Ernst Herbsts gesammelte Urkunden, Regesten, Texte, Vorträge und Erzählungen
zur

Geschichte der Deutschordensritter in ihrer Ballei Sachsen

Vortrag:
Die Kommende Bergen -
ein Denkmal des Deutschen Ordens in der Börde

Inhalt
* * * * *
1. Erinnerungen

Mein erster Besuch in Bergen liegt fast 30 Jahre zurück. Damals kam ich in Begleitung des zuständigen Pfarrers Ludwig Schumann, der inzwischen ein Schriftsteller geworden ist. Der Hof wurde als Volkseigenes Gut bewirtschaftet, war aber schon nicht mehr bewohnt. Noch standen die Ställe und Scheunen mit Dächern im unteren Hof, rechts und links vom Tor. Und auch der Turm, der fälschlicherweise oft für einen Kirchturm gehalten wird, hatte noch ein Dach. Die alte Glocke lag damals im Bördemuseum in Ummendorf, aber die alte Uhr mit zwei im spitzen Winkel an der Außenwand angebrachten Zifferblättern war noch vorhanden. Schon ein halbes Jahr später war der Verfall rasant fortgeschritten.
Schreiben an die Behörden und an das Ummendorfer Museum mit dem Hinweis auf eine fast komplett erhaltene anlage des DO aus dem 16. Jahrhundert hatten ebensowenig Erfolg, wie eine Veröffentlichung im "Eulenspiegel".
Ein Wiedersehen nach fast einem Viertel Jahrhundert brachte zwei Überraschungen: von den Wirtschaftsgebäuden im unteren Bereich des Hofes war außer den Außenmauern nichts mehr zu sehen, aber an den Häusern und der Kirche im oberen Bereich des Hofes wurde gebaut. Das Ehepaar Kremer hatte sich der Kommende angenommen.
Und seit kurzem wird das uralte Grundstück wieder bewohnt - von jungen Leuten und ihren ganz jungen Kindern.
Solchen Wechsel von Verfall und Aufbau hat der Hof Bergen im Laufe seiner mehrhundertjährigen Geschichte immer wieder erlebt.

2. Die Kapelle - ein Ort der Erinnerung

Die Kapelle war Jahrhunderte lang der Mittelpunkt des Deutschordens-Hauses (der Kommende oder Komturei) Bergen. Schon vor mehr als 700 Jahren blickten die Ordensbrüder und ihre Leute auf die beiden Figuren, die wir über dem ausgang sehen. Manche Kunsthistoriker erkennen die Reste einer Deesis: Maria und Christus ohne Johannes. andere sehen die Reste einer Kreuzigungsgruppe: Maria und Johannes ohne Christus. In Dahnsdorf bei Niemeck steht die einzige ehemalige DO-Kapelle im Land Brandenburg - bis zur annektion durch Preußen 1815 gehörte der Ort zu Sachsen. Dort wurde eine ähnliche, aber wesentlich jüngere Gruppe aus Holz als Triumphkreuzigungsgruppe aufgestellt. Die spätgotischen Schnitzfiguren Maria und Johannes in Dahnsdorf stammen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Figuren in Bergen entstanden in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts - 100 Jahre vor den berühmten Skulpturen der Jungfrauen und des heiligen Mauritius im Magdeburger Dom, zur Zeit der Kämpfe zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Herzog Heinirch dem Löwen.

1179 bestätigte Friedrich I. dem Brandenburger Domkapitel - damals mit Sitz in Burg - Besitzungen in Klinke bei Bergen, darunter eine Mühle. Der DO wurde als Ritterorden erst 1198, zwei Jahrzehnte danach, gegründet.

Die beiden anderen geistlichen Ritterorden sind wesentlich älter. Der Ritterliche Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem - der Johanniter-Orden - entstand während des 1. Kreuzzuges im Jahre 1099. Damals wurde Jerusalem erobert, die Kreuzfahrer plünderten und mordeten hemmungslos.
So steht es im Brockhaus. Wie lange noch?
Unter Papst Ratzinger hat eine Neubewertung der Kreuzzüge begonnen. auf einer Konferenz in der päpstlichen Universität Regina apostolorum in Rom im März d.J. die edlen absichten der Kreuzfahrer betont, nämlich der Wiedergewinnung des Heiligen Landes für das Christentum. Der Geschichtswissenschaftler Roberto de Mattei charakterisierte die Kreuzzüge als eine antwort auf die muslimische Invasion in christliches Land und die Zerstörung heiliger Stätten. Die Kreuzritter seien Märtyrer gewesen, die ihre Leben für den Glauben opferten. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass das Bild über die barbarischen Kreuzritter während der Kreuzzüge nur dem islamischen Fundamentalismus und Osama bin Ladens Version der Geschichte unterstützen würde. Einige Kreuzritter seien lediglich undiszipliniert und fähig gewesen, Grausamkeiten zu begehen.

