hat mit dieser Frau zwei Söhne.
Er ist reformiert, und so hat jetzt Leunows aber das Haus in
Besitz.
Nr. 62
Ein großer Bauernhof.
1. Hans Paulwar Richter und besaß gleichzeitig den
Kossatenhof Nr. 6.
Er gab seiner Tochter Margareta beide Höfe, und sie heiratete
1651
2. Heinrich Niemann.
Weil nun dieser Niemann starb, heiratete sie 1662 wieder, und
zwar
3. David Brandt; der bekam mit ihr beide Höfe.
Er nahm damit aber wegen seiner beiden Söhne eine Teilung vor. Der
ältere sollte ein Bauer, der jüngere ein Kossat sein. Damit nun der
jüngere Sohn sich darauf einlassen möchte, weil es wider die
hiesige Gewohnheit war [das Jüngstenerbenrecht mit Anspruch auf
den Bauernhof], musste der ältere von seinem Bauernhof ein
Viertel [Hufe] Acker abtreten, und der wurde zu Nr. 6
gelegt.
4. Andreas Brandt, der ältere Sohn von David Brand.
Er nahm eine Krause-Tochter, das war eine von den vier
hinterlassenen Kindern aus Nr. 49.
Im großen Brand von 1715 erstickte dieser Andreas Brandt mit seinem
Knecht in seinem Keller, der über ihm einstürzte, als er Sachen
daraus retten wollte.
Die Witwe heiratete wieder
5. Jonas Koëz[Kötz] aus Förderstedt, mit welchem sie
einen Sohn und eine Tochter zeugte.
Die Tochter heiratete Christoph Schnock aus Nr. 43 und zog mit ihm
nach Borne.
Ser Sohn übernahm den Hof.
6. Friedrich Heinrich Koëz.
Der Vater war ihm zu früh gestorben und die Mutter hatte ihm zu
viel freien Willen gelassen. Er war ein rechter Schweinigel im
Saufen, sonst, wenn er nüchtern war, ein sehr bescheidener und
vernünftiger Mensch.
Er heiratete eine Schnock-Tochter aus Nr. 35, eine recht
vernünftige und christliche Berson. Eine zeitlang schien es, als
wüder er das Saufen lassen, aber er blieb, wer er war und konnte
gleich einige Tage hintereinander Tag und Nacht in der Schenke
bleiben ohne nüchtern zu werden. Zu bewundern war es, dass er
gleichwohl eine ruhige und friedfertige ehe führte.
Er starb, ohne einen Erben zu hinterlassen.
Die Witwe sah sich genötigt, wegen der vielen auf dem Hof
lasstenden Schulden wieder zu heiraten, und sie nahm
7. Samuel Niemann, einen Bauernsohn aus Eickendorf, der kaum
22 Jahre alt sein mochte und dabei groß von Person ist.
Er ist ein guter Wirt, genau, ordentlich, hat aber doch etwas Raues
und Hartes an sich und scheint eiensinnig zu sein.
Die Frau hat zu viel Verstand, als dass sie sich merken lassen
würde, dass er nicht so liebreich und gefällig sei wie der vorige
Mann. Sie hat bereits drei Kinder von ihm; zuerrst kam sie mit
einem Sohn nieder und das andere Mal mit Zwillingen, Sohn und
Tochter.
Zur Kollekte gab er 1 Taler 16 Groschen.
Nr. 63
Ein Kossatenhof, der zwei Pferde hat.
1. Stephan Mittagsoll ihn zuerst gehabt haben und
zugleich Krüger gewesen sein.
2. Hans Eilertwar des Herrn Pastor Thamms Schwiegersohn,
hatte diesen Kossatenhof und war dabei auch Krüger. 1688 gab er
seiner Tochter den Hof, und die nahm
3. Matthias Klapperstick, der hinterließ ihn seinem jüngsten
Sohn
4. Hans Klapperstick, dessen erste Frau Paul Schnocks Witwe,
die zweite eine Schütte war, mit der er zwei Söhne und eine Tochter
hatte. Diese bekam Christoph Niemann von Nr. 25.
Hans musste wieder mit in den Krieg, weil er die ersten Kampagnen
schon mitgetan hatte; er wurde am 5. Dezember 1757 in der Schlacht
bei Leuthen blessiert [verwundet] und starb danach.
5. Enoch Klapperstick, ein Sohn des vorigen, bekam den Hof
noch bei Lebzeiten seiner Eltern und heiratete eine Freydanck aus
Förderstedt; beide Eheleute leben in einer sehr vergnügten Ehe, und
zwischen den Eltern und ihnen herrschte der so rare wie
lobenswürdige Friede.
1761 starb der alte Hans Klapperstick. Über seine Begräbnisart
entstand ein Streit. Heinrich Krause behauptete, dass man die Gruft
in seinem Begräbnis gemacht hätte und ließ sie wieder zuwerfen.
Enoch Klapperstick gab zwar nach und ließ eine neue machen, aber
danach suchte er sein Recht. Dies dient zugleich als Beweis, dass
er ein ordentlicher, vernünftiger Mann sei.
Nr. 64
Ein Kossatenhof.
1. Claus Schutte [Schütte] hinterließ ihn seinem
Sohn
2. David Schutte, der war ein Schneider und wurde im großen
Brand 1715 so beschädigt [verletzt], dass er bald darauf
sterben musste. Seine Schwester verkaufte den Hof an
3. Rosch, das war ein Solkarrenlader
[Salzkarrenbelader] in Staßfurt.
Dieser verkaufte ihn wieder an den damaligen Kantor
4. Herrn Johann Caspar Grünzweig. Der baute den Hof auf.
Sein Sohn war ein Schneider, und weil er mit des Herrn Pastor
Schreiber Söhnen aufgewachsen war, zog er mit nach Pechau, wo der
eine Schreiber Pastor wurde.
Den Hof kaufte darauf
5. Johann Christoph Reusemachervon Nr. 54.
Als dieser seinen Bauernhof an seinen Sohn abtrat, bezog er mit
seiner Frau und jüngsten Tochter diesen Kossatenhof.
Nr. 65
Ein Kossatenhof, der zwei Pferde hält.
1. Lehnert[Leonhardt]
Schmidt[Schmid] überließ ihn seinem Sohn
2. Hans Schmidt, der mit seiner Frau in einer seltsamen
Einsamkeit lebte. Sie haben mit keinem Menschen Umgang und leben
für sich alleine.
3. Friedrich Heinrich Schmidnahm bei Lebzeiten seiner Eltern
der Soldaten wegen den Hof an und heiratete aus Hecklingen die
Tochter seiner Mutterschwester, die eben so still ist wie ihr Mann,
dabei aber von ihrer Schwiegermutter manches Leiden im Verborgenen
erduldet.
Nr. 66
Ein Kossatenhof.
1. Claus Beisehinterließ ihn seinem Sohn
2. Claus Beise, und weil dessen Sohn, der in Salze
[Schönebeck] bei einem Edelmann Kutscher war, den Hof nicht
haben wollte oder nicht haben konnte, so übernahm ihn die eine
Tochter und heiratete
3. Johann Michael Grabe [Grave], der zuvor als Knecht
bei Herrn Pastor Finckel in Wolmirsleben gedient hatte.
Dieser war fleißig, wirtschaftete genau, und weil er zwei Pferde
hatte, verdiente er mit Fuhren manchen Taler.
Sein Sohn verunglückte ihm auf seinem Hofe, er fiel in gelöschten
Kalk und starb.
Er pachtete von Nicolaus Bedau den Gasthof auf ein paar Jahre, weil
dieser auf Nr. 41 zog, um seines Bruders Hof in Ordnung zu
bringen.
Um diese Zeit fiel Graves Frau sich auf diesem Hofe tot, als sie
hingekommen war, um Tauben abzusuchen [junge Tauben aus den
Nestern zu nehmen], und hinterließ ihrem Mann zwei Töchter.
Grabe heiratete im Gasthofe seine zweite Frau aus Schwaneberg, und
als seine Pachtzeit um war, zog er nach Walternienburg ins
Zerbstsche und pachtetet dort einen Gasthof und diesen Hof
verpachtete er an Paul Haberhauffe. In Walternienburg starb ihm die
zweite Frau, und er nahm die dritte aus Zerbst, mit der er einen
eigenen Gasthof erhielt, der aber eigentlich dem Sohn dieser Frau
gehörte, die eine Witwe war.
