Ernst Herbsts gesammelte Urkunden, Regesten, Texte, Vorträge und Erzählungen
zur

Geschichte der Deutschordensritter in ihrer Ballei Sachsen


Die Kommende Buro

curia cruciferum in Burowe
Teutonica domus in Burow
fratres hospitalis Jerosolimitati s. Marie de domo Teutonicorum in curia Burowe
die brudere vamme Dutschen hus van dem spyttale s. Marien tu Jerusallem zu dem hove tu Burow

Buro: Kirche und Komturhaus von Süden

Die Kommende Buro in der Ballei Sachsen geht auf Schenkungen der Grafen von Anhalt in den Jahren 1258 und 1259 zurück: im Dezember 1258/Januar 1259 überließen sie dem Deutschen Orden das Dorf, im März 1259 die Kirche. 1307 schenkten die Grafen dem DO sechs Elbinseln und damit die Kontrolle über die Flussschifffahrt. Später kamen Klieken und Steinbeck, 1314 Wiesen, Gehölze und andere Beistzungen und Rechte hinzu.

Regesten von Urkunden des Deutschen Ordens geben Hinweise auf die Anfänge der Kommende.

Den Besitz umfloss damals die Elbe, so dass anzunehmen ist, dass Buro für den DO eine Station auf dem Wasserweg zum Ordensland Preußen war, dessen Besatzer mit Nachschub an Menschen und Material aus dem Hinterland versorgt werden mussten - wie heutzutage Besatzungsarmeen auch. 1225 war der Orden aus dem Burzenland in Ungarn vertrieben worden, seit 1526 hatte er sich mit Billigung des Kaisers Friedrich II. auf die Ostexpansion geworfen. Elbaufwärts lag die Kommende Dommitzsch, elbabwärts die Kommende Aken, nicht weit von der Einmündung der Saale. An der Saale und ihrem Nebenfluss, der Weißen Elster, lagen mehrere Kommenden.

Buro liegt in der Nähe von Dessau, einer der Residenzen der Anhaltiner/Askanier, in der Nähe von Coswig und nicht weit von Wittenberg, die immer mal wieder sächsisch-kurfürstliche Residenz war.

Die Kommende bestand, bis Napoleon im Jahre 1809 den Orden in den Rheinbundstaaten, den ehemaligen Feindstaaten, verbot.

Eine detaillierte Information über die Gebäude und die "bewegliche Habe" der Kommende liefert ein Inventarverzeichnis von 1579, angefertigt nach der Vertreibung des verehelichten und damit eidbrüchigen Komturs Ernst v. Lattorff aufgrund eines Urteils des kaiserlichen Kammergerichts.

Von den Kommtureigebäuden sind nur die Kirche und das angebaute Wohnhaus erhalten geblieben. Der "Komturstuhl" auf der Empore an der Westseite der Kirche und drei Denkmäler erinnern an die Zeit der Ordensritter: der Leichstein für den Komtur Hans v. Lattorff (gest. 1571) und die Epitaphien für die Komture Bethman Frantz von Bennigsen (gest.1686) und Reichsfreiherr Samson von Stayn (gest. 1727).

Der wohl wertvollste Kommendebesitz, ein Altar mit vier Gemälden auf den beiden Altartafeln, die Lucas Cranach (oder seiner Werkstatt) zugeschrieben werden, hat der Komtur v. Stayn schon 1697 der Kirche in Klieken überlassen. Er wollte den alten Kram nicht in seiner Kirche dulden, als er sie im Barockstil modernisierte. Die Altartafeln haben Klieken im Sommer 2007 für ein paar Tage weltbekannt gemacht, als sie 27 Jahre nach ihrem Verschwinden in einem Antiquitätengeschäft in Bamberg entdeckt und identifiziert wurden.


Die Kommende wird seit einigen Jahren von Matthias Prasse, OTiB, verwaltet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Dokumente und eigene Berichte:

(1258-1700) Regesten von Urkunden des DO, die Kommende Buro betreffend

{2007} E. Herbst: Der Ritter auf dem Altarbild.

{2008} E. Herbst: Der glücklose Komtur Ernst v. Lattorff.

    0. Inhalt und genealogische Tafeln
    1. Ernst v. Lattorff und seine Sippe im Fürstentum Anhalt
    2. Aufstieg und Fall des Komturs Ernst v. Lattorff (1567-1579)
    3. Eine Dienstreise von Braunschweig nach Buro (Juni 1579)
    4. Daten und Quellen zur Kommende Buro und zur Familie v. Lattorff

(Juni 1579) Das Inventar der Komturei Buro.


Literatur:

Anlässlich der Feiern im Juni 2008 zur Erinnerung an die älteste bekannte Urkunde über Buro als Besitz des Deutschen Ordens erschien

Der Deutsche Ritterorden in Buro.

Komturei, Ordenskirche und historische Gartenanlage.

Ein Führer zu Geschichte, Kunst und Architektur der Deutschordenskommende Buro-Coswig

von Matthias Prasse.
Die Broschüre ist informativ und reich bebildert und kostet nur 2,50 Euronen.

M. Prasse: Der DRO in Buro.

(DIES IST WERBUNG!)

Vor 300 Jahren hat Johann Christoff Beckmann in seiner Historie des Fürstentums Anhalt der Kommende Buro das Kapitel "Von der Commenturei Burow" gewidmet.

Eine von Ernst Behr im Jahre 1895 begonnene Veröffentlichung "Des Deutschritterordens Ballei Sachsen und Kommende Burow" fand leider keine Fortsetzung und bringt keine Informationen über Burow.

Eine gründliche Aufarbeitung der Urkunden über die Kommende Buro leistete Gottfried Wentz vor über einem halben Jahrhundert mit seinem Aufsatz Die Deutschordenskommende Buro. Wentz hatte allerdings keinen Zugang zu den Aktenbestände des Deutschordens-Zentralarchivs (DOZA) in Wien und zu den Beständen in Ludwigsburg und Wernigerode.

Die Abbildung eines Siegels der Kommende Buro findet man im - vergriffenen - Heft 18 der Schriftenreihe "Wissenschaftliche Vereinigung für den Deutschen Orden e.V." / "Historische Deutschorden-Compagnie zu Mergentheim 1760 e.V.": Die Deutschordensballei Sachsen von Hans G. Boehm. Laut Bildnachweis ist das eine Abbildung nach dem Original im Museum des Schlosses Bernburg. Das dazuhörige Petschaft - nach einer Beschreibung aus dem Jahre 1912 im Bestand dieses Museums (Hermann Siebert: Sigillum Commendatoris in Burowe. In: Mitt. d. Vereins f. Anh. Gesch. u. Altertumsk. 11(1912) Dessau, S.227-229) war im Jahre 2005 weder in Bernburg, noch in der Anhaltischen Landesbücherei in Dessau aufzufinden.

Siegel des Komturs zu Buro

Umschrift: + S.[igillum] COMENDATORIS IN BVROWE. Inschrift über den Figuren: IHC[Jesus Christus] MARIA

Eine moderne Geschichte der Deutschordenskomturei Buro und der Familie v. Lattorff in Klieken ist auf der Webseite von Rainer Hummel "Klieken & Buro - 2 Dörfer an der Elbe" zu finden.


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Letzte Änderung 31.05.2009

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