20 Jahre nach dem Johanniterorden wurde in Jerusalem der Orden der armen Ritter Christi vom Tempel Salomonis (Pauperes Commilitones Christi templique Salomonis) gegründet - nach dem Ordenssitz in der al-aqsa-Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg auch Ritter vom Tempel (Fratres militiae templi), Tempelherren, Tempelbrüder, Templer genannt. Die Templer hatten 1310 einen Hof in Jerdingsdorf westlich von Seehausen/Börde, also ganz in der Nähe Bergens. Der Halberstädter Bischof hatte damals die Templer in seiner Diözese gefangen nehmen lassen und ihre Güter eingezogen. 1312 wurde der Templerorden auf Betreiben des französischen Königs Philipp IV. durch den Papst aufgehoben.

Die Johanniter fassten in der Mark Brandenburg Fuß. 1160 schenkte Albrecht der Bär dem Orden die Kirche und sechs Hufen Landes zu Werben (an der Elbe bei Havelberg). Die Komturei Werben war die erste Niederlassung dieses Ordens in Norddeutschland - sie wurde für 250 Jahre Sitz der Herrenmeister der Ballei Brandenburg mit Komtureien auch in Pommern und den Wendenlanden. Danach wurde Sonnenburg (Slonsk) bei Küstrin (Kostrzyn) das Zentrum der Johanniter in der Ballei Brandenburg. Um 1530 spaltete sich der evangelische Zweig (die Johanniter) vom katholischen (den Maltesern) ab. 1538 berichtete der Landkomtur der Ballei Sachsen dem Hoch- und Deutschmeister Walter v. Cronberg, dass die Johanniter im Erzstift Magdeburg kaum Güter hätten. 1811 wurde die Ballei Brandenburg aufgelöst.

Der DO wurde 1198 vom Papst als geistlicher Ritterorden bestätigt - mit der Verpflichtung zum Kampf für den Glauben. 1190 war bei der Belagerung akkons eine karitative Vereinigung deutscher Teilnehmer am 3. Kreuzzug entstanden, die Vorläuferin des Ordens. Das war also ein Jahrhundert nach der Gründung des Johanniterordens, und es war ein Jahrhundert vor dem Ende des Königreichs Jerusalem und dem abzug aller kreuztragenden Besatzer aus Palästina.

Ein deutscher Orden hatte selbstverständlich schriftlich fixierte Vorschriften für alle Lebenslagen seiner Mitglieder, bis hin zur Ess-, Kleider- und Schlafordnung. Von den Templern übernahm er die Regeln für den Ritterdienst, also den Kampf für Demokratie, Menschenrechte und Christentum auf Leben und Tod; von den Johannitern schrieb er die Vorschriften für den Hospitaldienst ab, und die Dominikaner waren das Vorbild für die ausbreitung des Glaubens durch Predigt und Unterricht.

Die Schutzheilige des DO war die Jungfrau Maria. Die Schutzheilige dieser Kirche in Bergen war sie schon, bevor das Dorf mit allem Zubehör einschließlich Kirche dem DO geschenkt wurde. In einem der vielen Namen des Ordens wird sie genannt: Ordo Teutonicus S. Mariae in Jerusalem (O.T.), Orden der Brüder des Hospitals St. Marien der Deutschen zu Jerusalem / vom Deutschen Haus der Heiligen Maria in Jerusalem. ("Die Brüder vom Deutschen Hause" überschrieb Gustav Freytag ein Kapitel seines Romans "Die Ahnen".) andere Namen sind Deutscher Orden (DO), Deutschorden, Deutschherrenorden, Deutschritterorden, Deutscher Ritterorden. Wegen des auffälligen weißen Mantels mit dem schwarzen Kreuz, den die Ritterbrüder trugen und in dem sie beerdigt wurden, hießen sie auch Mantelherren - das schwarze Kreuz auf weißem Grund ist heute noch auf dem fliegendem Mordgerät der Bundeswehr zu sehen. Der Name Kreuzritterorden ist nicht korrekt - das waren die Johanniter und Templer auch.

1214 kämpfte am Remkersleber See ganz in der Nähe von Bergen - das gehörte noch nicht dem DO - der Welfe Otto IV. als Gegenkönig Friedrichs II. gegen den kaisertreuen Erzbischof Albrecht von Magdeburg und besiegte ihn. als der See Stück für Stück trockengelegt wurde, gab es ständig Streit zwischen den Leuten der Komturei und den Bauern von Remkersleben um die Weiderechte auf dem neu gewonnenen Land.