Grabe ist ein Aufschneider und prahlt gewaltig mit seinem Vermögen
und seinen guten Umständen im Zerbstschen; weil er hier nicht
wieder her wollte, so meldete sich
4. der Organist Heinrich Martin Blenckebei ihm als Käufer;
wurde auch mit ihm einig. Er sollte 1.000 Taler an ihn zahlen; weil
nun aber Grabe ohne Permission [Erlaubnis] des Amtes aus dem
Land gezogen war, fragte das Amt bei der Kammer an, ob sie ihm das
Geld aushändigen lassen sollten, und die Königliche Kammer befahl,
dem Organisten Blencke zwar den Kaufbrief zu erteilen und ihn in
den Besitz des Hofes zu setzen, das Geld aber zu versiegeln und bis
nach dem Krieg als ein Depositum [Hinterlegung] aufzuheben.
Man sagt, als Blencke das Geld zahlen und dann im Amt versiegeln
lassen sollte, habe er nur 600 Taler gehabt. Dem sei, wie ihm
wolle, das Geld wurde versiegelt an die Kammer in Magdeburg
geschickt, weil das Amt es nicht dienlich fand, es in diesen
Kriegszeiten zu behalten. Grabe bekommt also weder Pacht noch Geld
und muss das Ende des Krieges abwarten.
Blencke aber, der die Pacht als Besitzer des Hofes wirklich zieht,
hat diesen Hof, oder - wie einige wissen wollen - von seinem
gezahlten Geld eine Hypothek für seinen Schwiegersohn Herrn
Jaenicke verschrieben, als dieser 1760 das Treskauische Gut
Kleinwusterwitz pachtete.
Die Sachen sind so verworren, dass man die Aufklärung von der Zeit
erwarten muss.
Dem Haus auf diesem Hof droht der Einsturz.
Nr. 67
Ein Kossatenhof.
1. Hans Reusemacherhatte diesen Hof, und als er starb,
heiratete seine Witwe 1659
2. Valentin Schmidt[Schmid]
3. Moritz Reusemacher, Hans' Sohn, tauschte mit Lucas
Krone diesen Kossatenhof mit Nr. 54, der ein Bauernhof ist, und
4. Lucas Krone, der Böhme, zog hierher und führte in seinem
Alter ein stilles Leben; weil er nun keine Erben hatte, nahm sich
der damalige Pastor Schreiber seiner vorzüglich an. Er pflegte und
wartete ihn und versorgte ihn mit allem.
Lucas Krone überließ also seinen Hof
5. Herrn Pastor Christoph Schreiber; nach dessen Tode
bewohnte ihn seine Witwe und hielt zwei Pferde darauf. Als sie 1715
abbrannte, erbauten ihre Söhne ihr das Haus mit Scheune und Ställen
von Grund aus neu, groß und dauerhaft.
Nach ihrem Tode nahm es ihr ältester Sohn
6. Herr Pastor Christian Schreibervon der Sudenburg
Magdeburg für 12 Taler Miete an.
Die Frau Inspektor Theune bewohnte es, als sie Witwe wurde, von
1756 bis zum 14. November 1761, als sie von hier weg zu ihrer
Tochter nach Langenweddingen zog.
Herr Pastor Schreiber war in diesem Jahr gestorben. An das Gut
hatte sein Bruder, der Apotheker zu Bützow im Mecklenburgischen,
eine Forderung von 600 bis 800 Talern, und [ebensoviel?]
seines Bruders Frau, die Pastorin zu Pechau, deren Sohn zum Erben
ernannt wurde, als er in Halle studierte; weil er aber 1757 oder 58
unter die Soldaten ging, machte der Pastor Schreiber zu Sudenburg
ein anderes Testament. Doch konnte er diesen Hof weder seinem
mecklenburgischen Bruder noch seines Pechauischen Bruders Sohn
entziehen. Sie hatten darauf Forderung und Recht.
Er wurde also angeschlagen [zum Verkauf öffentlich
aufgeboten] und im Februar 1762 von ihnen aus freier Hand
verkauft; doch so, dass die Pastorin zu Pechau ihr Geld darauf
stehenlassen wollte, welches manchen Käufer abschreckte.
Nr. 68
Der größte Bauernhof im Dorf.
1. Hans Reusemacherist der erste, so ihm nach den
Dreißigjährigen Kriege und in denselben gehabt; ihm gehörte auch
Nr. 67. Er hatte zwei Söhne, Moritz und Joachim, und obgleich seine
Witwe wieder
2. Valentin Schmidtheiratete, so blieben doch die Höfe
seinen Söhnen. Diesen Bauernhof bekam
3. Joachim Reusemacher; von seinen Söhnen heiratete der
älteste nach Egeln, wo er Bürger, Brauer und Ackermann wurde. Der
andre, Hans Reusemacher, nahm von den verstorbenen vier
Krause-Töchtern die älteste und bekam mit ihr Nr. 49 und wurde
Richter.
Der jüngste nahm auch eine Krause-Tochter und erhielt diesen Hof,
das war
4. Conrad Reusemacher. er war ein scharfer Wirt und geizig.
seine Familie bestand nur in Tochter und Sohn. Die Tochter
heiratete Andreas Schnock von Nr. 70; er war aus Nr. 47. Der Sohn
heiratete dieses Andreas Schnocks Schwester und hieß
5. Friedrich Heinrich Reusemacher, als der jetzige
Besitzer.
Er ist ein scharfer Wirt, genau, arbeitsam, eigensinnig, wenn es
nicht recht umgehen will, und so ist seine Frau auch. Sie sammeln
beide Geld und leben in einer recht ruhigen und vergnügten Ehe. Was
sie zu geben haben, das geben sie prompt, willig und reichlich,
führen beide einen christlichen und ehrbaren Wandel.
Zur Kollekte schickte er 2 Taler.
Nr. 69
Ein Halbspännerhof.
1. Hans Neimickehat ihn im Krieg gehabt und ist dann
mit anderen weggezogen und nie wiedergekommen.
2. Hans Werderhat ihn nach dem Dreißigjährigen Kriege
übernommen und 1650 Emilia Pauls geheiratet, die Tochter des
damaligen Richters, ist aber bald verstorben.
Seine Witwe, diese Emilia Pauls, heiratete 1656
3. Peter Schnock, mit welchem sie 1657 den Sohn Hans, 1661
Curt, 1663 Peter, 1666 Andreas zeugte, nicht gezählt verschiedene
Töchter, dann starb sie.
Ihr Mann, Peter Schnock, heiratete 1670 zum zweiten Mal, Margaretha
Krause, und zeugte außer den Töchtern mit ihr drei Söhne, nämlich
1674 Valentin, 1680 Joachim und 1683 Hans. Dieser letztere bekam
den Hof.
4. Hans Schnockheiratete eine Tochter von den
Krause-Kindern, mit der er zwei Töchter und einen Sohn zeugte.
Die älteste bekam der Bauer und später der Schöppe xx in
Förderstedt.
Die zweite bekam Paul Haberhauffe von Nr. 33, und beider Sohn den
Hof.
Hans war ein scharfer Wirt und von starker Natur.
5. Jonas Schnock, sein Sohn und jetzt Richter, heiratete
noch bei Lebzeiten seines Vaters die Tochter Jacob Pflugmachers,
ein Ackermann und Schöppe in Üllnitz, mit der er eine vergnügte
ruhige und zufriedene Ehe führt. Sie leben beide christlich und
ehrbar, führen eine sehr gute Wirtschaft und dienen ihrem Nächsten
gern und mit vergnügten Herzen und freuen sich, wenn sie ihm dienen
können.
1754, als die Pfarre gebaut wurde, war er Kirchvater, und dieses
Geschäft gab ihm Gelegenheit, seinen Kopf aufzuräumen, viel zu
sehen und noch mehr zu hören; alles diente zu seinem Nutzen.
1755 wurde er Schöppe, und das war er noch, als 1757 der Krieg
anfing.