Kaiser Friedrich II. - Federico - (1220-1250) lag ständig im Streit mit dem Papst. Er war ein Förderer des DO unter dem Hochmeister von 1209-1239 Hermann v. Salza, unterstützte den abzug des Ordens aus Palästina und legitimierte 1226 - in Ermangelung einer UNO-Resolution - mit der Goldenen Bulle von Rimini die Eroberung und Besatzung des Kulmer Landes und die Gründung des Ordensstaates Preußen. als Reichsfürsten in Preußen führten die Hochmeister den schwarzen adler auf weißem Grund im Wappen. Vom Ordensland übernahm das Königreich Preußen die schwarz-weiße Flagge und den adler. Der oft gerupfte schwarze adler lebt heute noch im Bundestag, auf den deutschen 1-Euro-Münzen und ganz klein ganz oben rechts im Wappen von Sachsen-anhalt.

Mit der Eroberung und Besetzung Preußens zwecks Missionierung, Zivilisierung, Kultivierung und Demokratisierung der Pruzzen wuchs die Bedeutung der Ordensgüter in Sachsen und Thüringen als Nachschubbasen für die Besatzer. Der Weg von den Kommenden im ehemaligen Sachsen und in Thüringen zur Ostfront in Preußen war wesentlich kürzer als der Weg in den Nahen Osten nach Palästina.
Zum Nachschub gehörten angeworbene und in der Kriegskunst ausgebildete Ritter und geschulte Priester, weil Ordensritter und -priester in Preußen ihre abgänge durch Kriegsverluste und altersschwäche nicht auf natürliche Weise ersetzen konnten - das Keuschheitsgelübde war in dieser Hinsicht ein Eigentor. Zu den aufgaben des Hinterlandes gehörte die Zucht und Dressur von Ritterpferden - Tiere, die unter der gewaltigen Last eines gepanzerten Totschlägers nicht zusammenbrachen und den Befehlen des Reiters auch im Kampfgetümmel gehorchten.
Im Jahre 1507, als im Haus Bergen vier Ordensbrüder lebten - zwei davon waren Priester - zählte man in der Wirtschaft zwölf Hengste, zwölf Stuten und 13 Falben = Ritterpferde. Noch 1589 gehörten zur Wirtschaft neben den Stuten und drei Kutschpferden 24 Traber- oder Reitpferde und sechs dreijährige, drei zweijährige, zwei einjährige und vier abgerichtete Fohlen. Da hatten die Hufschmiede in der neben dem Eingangstor zur Komturei gelegenen Schmiede wohl genug arbeit. aber man kann nicht ausschließen, dass es auch Waffenschmiede gab, die mit deutscher Wertarbeit Rüstzeug für den Heidenkampf fertigten. Das Bergener Bier konnte allenfalls als Getränk auf der langen Reise dienen. Zu den aufgaben der Ordensbrüder gehörte sicherlich die Beschaffung von Sponsorengeldern für die anwerbung von Söldnern. (Die Sponsoren des DO heißen heute noch Familiare - es gibt deren etwa 700, sie wirken eher im Stillen, wenn nicht gerade ein Finanzierungsskandal beispielsweise den bayerischen Ministerpräsidenten STOIBER als Familiar des DO outet.)

Im 13. Jahrhundert entstanden durch Schenkungen und Käufe die Niederlassungen des DO im alten Sachsen, das Heinrich der Löwe schon 1180 verspielt hatte, als es den DO noch gar nicht gab. Das erste Deutschordenshospital entstand im Jahre 1200 in Halle.

Das Dorf Bergen mit Kirche kam erst 1272 durch Schenkung an den Orden. Vorher hatten die Markgrafen von Brandenburg Otto IV. mit dem Pfeile [Mgf. 1266-1309] und Otto V. [Mgf. 1267-1283] das Dorf den Brüdern v. Barby überlassen - Barby ist eine Kleinstadt an der Elbe, die Herren v. Barby waren ein altes und zählebiges Geschlecht - um 1570 war ein Graf v. Barby Landkomtur des Ballei Thüringen. Um 1270 lag Otto IV. von Brandenburg im Streit mit dem Erzbischof von Magdeburg - damals hatte er den namengebenden Pfeil aus Staßfurt noch nicht im Kopf.

1287 wurden die Balleien (Ordensprovinzen) Sachsen und Thüringen voneinander getrennt. Es scheint, dass damals schon der Landkomtur der Ballei Sachsen seinen Sitz in der Kommende Lucklum nahm, die dann im Laufe der Jahrhunderte zur Landkomturei - dem ständigen Sitz der Landkomture - wurde.

Fast ein Jahrhundert später - 1377 - gewährte der Legat des apostolischen Stuhles allen Bußfertigen einen Ablass von 40 Tagen, wenn sie zur Kirchweih - am Gedächtnistage der Kirchweihung - die Kirche der Deutsch-Ordensbrüder zu Bergen in der Magdeburgischen Diözese besuchten. Möglicherweise war damals die Ordenskapelle größer als heute - der Pfarrer Georg Müller hat 1689 vermutet, die Kirche sei ursprünglich doppelt so groß gewesen und erst um 1570 halbiert worden. Moderne Denkmalspfleger bezweifeln das. Im Dachgeschoss sind an der Ostwand der Kapelle drei alte vermauerte Fensteröffnungen zu erkennen, die müssten, wenn der alte Pfarrer Recht hatte, zum Turm an der Ostseite der Kirche gehört haben.

Im Jahre 1507 hielten die Ordensbrüder ihr Balleikapitel in Bergen, sie entließen damals Konrad v. Uttenrode in allen Ehren aus der Verantwortung für die Ballei Sachsen - er war bis dahin Landkomtur der mal wieder vereinigt gewesenen Balleien Thüringen und Sachsen gewesen - und wählten Martin Töpfer als Kandidaten für das amt ihres Landkomturs.

Die Ordenshierarchie kannte Laien-, Priester- und Ritterbrüder sowie Familiaren - erst viel später auch Ordensschwestern. Die unterste Befehlsgewalt übten die Komture (Commendatoren, Kommandeure) aus. Ihnen unterstanden Personal und Güter einer Kommende ("Kommandantur"). Die Kommenden wurden zu einer Ordensprovinz oder Ballei unter einem Landkomtur zusammengefasst. Die Ordensprovinzen und die Landkomture unterstanden dem Generalkapitel des Ordens und dem Deutschmeister, sozusagen dem Generalsekretär.
Die Karriereleiter eines Landkomturs begann gewöhnlich mit der Entwicklung von einem Ritter im Probejahr (oder in der Kandidatenzeit) zum eingekleideten Ritterbruder, in Kommenden mit mehreren Ordensbrüdern wurde er Hauskomtur/Verwalter eines Ordenshofes, dann Komtur und nach dem ableben des Landkomturs zunächst Balleiverwalter, der vom Balleikapitel eingesetzt und mit noch einem Kandidaten dem Deutschmeister vorgeschlagen wurde. Der bestätigte einen von den beiden als Statthalter und schlug ihn dem Generalkapitel des Ordens als Landkomtur auf Lebenszeit vor.

Nach diesem Exkurs, der sich nur auf schriftliche Quellen stützen konnte, nun wieder ein Blick auf Sachzeugen der Vergangenheit. Ein Komturstuhl und ein Beichtstuhl mit Bildnissen Luthers un Melanchthons verweisen auf die Reformationszeit. - Noch lange nach der Reformation hing in der Kapelle ein schönes Bild aus papistischer Zeit: die Keltertretung Christi mit dem Papst und den Kardinälen, darunter vermutlich Markgraf Albrecht v. Brandenburg, seit 1513 Kardinal, Kurfürst, Erzbischof von Mainz und Magdeburg und Bischof von Halberstadt. 1798 entführte der Landkomtur Grothe das Bild nach Lucklum. Ob es dort noch in einem Magazin liegt, war nicht zu ermitteln.

Wenn Sie vor dem Betreten des Kommendehofes den Torbogen betrachtet haben, konnten Sie oben rechts und links die Öffnungen für die Seile oder Ketten sehen, mit denen einst die eisenbeschlagene Zugbrücke bewegt wurde. In der Mitte konnten Sie das Ordenskreuz und die Jahreszahl 1536 erkennen. Der große Eckstein einer Scheunenwand rechts vom Tor wird Ihnen kaum aufgefallen sein. auf ihm ist zu lesen (rechts ergänzt):
BVRCHARD [von Papp]
ENHEIM TE[vtsches]
ORDENS DE[r balley]
SACHSSEN L[and Komm]
ENTHER HAB[ diesen]
BAWE VOLLB[racht]
IM IAHR MD[xxxvi]

Burkhardt v. Pappenheim war bis 1528 Komtur in Langeln bei Wernigerode. 1528 wurde er zum Statthalter der Ballei Sachsen ernannt, 1529 als Landkomtur konfirmiert, 1542 wechselte er die Konfession und wurde evangelisch, 1551 wurde er in Lucklum beigesetzt. Er war in schweren Zeiten Landkomtur unter zwei Hoch- und Deutschmeistern.
Zuerst unter Walther v. Cronberg. Der begann seine Karriere 1518 als Komtur in Horneck, wurde nach dem abfall des Ordenslandes Preußen und nach dem Bauernkrieg, der die Ordenshäuser - auch Langeln bei Wernigerode - stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, vom Generalkapitel des DO zum Deutschmeister gewählt. 1530 wurde er "administrator" des Hochmeisteramtes - mit fiktivem anspruch auf Preußen, aber realem Rang unter den Reichsfürsten.
1543 wurde Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling, der Hoch- und Deutschmeister des Ordens. 1525 war er Komtur in Griefstedt, Ballei Thüringen, 1529 wurde er Landkomtur der Ballei Hessen, 1543 Hoch- und Deutschmeister. Er starb 1561. Mit 1500 Spießern zu Fuß und zu Pferde nahm er am Feldzug Kaiser Karls V. gegen den Schmalkaldischen Bund teil - nach der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe 1547 kam er im Juni mit dem Kaiser nach Halle und war dann in Naumburg.
Die beiden steinernen Zeugen deuten darauf hin, dass Pappenheim Bergens Verteidigungsanlagen ausbauen ließ. Er tat das wohl mit dem Blick auf die auseinandersetzungen zwischen protestantischen und katholischen Mächten - in dieser Gegend vor allem zwischen Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig und dem Magdeburger Domkapitel auf katholischer Seite und den reformierten Städten Magdeburg und Braunschweig auf protestantischer.
Trotz Graben, hohen Scheunen, Mauer und Falltor wurde Bergen mehrfach überfallen und geplündert, es wurde nicht mehr von einem Komtur verwaltet, verlor den Status eine Kommende und wurde um 1550 als Vorwerk der Kommende Lucklum verpachtet.