Der Richter Hans Dysing starb 1757, eben als die Franzosen ihre
Patrouillen schon bis Egeln schickten, und als sie hier ankamen,
musste der älteste Schöppe, Jonas Schnock, sich zuweilen als
Richter zeigen und brauchen lassen. Die übrigen Schöppen mussten
ihm helfen; unter solchen bedenklichen Umständen fand man ihn am
brauchbarsten. Er wurde 1758 Richter. So beschwerlich gleich dieses
Amt im Krieg ist, so gut hat er es doch bisher verwaltet.
Zur Kollekte schickte sie für ihn und sich 4 Taler, für ihre
Tochter 1 Taler und für ihren Sohn 1 Taler, zusammen also 6 Taler,
welches ihre Tochter überbrachte, die etwa acht Jahre alt ist und
viel Gutes verspricht. Bei einer so reichen, gutwilligen Gabe kann
ich nicht umhin, Gott zu bitten, dass er diese vergelten und die
Eltern an ihren Kindern viel Freude erleben lassen wolle.
In dem schrecklichen Brand 1761 war er beim Löschen beschäftigt und
fast der einzige von den hiesigen Einwohnern, der nicht an sich und
das Seine, sondern nur an das gemeine Beste dachte.
Nr. 70
Ein Halbspännerhof.
1. Jonas Könnickeist der erste Besitzer gewesen; er
hinterließ ihn seinem Sohn
2. David Könnicke[Könnicke, Könnig, König. 830.11.1680
Anna Bedau, Tochter Claus Bedaus, *30.11.1653 ].
Dieser verheiratete seine Tochter an Hans Richter, einen Gastwirt
in Staßfurt und gab ihr diesen Hof mit. Richter verwaltete und
besorgte ihn von Staßfurt aus, und da ihm das zu beschwerlich
wurde, so verkaufte er ihn an
3. Christoph SchnocksWitwe von Nr. 47.
Weil der Hof gebaut werden musste und der Grund dort sehr morastig
ist, wurde das Gebäude auf Erdbogen gesetzt und doch ganz massiv
aufgeführt.
Sie gab den Hof ihrem ältesten Sohn
4. Andreas Schnock, der heiratete Conrad Reusemachers
einzige Tochter aus Nr. 68, die immer ungesund und kränklich war.
Nach 18jährigem unfruchtbarem Ehestand zeugte er zu jedermanns
Verwunderung mit ihr eine Tochter, die aber nach 11/2 Jahr starb.
1762 kam sie abermals mit einer Tochter nieder und dadurch ist sie
hier und in unserer ganzen Gegend ein recht wahres Exempel
geworden.
Beide Eheleute leben vergnügt, wenigstens ruhig miteinander. Er ist
ein stiller, fleißiger, ordentlicher Mann und hat mit der fast
beständigen Schwachheit seiner Frau große Geduld. Dabei ist er ein
guter Wirt und genau. Sie ist der Geiz selbst, immer mißvergnügt,
doch dann nicht, wenn sie einen Erben hätte und derselbe am Leben
bliebe.
Da die Schnocks einen Lehnsträger haben müssen und es ihnen frei
steht, wen sie dazu wählen und vorstellen wollen, so ist er von
ihnen dazu präsentiert [vorgestellt], auch konfirmiert
[bestätigt] worden. Doch zweifle ich noch, ob sie diese die
Freiheit [das Recht] haben, den Jüngsten vorzustellen, wie
es hier geschehen ist. Mir scheint es wider das Wesen des Lehns,
wenigstens wider den Vorteil des Amtes zu sein, daher glaube ich,
dass solches dem Amte unwissend [unbekannt] sei.
Zur Kollekte schickte er 2 Taler.
Nr. 71
Die Schenke, ein öffentliches oder Gemeindehaus.
1. Christoph Ceesarwar 1656 Krüger.
2. Stephan Mittagist 1670 nach dem Dreißigjährigen Krieg
Krüger gewesen.
3. Eilert, des Pastors Thamm Schwiegersohn, hatte auch Nr.
64.
Zu seiner Zeit ist der jetzige Hirtenkeller unter dem Hospital noch
der Bierkeller gewesen, und im Sommer haben sich die Schenkengäste
hier in die Schwibbögen der Kirchhofsmauer gesetzt und öffentlich
gezecht.
4. Curt Schnock, Peter Schnocks Sohn.
5. Curt Bedau, Claus Bedaus Sohn.
6. Hans Wederaus Eickendorf.
7. Hans Holthause.
8. Matthias Klapperstick. Dieser hatte die Tochter des
Gastwirts Pelz zur Frau: er ist im Kirchenbuch als ein rechter
Trunkenbold beschrieben, der gestorben ist, ohne einen Prediger
verlangt zu haben, und ohne Sermon oder Leichpredigt begraben
worden, dem aber Dominus Antezessor [Herr Vorgänger] am
Sonntag danach eine umsonst gehalten, d.h. er hat eine ordentliche
Amtspredigt so eingerichtet, dass sie eine Warnung für einen bösen,
schnellen Tod, mithin eine Leichpredigt geworden ist, indem er
statt des Evangeliums die Worte Sirachs zum Text genommen hat:
'Spare deine Buße nicht, bis du krank wirst.'
Noch bei Lebzeiten setzte Klapperstick seinen Sohn an seine
Stelle.
9. Johann Christian Klapperstick.
Dieser heiratete 1736 Maria Kleibe aus Nr. 8. Sie hatte vorher als
Magd auf der Pfarre gedient und Anlass zu vielen anstößigen und
ärgerlichen Reden gegeben und hier und in Borne viel Unruhe
erregt.
1737 starb dieser Johann Christian Klapperstick im 24. Lebensjahr
und sein Vater folgte ihm 1742.
Seine Witwe blieb bis 1747 im Krug, und weil die Gemeinde wieder
einen Krüger verlangte, wollte sie der Gemeinde zum Trotz in ihrem
Alter einen Dessauischen Soldaten heiraten und verlobte sich auch
ordentlich mit ihm. Der alte Fürst Leopold nahm sich seiner an;
aber die Gemeinde beeilte sich mit der neuen Wahl und obtinierte
[hielt an seiner Entscheidung fest], und danach ging der
Soldat fort, ohne sich weiter um seine Braut zu kümmern.
Sie lebt noch und wohnt in Nr. 84, wohin ihre Sohn-Tochter
geheiratet hat, und lebt in großer Armut und Dürftigkeit.
10. Joachim Schmidtwurde danach Krüger.
Er war ein ordentlicher, fleißiger Mann und duldete keine
Spielleute.
Als er aber den Kossatenhof Nr. 17 kaufte, hieß es, dass er das
Geld dafür in der Schenke erworben hätte. Der Schöppe Paul
Haberhauffe ruhte nicht eher, als bis er ihn um dieselbe
brachte.
11. Joachim Holthause.
Ihm gehört Nr. 51, wo seiner schon Meldung getan wurde.
Spielleute duldet er in der Schenke so wenig wie sein Vorgänger.
Sonst schindet er wohl noch ärger als jener, obgleich er es im
ersten Vierteljahr besser machte. Im Jahr 1761 hörte er sogar auf,
Bier aus Egeln zu holen, weil es aufgeschlagen war und nicht so
viel Wasser wie der Staßfurter Breyhan vertragen kann, und noch bis
jetzt schenkt er nur diesen Breyhan aus.
Zur Kollekte gab er 1 Taler.
Nr. 72
Die Schmiede, ein Gemeindehaus.
[Jobst Bartling wird 1683 im
Steuer-Professions-Protokoll als Schmied genannt.]
1. David Schnausehatte sie vor dem Feuer 1715; auf ihn
folgte
2. Andreas Sivert [Siewert], ein wüster, roher und
unordentlicher Mensch, der dann auf Nr. 20 abbrannte.
3. - -, war danach Schmied und auch Uhrmacher in Calbe.
4. Andreas Meinertzog weg und kaufte sich einen
Halbspännerhof in Bleckendorf, wo er wieder heiratete und die
Tochter des Organisten zu Altenweddingen zur Frau nahm.
5. Schnause. Er hatte eine Krause-Tochter aus Nr. 48, war
ein starker Arbeiter und hielt nur dann und wann einen Gesellen.
Sobald er sich mit ihm Vorrat angeschafft hatte, ließ er ihn
laufen.