Einen Aufschwung erlebte Bergen erst wieder, als 1572 der Ritterbruder und Hauptmann des Magdeburger Domkapitels im amt Egeln Johann von Lossow zum Verwalter der Ballei Sachsen ernannt wurde. Von den Bauten, die er errichten ließ, und den Kunstwerken, die er in Auftrag gab, blieb manches erhalten.
Sie konnten über dem Eingang der Kirche außen das Ordenskreus und über einem kleinen Fenster daneben die Jahreszahl 1573 sehen. Das sind Hinweise darauf, dass der geistliche Herr Landkomtur seine Bautätigkeit mit der Erhaltung und dem Umbau der Kirche begann.
am tragenden Gebälk der Prieche sehen wir die Jahreszahl 1576. Die Wiederherstellung der Kirche erfolgte also logischer Weise von außen nach innen.
Hinter der Brüstung der Prieche befindet sich der Zugang vom Wohngebäude des Komturs. Den ließ vermutlich LOSSOW durchbrechen. 1697 schrieb Pastor Müller:
auf die alte Prieche geht der Komtur mit seinen Dienern. Der Stuhl des Komturs ist mit Brettern und einer Tür abgeteilt, woran sich Schloss und Klinken befinden. Dieser Stand ist mit scharlachroten Gardinen geziert und inwändig mit rotbuntem Drillich verkleidet.

An die Prieche ist das uralte Wappen derer v. Bernstein/Bärenstein gemalt.
Der Landkomtur Hans Abraham v. Beerenstein [Bernstein] wurde 1686 der Komtur zu Bergen. Er nahm sich des Ordenshauses und der baufälligen Gebäude an, besonders der wüsten und täglich vom Einsturz bedrohten Kirche. Die alte Kirchendecke aus Brettern war ein Behältnüß des Ungeziefers, der Mäuse und Ratzen geworden.

Lossow baute nicht nur an und in der Kirche. am Wohngebäude östlich der Kapelle können Sie eine prächtige Kartusche mit Lssows Wappen sehen - mit dem aufspringenden Luchs - und der Inschrift
HANS VON LOSSOW, LANDKOMDER
1579

3. Denkmäler in der Kirche

Wenden wir uns nun den Monumenten in dieser Kapelle zu.
Neben der Tür liegt ein barocker steinerner Sargdeckel aus dem 18. Jh., die Inschrift ist ohne technische Hilfsmittel nicht zu entziffern.
Auffallender sind die vier Leichsteine, die man für Grabplatten halten könnte.
1696 wurden ihr Standort und die damals noch gut erhaltenen Inschriften von Pastor Müller in einem Inventarverzeichnis beschrieben:

ante altare in choro ad cornu epistolae - vor dem Altar Chor in der Epistelecke8) .
ANNO 1595. DEN 14TEN JUNIJ IST IN GOTT SELIGLICH ENTSCHLAFFEN DER EHRENVESTE UND WOHLGERECHTE ERNST SCHULENBURG, JACOB VON DER SCHULENBURG DES OBERSTEN SOHN, DEM GOTT EIN FRIEDLICHE AUFERSTEHUNG VERLEIHEN WOLLE. AMEN.
Die Ursache seines Ablebens bleibt verborgen. "Sanft entschlafen" schließt wohl den Heldentod im Heidenkampf aus. Der Vater Jakob von der Schulenburg war im Schmalkaldischen Krieg ein Obrist im Heer Kaiser Karls V. Möglicherweise fand der Ritter sein Grab unter dem Boden der Kirche.

Zum zweiten Standbild erfahren wir: ante altarie - hinter dem Altar
ANNO 1597. DEN 17TEN JAN. IST IN GOTT ENTSCHLAFFEN ... JACOB VON HITZENPLITZ CONRAD VON HITZENPLITZ SOHN, DEM GOTT EINE FRÖLIGE AUFERSTEHUNG ... WOLLE. AMEN. AETATIS SVAE 26 - seines Alters 26
Der Jakob von Itzenblitz wurde schon 1591 als junger Mann im Dienste des Landkomturs erwähnt - er bereitete sich wohl auf die Einkleidung als Ritterbruder vor. Auch hier kein Hinweise auf die Todesursache - Unfall, Krankheit, Krieg?