Es war außerordentlich, was er verfertigte, wenn er Feuer anmachte.
Sonst war er in seinen Sitten rau und grob.
Als er sich über 2.000 Taler erworben hatte, schaffte ihn die
Gemeinde ab, und er kaufte sich in Staßfurt eine eigene Schmiede,
wäre aber gern wieder hergezogen, denn er fand, dass man in
Staßfurt auch grobe Schmiede bändigen und gehorsam machen
konnte.
6. Andreas Meinertzog dann von Bleckendorf wieder her und
starb 1749.
Bald darauf heiratete seine Witwe den Krüger Hahmel zu Welsleben,
wo sie durch unordentliches Wirtschaften, durch Panschen und
Spielen so zurückkamen, dass sie nun beide ihr Brot mit Dreschen
verdienen müssen.
7. Andreas Zickner, für den anfangs die Gemeinde oder einige
in der Gemeinde Vorstand setzten [Bürgschaft leisteten] und
ihm Vorschuss gaben. Er half sich aber durch sein glückliches
Pferdearzten bald empor.
1761 kaufte er Nr. 55, wo ich über ihn schon mehreres ausgeführt
habe.
Nr. 73
Die alte Schule, ein Gemeindehaus,
darin unter anderem auch die Großmutter ihre freie Wohnung hat.
Germersrelicta [Witwe].
Schneidersrelicta.
HeinrizesEhefrau.
Dieser Heinriz war ein Sachse von Geburt und ein Schneider von
Profession und dabei ein fleißiger und starker und unverdrossener
Arbeitsmann.
Seine Frau, ehe sie Groß= oder Kindermutter [Hebamme] wurde,
kaufte hier auf und trug es zum Verkauf nach Magdeburg. Dadurch
schafften beide Geld.
Ihr einziger Sohn wurde ein Schneider und entwich der Soldaten
wegen aus dem Lande und wusste sich heimlich nach dem Tode seiner
Mutter das Vermögen vom Vater geben zu lassen, ohne dass es hier
jemand erfuhr, wie es denn noch jetzt keiner weiß, an welchem Orte
im Lüneburgischen er sich eigentlich niedergelassen und geheiratet
hat.
Dominus Antezessor [Herr Vorgänger] nahm sie als Großmutter
an, ohne sie examinieren zu lassen, wie doch ausdrücklich befohlen
war.
Nach ihrem Tode ließen wir durch die Intelligenzblätter bekannt
machen, dass wir eine Kindermutter benötigten. Eine Frau aus Frohse
brachte ein Attest von Herrn Dr. Juncker als Physikus [Arzt]
zu Salze, dass er sie examiniert hätte, als sie den
Großmutterdienst in Frohse angetreten hatte, jedoch erließ das Amt
den Befehl, dass solches vom Landphysikus in Magdeburg geschehen
müsste, und diese Frau wollte ihres Alters wegen solche Reisen
nicht auf sich nehmen.
Endlich stellten wir dem Landphysikus Herrn Dr. Weinschenck mit
einem Bericht von Richter und Schöppen
Anna Kirchhofvor, die Ehefrau eines Arbeitsmannes bei
Brumby; die wurde in Magdeburg examiniert. Die Unkosten musste die
Gemeinde tragen.
1761 zog sie hier ein, und bis heute ist man mit ihr zufrieden.
Nr. 74
Das Backhaus, ein Gemeindehaus.
1. Hans Georg Findeisenwurde 1689 an der Marbe
[Graben an der Südgrenze der Atzendorfer Feldmark] in einem
Streit erschlagen, den man mit den Schäferknechten der Löderburger
Schäferei wegen der Weidegründe gehabt hatte.
2. Georg Bruning[Brüning].
3. Hans Franze[Franz] heiratete 1732 als
Gemeindebäcker Catharina Findeisen, die Tochter des Gemeindebäckers
zu Üllnitz, er starb aber, als er die Frau kaum zehn Wochen
hatte.
4. Matthias Krauseaus Nr. 48 heiratete 1733 Hans Franzes
Witwe und wurde dann Bäcker.
Er zeugte mit ihr verschiedene Kinder. Die eine Tochter hat Franz
Brandt von Nr. 6.
Er ist ein äußerlich christlicher, stiller und ehrbarer Mann, liest
gern Bücher und Zeitungen. Er und sie sind beide genau, und ich
würde ihn für recht fromm gehalten haben, wenn ich nicht beim Bau
des neuen Backofens gefunden hätte, dass er ein Heuchler ist. Denn
weil Leute in dieser Zeit auswärts backen mussten, wollte er
verzweifeln, weil ihm der Verdienst entging, und der Bau des neuen
Ofens so nicht gefördert wurde, wie seine Begierde, etwas zu
erwerben, es verlangte, wie er denn auch nicht so lange warten
konnte, bis der Ofen allmählich ausgeheizt worden war.
Nr. 75
Ein Bauernhof.
1. Hans Koetz [Kötz, Koez] hatte eine Tochter
aus Nr. 7.
Ob ihm der Hof gehört oder ob er nur Pächter gewesen ist, ist nicht
bekannt, das letzte aber wahrscheinlich.
Seine Witwe heiratete 1650
2. Michael Weber, der war Knecht bei Herrn Pastor Thamm, der
hatte ihn aus dem Krieg mit hierher gebracht, und daher ist
wahrscheinlich, dass er diesen Hof auch nur gepachtet gehabt
hat.
3. Brusch[Brusche, Bruse] ist der eigentliche
Besitzer des Hofes und als solcher nach Webers Tod bekannt
geworden. Ob es ein Edelmann gewesen ist, weiß keiner; er hat auch
nie hier gewohnt, sondern den Hof immer verpachtet gehabt.
4. Schlegerwar ein Pächter von Brusche.
5. Julius Vaensaus Wolmirsleben hatte ihn auch in Pacht.
6. Matthias Pelzwar auch ein Pächter und baute danach den
Gasthof vor dem Tor, und nun kaufte ihn von den Bruseschen
Erben
7. Herr Matthias Stieglitz, damaliger Pastor allhier. Nach
seinem Tode heiratete seine Witwe
8. Herrn Johann Heinrich Adler, gewesenen Leutnant und Sohn
eines Kantors aus Kloster Leitzkau.
Dieser bewohnt ihn; weil er aber nicht verstand zu wirtschaften,
konnte er darauf nicht zurecht kommen.
Er suchte einen Dienst und wurde Salzfaktor in Salze; aber auch
dabei gelang es ihm nicht. Er verlor die Anstellung.
Seine Frau, mit der er zwei Söhne hatte, starb in Salze.
Seine Freunde verschafften ihm in Halle wieder eine Anstellung,
dort ist er gestorben.
Sein Sohn ist in Magdeburg, wo er den Handel erlernt.
Von den Stieglitz-Töchtern hat einen Glaser genommen.
Weil der Pastor zu Bahrendorf, ein Bruder des hiesigen Pastors
Stieglitz, einen Anteil am Hof hatte, wurde dieser zuerst wieder
verpachtet, und zwar an
9. Ahlefeldtaus Löderburg.
Doch Adlers Umstände zwangen ihn, den Hof mitsamt dem Anteil des
Pastors zu Bahrendorf ganz zu verkaufen, und da kaufte ihn für
2.200 Taler, wovon die Hälfte beinahe nur auf Termin bezahlt
wurde
10. Hans Haberhauffe.
Er war aus Nr. 33 und heiratete Dysings jüngste Tochter aus Nr.
13.
Obgleich er das meiste Geld für diesen Kauf borgen musste, brachte
ihn doch seine Frau durch gute Wirtschaft bald aus den
Schulden.
Sie war schön von Person, darum hatte sie Hans Haberhauffe vor
allem genommen, und weil das Haus vorzüglich gut gebaut war, so
hatte der selige Landrat v. Legat, der in Staßfurt wohnte und hier
die Jagd gepachtet hatte, sich dort eine besondere Stube
zurechtmachen lassen, um dort von der Jagd ausruhen und logieren zu
können.
Hans war ein sehr wüster, unordentlicher und eigensinniger Mensch,
lag beständig in der Schenke, war ein Tyrann in der Ehe und starb
in der besten Blüte seiner Jahre, und danach sammelte die Witwe
erst Geld.
Von ihren vielen Kindern waren nur noch zwei am Leben, eine
Tochter, der sie gleich 600 Thaler bar mitgab und an Christoph
Schnock von Nr. 47 verheiratete.
Den einzigen Sohn Hans verzärtelte sie und ließ ihm allen
Willen.
Sie starb, ehe er recht mannbar wurde und ihr zeigen konnte, was
aus ihm werden würde.
Den Hof ließ sie ihm im besten Zustand und die Kammern voll.
11. Hans Haberhauffe, ein Sohn des vorigen.
Gleich das erste Jahr nach dem Tod seiner Mutter kam er zurück.
Anfangs suchte er bloß eine schöne und reiche Frau, und als er in
Etgersleben bei einer solchen Person nicht ankommen konnte, musste
er zuletzt nur auf Reichtum sehen.
In seinem Hof war bereits alles aufgezehrt, und obgleich er an der
Tochter seines Nachbarn vorher 1000 Fehler wusste, so hielt er doch
um sie an, weil sie Geld hatte.
Er war noch nicht von den Soldaten los und doch groß und
ansehnlich. Er suchte den Abschied. Der Herzog wollte ihn selber
sehen, und er gefiel ihm und er liebkoste ihn auf die Art, wie man
große und ansehnliche Soldaten zu liebkosen pflegt, und versprach
ihm zwar den Trauschein, aber keinen Abschied, doch sollte er nicht
mit in den Krieg genommen werden.
Dieses gnädige Bezeigen des Herzogs Ferdinand von Braunschweig7 verdarb ihn völlig. Er bildete sich ein, dass er nun mit Fürsten und Königen umgehen könne. Er hat nicht Verstand genug zu erkennen, warum Generale große Leute zu liebkosen pflegen.
Er heiratete also 1756, gleich als der Krieg angegangen war, die älteste Tochter aus Nr. 7, die von einem stillen und guten Gemüte zu sein schien. An ihrem Mann hat sie einen Tyrannen, der sie mit Schlägen oft erbärmlich zurichtet.
Die Nachbarn haben an ihm einen Zänker, die Gemeinde einen unruhigen Kopf, das Amt einen widerspenstigen Untertanen. Doch da er noch kein Verächter Gottes und seines Worts ist, so kann er noch gut werden; er hat noch nicht das 25. Lebensjahr zurückgelegt.
Mit seiner Frau hat er bereits drei Söhne, von denen der älteste viel Gutes verspricht.
Als Vater gegen seine Kinder ist er unverbesserlich [nicht zu übertreffen]; er hält sie scharf, macht sie höflich und auf einen Wink gehorsam. In dieser so rühmlichen Sache übertrifft er alle hiesigen Einwohner.
Nr. 76
Das Hirtenhaus am Magdeburger Tor.
1. Blockwar Hirte 1715, als das Feuer hier alles
verzehrte.
2. Kritsche.
3. Bodendick.
4. Deike.
5. Bremeraus Wolmirsleben.
6. Hans Hohmannist schon ein alter Mann, lebt ruhig; vom
Vieharzten versteht er nichts.
Seine Frau kocht zugleich auf Gastgeboten und macht es gut. Sie ist
resolut und beherzt, hat eine Tochter, die hatte den Hirten
Schomann an jenem Tore heiratete, und einen Sohn Hans, der
heiratete Becks mittlere Tochter aus Nr. 21. Anfänglich wollte er
bei den Eltern bleiben, doch war es um der zu erhaltenden
Verträglichkeit willen, dass er nach Eickendorf zog, wo er Hirte
wurde.
Die Gemeinde setzte Hans Hohmann ab, weil er zum Schaden gehütet
hat und bei seiner Verantwortung patzig gewesen ist. Er pachtete
danach das Backhaus in Bisdorf und brachte die Schafe hierher.
Weil er die schlesischen Kampagnen als Soldat schon mitgetan hat,
musste er 1756 mit, und seit der Torgauer Schlacht hat man keine
Nachricht, ob er tot oder gefangen ist.
Nr. 77
Das Hospital und die Wohnung des Dorfknechts.
1. ChristophNN hatte 1746 diesen Dienst und war ein
ordentlicher Mensch, er zog nach Kochstedt oder Kroppenstedt, wo er
Ratsdiener wurde.
Nach seinem Abzug sind die Geschworenen in ihrer Wahl immer
unglücklich gewesen, darum mussten sie jedes Jahr einen neuen
Dorfknecht suchen. Die meisten beherbergten verdächtige Leute,
Diebe, liederliche Weibspersonen, und lebten selbst unordentlich
und in äußerster Armut. Bald taugt der Kerl, bald das Weib, bald
die Kinder nichts.
2. Ohlmannkam schließlich 1756 aus Neundorf hier her; er war
einige Jahre lang auf dem Waisenhaus in Halle erzogen worden, dann
davongegangen, und manche gute Kenntnis ist dieser Erziehung zu
verdanken. Seine Sprache ist etwas undeutlich, sonst ist er willig,
hurtig, unerschrocken und so, wie ein Dorfknecht sein muss, der im
Krieg seinen Buckel geduldig hin hält und bei Freund und Feind
gleiche Dreistigkeit beweist.
Seine Frau ist ordentlich und hält auch ihn ordentlich.
Wenn er bei der Unordnung, die im Gasthof herrscht, nicht so oft
dahin gerufen und freigehalten würde, wäre er noch ordentlicher.
Hier hat er angefangen zu trinken, steht aber in der Besserung.
Nr. 78
Ein kleines Haus ohne Acker und Garten.
1. David Schnockvon Nr. 5 kaufte den Platz vom Krüger
Schmid und baute nach seinem Sinn aufs Geratewohl ein Haus mit zwei
Eingängen für seine Witwe und Tochter, die Mews beschlafen hat, und
für seinen Schwiegersohn Peters.
2. Heinrich Petersist der erste Bewohner, an sich ein
Drescher und Arbeitsmann.
Seine Frau war David Schnocks Tochter, von der er einige Kinder
hat; sie starb aber plötzlich in den Wochen [im
Kindbett].
Auf Gutbefinden seines Schwiegervaters heiratete er dessen
Brudertochter, mit der er so hinlebt, ohne sich aus ihr etwas zu
machen.
Er war erste Drescher bei Mews, mit dem es seine Frau zu halten
schien, und als Mews sich an die zweite Frau machte, obgleich sie
eher hässlich als schön genannt werden kann, wies ihn diese ab und
der Mann nahm anderswo eine Diele, vergilt ihr aber die eheliche
Treue schlecht. Man sagt, dass er ihr gar nicht beiwohne; Kinder
hat sie nicht von ihm.
Nr. 79
Ein kleines Haus ohne Acker mit einem Garten.
Julius Peters, ein Bruder von Heinrich und Matthias,
der Sohn eines Arbeitsmannes und Maurergeselle, erbaute und
bewohnte es zuerst.
Er ist ein Mensch von ungemein großer Einbildung, ruhmredig in
seinen Worten und unausstehlich bei der Erzählung seiner
Geschicklichkeit, ein rechter Windmacher, obgleich er lahm und
hinkend ist.
Sonst lebt er ordentlich und arbeitsam.
Der älteste Sohn hat eine schöne Hand zu schreiben gelernt, womit
er sich als Schreiber oder Bedienter hätte forthelfen können. Weil
er von schwacher Natur, ist er aber doch 1761 beim Maurermeister
Claus Bedau in die Lehre getreten und mit ihm nach Mecklenburg auf
Arbeit gewandert, woher er 20 Taler bares Geld zurück gebracht
hat.
Matthias Peters, ein Bruder der vorigen, auch ein
Maurer und Erbauer dieses Hauses, bei dem auch ein Garten ist.
Er ist kein so großer Windbeutel wie sein Bruder, fleißig,
ordentlich und willig, wo etwas zu verdienen ist.
Er ist der gelassenste Ehemann; die Weiber der Peters haben manche
Neckereien in ihrem Ehestand auszustehen. Seine Frau ist die
Tochter Peter Klappersticks und ihres vielen Redens wegen als die
Schnatterbeate bekannt.