Der Leichstein des Ritters Britzke stand vermutlich schon 1697 dort, wo wir ihn heute sehen, nämlich an der Seite des Altars ad cornu evangelii - in der Evangelienecke:
ANNO 1546 DEN DIENSTAG NACH TRINITATIS IST HERR HENNING VON BRIETZKE GEBOREN ANNO 1576. DEN 17TEN DECEMBER ZU LUCKLUM EINGEKLEIDET. ANNO 1606 DEN 17TEN MARTII ZUM LANDCOMMRATH CONFIRMIRET WORDEN. ANNO 1611 DEN 10TEN NOV. 6 UHR ABENDS IST DER HOCHWÜRDIGE EDLE UND EHRENVESTE HERR HENNING VON BRITZKEN DER BALLEY SACHSEN LANDTCOMTHER AUF LUCKLUM UND BERGE IN CHRISTO SEHLIG EINGESCHLAFEN. AETAS: SUAE 11. TIM. 4. ICH HAB EINEN GUTEN KAMPF GEKÄMPFT etc.
Bei Britzke kennen wir die Todesursache: er floh vor der Pest aus Lucklum auf den Hof seiner Väter in Bensdorf nahe Brandenburg und starb dort - an der Pest. Er wurde in Bensdorf beigesetzt.

Wenn Sie die Wappentafeln mit den acht adligen Vorfahren Britzkes genauer betrachten, sehen sie unten eine Katze mit der Maus im Maul - das Wappen der Familie v. Katte, im Elbe-Saale-Winkel des Jerichower Landes weit verbreitet. Die Katte mit de Muus int Muul ist auch auf dem Leichstein des Ritters Jakob v.Itzenblitz zu erkennen. Sie befand sich auch auf dem Leichstein des Ritters Lossow, ist aber seit langem verwittert. Die Katzen auf drei von vier Leichsteinen - von denen der vierte keine Wappen hat - sind ein Indiz für Vetternwirtschaft in der Ballei Sachsen unter ihrem Landkomtur Lossow. Die Katten hatten ihre Leute auch im Johanniterorden in der Kurmark Brandenburg. Sie werden einen Deutschordensritter v.Katte in der Rittergalerie in Lucklum finden, und in Wust würde man Sie auf einen Johanniter-Katte aufmerksam machen.

Für mich war und bleibt der Leichstein rechts vom Altar am interessantesten.
Pastor Müller beschrieb ihn so:
In dem Beichtstuhl ad Cornu epistola:
ANNO DNI. 1605. DEN 26TEN MARTII OBIIT REVERENDUS, NOBILIS ET STRENUUS VIR. D. JOH. DE LOSSAU BALLIO. SAXON. COMMENDATOR GENERALIS CUIJUS ANIMA REQUIESCAT

Lossow (auch Lossau, Loßau) stammte aus einer alten Adelsfamilie im Elbe-Havel-Winkel und war der letzte männliche Vertreter seiner Familie in altenklitsche. Im Unterschied beispielsweise zu Britzke ist der Name Lossow in keinem Verzeichnis des Magdeburger Domkapitels zu finden. Hans Lossow starb am 26. März 1605 in Bergen, 82 Jahre alt. Er starb aber auch am 5. april: hierzulande hatte man sich protestantisch-konservativ noch nicht mit der Kalenderreform des Papstes Gregor angefreundet und zählte die Tage nach dem Kalender des Julius Cäsar.
am 10. bzw. 21. april wurde Lossow im Magdeburger Dom mit Leichpredigt und großem Pomp beigesetzt. Im Dom erhielt er ein beeindruckendes Epitaphium und eine Bronzeplatte mit Standbild.
Warum dann ein Leichenstein in Bergen? Die Ordensregeln schrieben vor, verstorbenen Rittern auch dann ein Grabmal in der Kapelle ihrer Kommende zu errichten, wenn sie anderswo starben und bestattet wurden.
Warum und wie wurde die Leiche so lange aufbewahrt? auch darauf geben die Ordensstatuten eine antwort. Zum Begräbnis eines Landkomturs wurden die Ordensoberen, die Ordensbrüder der Ballei, die Landesherren und andere Prominenz eingeladen. Das brauchte seine Zeit. So wurde Lossows Leichnam nach dem Ableben zunächst 24 Stunden lang aufgebahrt - wahrscheinlich in dieser Kapelle. Er lag in seinem weißen Ordensgewand mit dem schwarzen Ordenskreuz auf einem schwarzen wollenen Tuch, auf der Brust die goldene Kette mit dem goldenen Ordenskreuz des Landkomturs - auf Britzkes Leichstein gut zu erkennen -, zu Füßen die vergoldeten Sporen und an der Seite das vergoldete Schwert. Danach wurde er einbalsamiert und in einen hölzernen Sarg gelegt. Wir wissen nicht, ob der Leichnam gleich danach in aller Stille nach Magdeburg überführt wurde oder ob er bis zu einer feierlichen Überführung in einem Zimmer in Bergen stand, bedeckt mit einem weißen Wolltuch, darauf Schwert und Sporen, dazu Kerzen, Weihwasser und was sonst in dergleichen Fällen gebührt.