Dieser Klapperstick wohnt bei ihr, und sie erzählt, dass ihr Vater
einen harten Speziestaler [Silbertaler] für seine
Leichpredigt hinterlegt gehabt habe. Weil aber das Geld so teuer
geworden ist, habe er ihn für zwei Taler an einen Juden verkauft,
weil dieser ihm gesagt habe, dass er sich von dem übrigen Gulden
noch etwas zugute tun und doch ebensoviel übrig bleiben werde, als
er jetzt besitze.
Ich erwähne dies, damit man im zweiten Teil der Chronik verstehe,
wenn ich sage, dass die Juden beim Einwechseln des alten Geldes
alle nur möglichen Kunstgriffe gebraucht und den Geistlichen ihre
Akzidenzien [Einnahmen] verringert haben.
Nr. 81
Der Gasthof.
1. Matthias Pelz, der vormals Nr. 75 in Pacht hatte,
ist der Erbauer und erste Besitzer desselben.
Als er sah, dass hier viele Fuhrleute oft die Nacht unter freiem
Himmel zubringen mussten, hielt er bei der Kammer um Erlaubnis an,
hier einen Gasthof zu erbauen.
Die Gemeinde widersetzte sich; sie hätte aber sich selbst erbieten
sollen, denselben zu erbauen. Weil sie das nicht tat, gewann Pelz,
und die Gemeinde bekam zur Antwort, dass Grund und Boden dem König
als Landesherren gehören.
Pelz wurde der Fleck angewiesen, für den er an die Kammer jährlich
50 Taler Grundzins zu zahlen gelobte, und dann baute er doch mehr
für die Fuhrleute als für andere Reisende. Die Ställe sind ganz
vortrefflich und geräumig.
Er hatte einen Sohn und 4 Töchter.
Der Sohn war ein Dragoner vom Regiment Platen, er kam, um seine
Eltern zu besuchen, und starb bei ihnen in den besten Jahren.
Die eine Tochter nahm Andreas Schnock von Nr. 58; sie starb und
hinterließ eine Tochter, die jetzt in Eickendorf wohnt.
Die zweite heiratete den Krüger Matthias Klapperstick, sie lebt
jetzt in hohem Alter in großer Dürftigkeit.
Zwei andere Töchter heirateten zwei Brüder, Nicolaus und Samuel
Bedau, der den Bauernhof Nr. 41 besitzt.
Die jüngste blieb im Hofe und hatte
2. Nicolaus Bedauzum Mann.
Dieser war schon einmal als ein Mensch, den man missen konnte,
aufgegriffen worden und sollte als ein Kolonist nach Preußen
geschafft werden; weil er sich aber aus dem Haus rettete, in das er
eingesperrt war, kam er zurück und nahm eine Pelz-Tochter und den
Gasthof.
Mit ihr hatte er keine Kinder und machte durch geizige Wirtschaft
viel Geld.
Solange seine Frau lebte führte er eine äußerlich ziemlich ehrbare
Lebensart, doch hielt er es die letzten Jahre schon mit der Magd,
die er nach ihrem Tode nicht missen und doch auch nicht heiraten
wollte.
Weil sein Bruder Samuel seinen Hof sehr verschuldet hatte und seine
Wirtschaft in großer Verwirrung war, zog er mit dieser Magd, welche
die Tochter eines Kossaten namens Bennecke aus Unseburg war, auf
Samuel Bedaus Hof und übernahm die ganze Wirtschaft; den Gasthof
verpachtete er an
3. Hans Michael Grabe, dem der Kossatenhof Nr. 66 gehörte,
der ihm aber 200 Taler Vorstand [Pfand, Kaution] geben
musste. So sehr Grabe zu prahlen pflegte, musste er doch über die
Hälfte für diese 200 Taler erst borgen. An Pacht gab er auch 200
Taler.
Hans Michael Grabe kam hier sehr gut zurecht; er war willig,
dienstfertig, bescheiden, höflich gegen jedermann. Der Gasthof kam
durch ihn in einen guten Ruf, denn sein Vorwirt pflegte sich nur um
die Fuhrleute zu kümmern.
Grabe verlor hier seine erste Frau, die eine Beise-Tochter war,
durch ein Unglück.
Er heiratete gleich wieder, das erforderten seine Umstände.
Weil die Pachtjahre um waren und er einen Geschmack an dieser
Lebensart bekommen hatte, pachtete er den Gasthof in Walternienburg
und zog ohne Einwilligung des Amts aus dem Lande ins
Zerbstsche.
Nicolaus Bedau zog mit seiner Magd wieder in den Gasthof. Damit er
aber doch unter einem äußerlichen Schein der Ehrbarkeit das Mensch
behalten konnte, so gab er
4. Johann Christian Bedauden Gasthof seinem Brudersohn
erster Ehe aus Nr. 42, und dieser musste seine Magd Agnesa Bennecke
heiraten.
Dies geschah 1753; in der Tat aber gab er der Magd den Hof, welches
später aus seinem Testament erhellte, weil er nicht den Bedau, sondern seine Magd und das Kind zu Erben einsetzte, und so wurde Nicolaus aus einem Hurer ein Ehebrecher.
Christoph Bedau musste den Gasthof kaufweise von ihm annehmen.
Der alte Bedau ließ 600 Taler als Grundschuld darauf stehen, davon sollten ihm jährlich 30 Taler gegeben werden, und was am Ende von diesen 600 Talern noch übrig sein würde, sollten die Kinder seines Bruders Samuel bekommen.
Anfänglich ging diese Ehe ziemlich gut; obgleich das Weib nichts einbrachte, sagte Nicolaus doch, dass er, nachdem er das Eingebrachte des Mannes empfangen hatte, bis auf die 600 Taler zufriedengestellt sei.
Das Weib bewies nicht den mindesten Verstand, sich unter ihren Umständen erträglich aufzuführen. Sie war ausgelassen, den alten Nicolaus zu loben und zu pflegen und kümmerte sich wenig um ihren Mann.
1754 kam sie mit einem Sohn nieder, und nun galt der Mann vollends
nichts.
Der alte Nicolaus hatte seine Freude an diesem Sohn, der starb
jedoch 1760, als er sechs Jahre alt war, und nun wurde Ruhe, Friede
und Einigkeit aus dem ganzen Haus verbannt, und alles, was ich oben
gesagt habe, wurde ruchbar.
Das Weib redete die allerinfamsten Zoten vom Unvermögen des alten Nicolaus, ihr wieder einen Erben zu schaffen. 'Der alte kann nicht mehr und der junge will nicht bei mir schlafen!' usw.,
dies wurde von ihr ganz ungescheut gegen jedermann aus verhärtetem Mund auf die rasendste Weise herausgestoßen.
Ihr Mann hatte sich indessen das Saufen angewöhnt, und nun war das der Vorwand, dass der alte Nicolaus sich mit dem Weibe über ihn hermachten und ihn schlugen, wo sie ihn nur trafen, und richteten ihn blutig und abscheulich zu; sie wollten ihn absolut tot haben.
Allenthalben war er ihnen im Wege.
Schließlich fing der alte Nicolaus mit dem Weib auch an, sich vollzusaufen, und nun soff alles. Es ging dort so arg zu, dass ich befürchten musste, Mord und Totschlag würden der betrübten Wirtschaft ein Ende machen.
Weil alles Ermahnen und Zureden nichts half, ließ ich schließlich den jungen Mann kommen und erklärte ihm, dass ich ihn zwar noch einmal zum heiligen Abendmahl annehmen würde, aber seiner Frau und dem alten Nicolaus sollte er anzeigen, dass sie sich nicht eher
melden möchten, bis sie sich gebessert hätten, und ich hörte, dass sie in Ruhe und Einigkeit lebten. Dies fruchtete doch so viel, dass sie das Schlagen unterlassen.
Aber die Gerichte Gottes sind bereits auf dem Weg. Die Strafe ist vor der Tür, und der Tod wird hier Frieden machen und das schreckliche Ärgernis heben und vertilgen. Der Mann ist durch sein
Saufen ganz unbrauchbar geworden und fällt oft in eine rasende
Krankheit, bei der man sein Ende immer erwarten muss. Seine Frau
stellt sich krank und gibt ein Fieber vor, das sie nötige immer zu
trinken; sie trinkt Tag und Nacht und speit immer Galle und Gift
aus ihrem Mund mit Scheltworten gegen ihren Mann, den sie nicht
mehr schlagen darf, und Nicolaus ist schon über 70 Jahre alt. Die
Zeit wird nahe sein, dass Gott uns von diesem Ärgernis völlig
befreien wird, wovon ich den Erfolg und Ausgang hier noch melden
werde, wenn ich ihn erlebe.