Was wurde aus einem Sarg, den Lossow für sich anfertigen ließ? Domprediger Hahn berichtete:
Der Verstorbene hat sich bereits vor zwei Jahren seinen Sarg machen lassen und zu Bergen auf dem Komturhof in die Kirche gesetzt, wo er ihn vor augen hatte, so oft er zur Predigt gekommen ist.
Der steinerne Sargdeckel in der Kirche verleitet zu der annahme, auch Lossow habe einen Steinsarg anfertigen lassen. Irrtum! Im "Deutschen Wörterbuch" der Brüder Grimm werden die verschiedenen Bedeutungen des Wortes SaRG aufgezählt, darunter auch: grabplatte, grabstein, oft mit inschrift. Sie sehen also hier in der Kapelle den "Sarg", den Lossow in den letzten beiden Jahren seines Lebens vor augen hatte, wenn er am Gottesdienst teilnahm.
Man darf Ähnlichkeit der Figur auf dem Stein annehmen, weil er noch zu Lebzeiten Lossows angefertigt wurde. Dass der Verstorbene auf dem Stein jünger aussieht, als er mit seinen 80 Jahren war, kann der Freiheit des Künstlers und der Eitelkeit des Modells geschuldet sein. Vielleicht hatte er sich aber auch so gut gehalten. Für seine Eitelkeit spricht, dass wir sein Bild in Stein noch zwei oder drei mal sehen können: die schnurrbärtigen Köpfe mit dem Spanischen Kragen an der außenwand des "Neuen Hauses" und im Komtursaal; er hat sich auch malen lassen und er hatte eine goldene Kette mit seinem Porträt. Die Körpermaße dürften stimmen: die Figur ist etwa 1,75 Meter hoch - für die damalige Zeit war Lossow auch körperlich ein großer Mann. Er ließ sich als Krieger darstellen - geharnischt, mit dem Schwert gegürtet, den Streithammer erhoben. Der war nicht nur eine gefürchtete Waffe im Reiterkampf, er war auch das Zeichen des Reiterführers, ähnlich einem Marschallstab. auch der Kurfürst Moritz v. Sachsen (1521-1553) ist auf einigen Gemälden mit einem Streithammer dargestellt.

Im Testament hatte Lossow verfügt, seine Nachlassverwalter sollten ihm ein ehrlich Epitaphium anfertigen lassen - "ehrlich" bedeutet hier der Ehre, dem Stand des Verstorbenen angemessen.
Die Testamentare schlossen einen Vertrag mit dem damals angesehensten Magdeburger Bildhauer Sebastian Ertle und verfügten, dass Lossows Altar-Epitaph nach dem Vorbild des Epitaphs geschaffen werden sollte, das Ertle für Melchior v. Arnstedt, den Hauptmann von Jerichow, in Arbeit hatte. Arnstedts Denkmal steht noch gut erhalten in der Jerichower Stadtkirche.
Der Rotgießer Tobias Ulrich sollte unter Ertles künstlerischer Leitung Lossows Grabplatte gießen. Diese Platte gleicht bis in die Details dem Stein in Bergen. Daraus lässt sich schließen, dass Ertle die Steinplatte schuf und Lossow ihm Modell saß. Von dem beeindruckenden Grabmal im Dom ließ im Januar 1945 eine demokratische Luftmine nur Bruchstücke übrig, die nun im Dom und im Kreuzgang herumliegen.

Welche Bedeutung haben die vier Wappen in den Ecken des Leichensteins?
Es sind die Wappen der acht adligen Ahnen, die jeder Ritterbruder vor seiner Aufnahme in den Orden nachweisen musste. auf Lossows Stein sind nur noch die oberen Wappen zu erkennen. Rechts der aufspringende Luchs = Loss, das Lossow-Wappen des Vaters, des Großvaters und des Urgroßvaters aus altenklitsche (1 Wappen = 3 Ahnen), links das Schild im Schild, das Randow-Wappen des Vaters und des Großvaters der Mutter aus Zabakuck (1 Wappen = 2 Ahnen). Links unten befand sich das Osterholz-Wappen des Vaters und des Großvaters der Großmutter väterlicherseits (1 Wappen = 2 Ahnen) und rechts die Katze mit der Maus im Maul, das Katte-Wappen des Großvaters der Großmutter mütterlicherseits aus Neuenklitsche oder Wust (1 Wappen = 1 Ahne).
Lossow ließ sich in kriegerischer Pose verewigen - ist er tatsächlich in Kriege gezogen? Nachweislich belagerte er 1550/51 unter dem Kurfürsten Moritz v. Sachsen im aufgebot der Domherren die Stadt Magdeburg und entging nur knapp dem Schicksal seiner Mitkämpfer, die bei einem nächtlichen Überfall von den Magdeburgern erschlagen oder gefangen genommen wurden. Damals war er noch kein Ritterbruder, aber bei der aufnahme wurde ihm der Kampf gegen die protestantischen Ketzer vermutlich als Kampf gegen Ungläubige angerechnet.
Danach nahm er an den Feldzügen des Kurfürsten Moritz gegen den Kaiser und gegen den Markgrafen Albrecht v. Brandenburg-Kulmbach teil, vielleicht auch am Feldzug des Kurfürsten nach Ungarn. Höchstwahrscheinlich - denn es wird in der Leichpredigt erwähnt - zog er als Ordensritter 1566 in den Kampf gegen die Türken nach Ungarn. Zur Erinnerung daran trugen zwei traurige Türkenkrieger die Platte seines Altarepitaphs.