*
Zur Kollekte schickte der alte Nicolaus zwei Taler.
Ich schreibe dies im Februar 1762.
Johann Christian Bedau starb endlich, nachdem er vorher schon
einige Male Anfälle einer Raserei gehabt hatte, die sich aber durch
Aderlassen wieder legten. Kurz vor Ostern 1762 ließ er zur Ader,
bekam danach wieder die vorigen Anfälle und starb am dritten
Ostertag.
Am 20. Dezember im selben Jahr heiratete sie wieder einen jungen
Menschen aus Bleckendorf, Johann Andreas Immermann.
Nr. 82
Ein Haus mit einem kleinen Garten ohne Acker.
Johann Elias Apelzog aus dem Anhaltischen hier her und baute
dieses Haus mit dem Genuss der Freijahre darum gerade gegenüber dem
Gasthof, weil er von Profession ein Sattler ist.
Aber er ist ein seltsamer und eigensinniger Mensch, der dazu
schwerhörig und nicht zu bedeuten, gar nicht zu bewegen ist, von
einem Vorsatz abzugehen.
Sein Handwerk ließ er liegen, weil einige seine Arbeit tadelten-,
er fing danach bald dieses, bald jenes an, schließlich ist er ein
Drescher geworden.
Mit seiner ersten Frau hatte er Acker und Geld bekommen, was aber
durch eine üble Erziehung der Kinder, die allen Willen hatten, und
durch seinen Eigensinn draufgegangen ist.
Er ist gar nicht liederlich, aber doch kein Wirt; recht unermüdlich
bei der Arbeit und bringt doch nichts für sich zustande.
Von der ersten Frau hatte er einen Sohn, der sollte Tischler
werden, aber der Vater hatte nicht so viel, dass er ihn das
Handwerk erlernen lassen konnte, und der Knabe war nicht so
erzogen, dass er das Sattlerhandwerk gewählt hätte. Er wurde
Pferdejungen und entwich wegen der Soldaten.
Die älteste Tochter, die sehr gut aussah, nahm die Frau Peine in
Magdeburg zu sich. Nach einigen Jahren konnte das Mädchen sich
nicht in ihr gutes Glück finden, sie trotzte, wurde der Frau
unerträglich, und dann diente sie anderswo; alle anderen Töchter
dienen.
Der Vater nahm die zweite Frau, eine Baumgarten. Anfangs schien es,
als wäre ihm damit geholfen, aber es ist alles wieder auf den alten
Fuß gekommen.
Auch mit dieser Frau hat er eine Tochter.
Nr. 83
Die Wohnung des Windmüllers mit einem kleinen Garten.
1. Gabriel
Motschaus Altenweddingen kaufte den Grund und Boden für das
Haus von Peter Schnock und Hans Meier, von Samuel Schnock aber den
Ort, wo er die Mühle hinsetzte.
Dieser Motsch besaß beides als Eigentum.
Weil er die kleinen Leute zwingen wollte bei ihm zu mahlen und auch
sonst Verdrießlichkeit im Gericht hatte, entfiel ihm in der
Ungeduld die Rede, dass er die Mühle lieber losschlagen wollte.
Sogleich kaufte der König, und Motsch half seine bezeugte Reue
nichts. Er verlor seine Mühle, die ihm mit 800 Talern bezahlt
wurde.
Darauf zog er wieder nach Altenweddingen, und die Mühle wurde
verpachtet.
2. Seelaender[Seeländer] hatte sie in Pacht und nach
ihm
3. Besecke, der sich eine eigene Mühle kaufte. Er ist einer
von den guten Müllern allhier gewesen.
4. Heinrich Daniel Arendtwar aus Altenweddingen und starb
hier 1752.
Darauf pachtete die Müllerin zu Staßfurt sowohl die Rothenförder
als auch diese Mühle und setzte einen Knappen hierher.
Von den Knappen will ich anzeigen
5. Heinrich Siegemund; er war ein Herrnhuter, hielt sich
aber hier zur Kirche und zum Heiligen Abendmahl, obgleich er in
Barby seine Brüder in Menge hatte.
Er war ein ehrlicher Müller und nahm nicht mehr, als was gesetzt
war, und hatte Mahlgäste in Menge.
Die Staßfurter Müllerin wollte, dass er mehr nehmen sollte, aber er
dankte lieber ab, als dass er wider sein Gewissen gehandelt
hätte.
6. Johann Erxlebenund nach ihm wieder ein paar Knappen;
schließlich der alte Müller Balthasar Thaege.
Keiner von diesen allen schaffte der Staßfurter Müllerin, was sie
von Siegmund gehabt hatte. Sie holte ihn daher wieder.
7. Heinrich Siegmund. Und dieser ehrliche Müller starb hier
1760.
Seine Frau hinterließ er schwanger, aber im Vertrauen, Gott werde
sie nicht verlassen; sie ist reformiert und hiergeblieben und nährt
sich von ihrer Hände Arbeit.
Siegmund war nur 37 Jahr alt.
8. Noaefolgte auf ihn; er ist ein Anhalter, ein höflicher
und freundlicher Mensch.
Die Mühle wurde bei ihm schadhaft. Der Sterz zerbrach, und es
dauerte über Jahr und Tag, ehe ausgemacht wurde, wer den Baum dazu
holen musste; endlich musste es die Staßfurter Müllerin tun. Nun
ist er hier, aber die Mühle ist noch nicht wieder völlig im
Stande.
Noae mahlt unter den Müllern noch so, dass man mit ihm zufrieden
sein kann. Er versteht auch was von der Gärtnerkunst, insbesondere
vom Heckenschneiden.
Zur Kollekte gab Noae 16 Groschen.
Nr. 84
Ein Haus ohne Garten.
1. Andreas Bedauwar aus Nr. 60. Er hatte noch zwei
Brüder, aber keiner von ihnen konnte den Hof aus den Schulden
reißen.
Dieser fing an, dies Haus hier zu bauen.
2. Nicolaus Bedau, sein Sohn; dieser war ein Maurer, wurde
Meister und baute das Haus fertig.
Anfangs glückte es ihm, dann zog er nach Altstaßfurt und pachtete
das Backhaus.
Er kam wieder hierher und kehrte ärmer in sein Haus zurück, als er
aus demselben gegangen war.
Er hatte zwei Kinder, Tochter und Sohn.
Die Tochter heiratete den Schneider Gori, der aufgegriffen, zum
Garnisonsoldaten gemacht und dann in Feldregiment gegeben wurde, wo
er im Lazarett verstorben ist.
Sie hat ihrer Lebensart wegen nicht den besten Ruf; von Gori hat
sie einen Sohn, den der Großvater das Mauerhandwerk lehrt.
3. Nicolaus Bedau, ein Sohn des vorigen, auch ein
Maurer.
Seiner Größe wt egen musste er Soldat werden.
Er heiratete die Tochter der Leunow aus erster Ehe, die sie vom
Krüger Klapperstick hatte, und riss mit ihrem Geld den Hof aus
seinen Schulden.
Weil er aber 1756 mit in den Krieg musste und auch nicht gerade ein
guter Wirt war, so geht es seiner Frau, die eine Tochter von ihm
hat, recht schlecht, und ers würde ihr und der Gorie noch elender
gehen, wenn nicht der alte Nicolaus Bedau noch lebte.
Dieser Nicolaus wurde von Felgeleben aus an einen reichen Edelmann
nach Mecklenburg verschrieben [empfohlen], ujm ihm dort
einen großen Garten mit einer solchen Wellerwand zu umgeben, wie
diese Wände hierzulande gemacht werden. Er bekam die Reisekosten
und reiste 1760 dort hin und nahm den kleinen Gorie mit. Sie
brachten schönes Geld zurück, denn bei dem Edelman bekamen sie
freie Kost, und der Vater täglich 8 Groschen., und der Gori vier
oder gar sechs Groschen.
1761 reiste er wieder dahin und nahm außer Gorie noch Julius Peters
Sohn mit, der ohne das, was er seinen Eltern geschickt hatte, noch
20 Taler bares Geld mitbrachte; und so muss Gorie fast noch einmal
soviel und der Alte doppelt so viel erworben haben. Hiervon leben
seine Tochter und seine Schwiegertochter.
Nr. 85
Ein kleines Haus mit einem Garten.
1. Christoph Ernst Bethmann, erst Soldat, dann
Unteroffizier im Braunschweigischen Regiment Ferdinand, erbaute
es.
Er hat zugleich als ein, aber ungelernter, Bader das Balbieren und
Schröpfen und Aderlassen betrieben, wofür er 1 Taler dem Amt
Nahrungsgeld gibt, und das Balbieren daher privat betreibt.
Weil seine Frau sich nirgends mit andern Mietsleuten vertragen
konnte, baute er 1755 hier. Der König schenkte ihm das Holz; er ist
ein stiller, guter, vortrefflicher Mann, muss aber tun, was seine
Frau haben will.
Sie hat einen hohen Sinn [ist eingebildet] und würde Unheil
und Unruhe anrichten, wenn sie mehr hätte als sie besitzt.
Er hat drei Kinder4, nämlich eine Tochter und zwei Söhne.
Der älteste Sohn, Johann Friedrich, besorgt jetzt das Balbieren, und es steht zu besorgen, dass er liederlich werden wird, wenn der Vater länger im Krieg bleibt und er allein hier bleiben sollte.
Im Januar 1762 holte er sich einen Soldatenrock und bekam wirklich eine alte Montur. Vermutlich sucht er in diesem Rock andere zu scheren und ungestraft andere zu beleidigen. Er ist sehr groß, und darum läßt man ihn jetzt hier zurück.
Die Tochter, die auch schon erwachsen ist, würde gut tun, wenn sie sich bei einer Herrschaft als Kammermädchen oder Näherin vermietete, aber ihre Mutter handelt nach ihrem Sinn und behält sie bei sich. Noch führt sie sich recht gut auf.
Der jüngste Sohn geht noch in die Schule und gibt Hoffnung, dass er mehr lernen und besser einschlagen werde als der älteste.
Von den hiesigen Gemeinderichtern
Das Richteramt haben verwaltet in der folgenden Ordnung:
[Bonifazius Lattorff]
[Klaus Bedau, Richter um 1617]
1. Hans Paul8 ist im und nach dem Dreißigjährigen Krieg hier
Richter gewesen und vor 1649 gestorben.
2. Joachim Klostermeier. Man weiß nicht, welchen Hof er bewohnt hat. Im Totenregister steht bloß, dass er 1654 hier als Richter begraben9 wurde.
3. Curt Schnock [senior]10aus Nr. 46 ist von 1654 bis 1673 [tatsächlich von spätestens 1648/49 bis 1684] Richter
gewesen.
4. Curt Schnock, der Sohn aus Nr. 46, ist von 1673 bis 1690 Richter gewesen. [Carsteds
Irrtum - diesen Curt Schnock hat es nicht gegeben.]
5. Curt Schnock [junior]11, der Sohn12 des vorigen aus Nr. 46, von [1684] 1690 bis 1712. [Curt Schnock, 28 Jahre Richter, starb 1712.]
6. Samuel Schnock aus Nr. 7 ist von 1712 bis 1717 Richter
gewesen.
7. Hans Reusemacheraus Nr. 49 ist von 1718 bis 1755 Richter
gewesen; er starb 1757.
8. Hans Dysing aus Nr. 13 wurde dem alten Reusemacher 1755
als Richter adjungiert [beigeordnet] und starb mit ihm
im selben Jahr am 8. September 1757.
9. Jonas Schnockaus Nr. 69 wurde Ausgang des Jahres 1758
Richter.
>
Anmerkungen
01 Über die Ortsgeistlichen vgl. Chronik §§ 1, 19, 89ff. *)
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02 Angabe über Raffius s. Bewohner des Hauses Nr. 3. *)
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03 Herbst 1697
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04 Lutynia (deutsch Leuthen) ist ein
Dorf in der Gemeinde Miekinia (Nimkau), Powiat Sredzki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Am 5. Dezember 1757 schlug Friedrich der Große in der Schlacht von Leuthen durch überlegene Kriegskunst (sogenannte 'Schiefe Schlachtordnung') das
doppelt so starke österreichische Heer unter Prinz Karl von Lothringen, einem Schwager Maria Theresias, vernichtend und legte damit einen der Grundsteine für den Aufstieg Preußens als fünfte europäische Großmacht im Siebenjährigen Krieg (1756-1763). [Zurück nach Nr. 25]
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05 Dorf Wespen bei Barby, das als wüste Stätte nach dem 30jährigen Kriege (im Jahre 1666) mit böhmischen Exulanten besetzt wurde [Wespen 1666, Höse 1901 S. 197]. *)
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06 Otschakow: Oczakow am Dnepr, früher Festung, 1737 von den Russen unter dem Feldmarschall Burkhard Christoph Graf von Münnich (1683 – 1767) belagert und erobert. *); sehr viel ausfühlicher die russische Seite von WIKIPEDIA. **)
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07 Herzog Ferdinand von Braunschweig, der bekannte Heerführer Friedrich des Großen, der seit 1755 Gouverneur von Magdeburg war. *)
Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721 - 1792) war Prinz von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern und ab 1735 Prinz von Braunschweig-Wolfenbüttel. Er war ein Generalfeldmarschall in preußischen und kurhannoverschen bzw. britischen Diensten.
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08 Hans Paul: Sein Vorgänger ist wahrscheinlich Klaus Bedau gewesen, der um 1617 als Richter genannt wird [Register 1616, Erbenzins aus Atzendorf]. *)
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09 Joachim Klostermeier: gestorben vermutlich als „alter“, d.h. früherer Richter, denn 1648/49 verhandelt schon Curt Schnock sen. mit dem Magdeburger Domkapitel. **)
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10 1673 ist gestorben des Richters Curdt Schnocken Hausfrau. Am 14.03.1690 starb/wurde begraben der alte [frühere] Richter Kord Schnock [Zurück zu Curt Schnock sen.]
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11 Über Curt Schnock jun. beklagt sich der kurfürstlich Kommissar H. F. Hampe in einem Bericht [Hampe 1699]:
Luxdorff ist gleichfals ein groszes wüstes Dorf... Die possessores [Eigentümer] seyn die Atzendorffsche und die Förstättsche. Und ist dieses dass Dorff, so Curd Schnok der Richter zu Atzendorff Sr. freyherr von Danckelmans Excellenz für eine Mark bosshafftiger Weise angegeben hat, da es doch warhafftig ein Dorff vor diesen gewesen ist... die Ursache, daß der Richter solche Unwarheit s. freiherrlichen Excellenz hinterbracht, ist, dass er der principalste von denen Bauern zu Atzendorff seyn soll, der am allermeisten Äcker von denen wüsten dörffern haben soll.
Und über Neimke (Eimecke):
Neimcke ist ein grosses Dorf gewesen... Und von diesem Dorff... hat Curt Schnock der Richter zu Atzendorff gleichfalls nichts wissen wollen... das der Richter gesagt hat, es käme von den Lebendorff und Luxdorffsche Äcker contribution, ist nicht genug, er muß auch sagen, ob sie auch davon pächte und Dienste thun und von wem. **)
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12 Eine Eintragung im Sterberegister des Atzendorfer Kirche von 1712 korrigiert eindeutig den Irrtum von Carsted:
Gestorben den 14. Februar, begraben den 19. Curt Schnock 28jähriger [28 Jahre lang] Richter allhier, starb febri hectica [sehr stark schwankendes Fieber], da er bei 20 Wochen zu Bette gelegen war, 61 Jahr alt. Parentes [Eltern] der Richter Curt Schnock und Catharina Freytag aus Brumby. [Sterberegister 1701] **)
[Zurück/a>]
13 Am Schlusse des ersten Teiles der Chronik bringt Carsted:
1. Notleidende in der Neumark, in Pommern und Schlesien gaben.
2. Mitteilung über Geber und Höhe der Spenden im Jahre 1762. *)
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