Der Kampf gegen die Ungläubigen blieb eine Hauptaufgabe der Ordensritter, auch nachdem der Ordensstaat Preußen aufgehoben worden war. Jeder Ritterbruder sollte drei Jahre beim Grenzschutz in Ungarn dienen oder ersatzweise an Auslandseinsätzen teilnehmen. So waren Ackerbau und Viehzucht in Bergen und den anderen Kommenden nur scheinbar friedliche Tätigkeiten. Tatsächlich war der Orden eine armee von Glaubenskriegern mit Versorgungseinrichtungen im Hinterland - ein Vorbild für das Königreich Preußen, nach Mirabeau nicht ein Staat mit einer Armee, sondern eine Armee mit einem Staat.

4. Denkmäler auf dem Hof

Der Turm war und ist kein Kirchturm, sondern der Überbau des Erkers eines Wohn- und Geschäftsraums, in dem zwei Köpfe als Konsolfiguren zu finden sind - zweimal Lossow oder Lossow und Britzke. Eine Besonderheit des Turms: er wurde aus Steinen errichtet, ist aber wie ein Fachwerkbau verputzt.

Inschriften an Gebäuden legen heute noch Zeugnis ab von der intensiven Bautätigkeit Lossowa von seiner Einsetzung als Balleistatthalter 1572 bis 1601, als Britzke vom Hoch- und Deutschmeister Maximilian als sein Koadjutor eingesetzt wurde.

Britzke war Komtur in Lucklum und Buro - die Kommende Buro ließ er von einem Hauskomtur verwalten. In Lucklum hat er gebaut. an einer Scheune ist an der Hofseite sein Wappen und eine Inschrift angebracht:

ANNO 1596 HAT HERR HENNING / BRITZKE COMMENTOR ZV LVCKLVM
DIESE SCHEVNEN VBER[?] VND AVFGEBAVT
Das Wohngebäude östlich der Kirche mit dem Turm über dem Erker wurde 1586 fertiggestellt. Dort hatte sich schon vorher ein Gebäude befunden. Das wurde vermutlich in den Jahren 1550-1552 zerstört, als vor und während der Belagerung Magdeburgs die katholisch-kaiserlichen Belagerer und danach die protestantischen Magdeburger immer mal wieder einen Raubzug unternahmen und die umliegenden Dörfer plünderten und brandschatzten.
Die Inschrift am Giebeldes Turms war schon vor 100 Jahren beschädigt, heute kann man selbst mit der Bildbearbeitung am PC nicht mehr alles entziffern.

MIT GOTTS GVNST HAB ICH DIS
HAVS GEBESSERT VND GEBAVET AVS
DO ES ZVOR DVRCHAVS VORFALLEN
WIE IN DS wohl BEWVST IST ALLEN
der streich von SCHELM VND BOSE W
icht dArnAch in bAw VND BESSERVNG
hAts wieder VFGERICHT H HANS VON
LOSSOW LANTKOMENTOR 1586

Vor dem Abriss der Wirtschaftsgebäude waren zwei Kartuschen aus dem Jahre 1597 zu finden. An einer Scheune kann man noch heute entziffern:
ANNO 1.5.9.Z / HERR HANS V
LOSOW DER BOLLEY SACHSEN
DEVTSCHEN . ORDENS LANDTKVMPER

Unter der Treppe eines Wohngebäudes - inzwischen abgerissen - las ich 1979
ANNO 1.5.9.Z / HER HANS V
LOSSOW DER BOLLEY SACHSEN DE=
VTSCHEN . ORDENS LANDKVMPER

Die Kartusche am "Neuen Gebäude" unter dem Turm mit einem schnurrbärtigen Kopf (vermutlich Lossow darstellend) befand sich früher an der Ruine des Gebäudes neben dem Turm
1601
H. HANS / V. LOSSOW

1809 löste Napoleon den Deutschen Orden in Deutschland (in den Rheinbundstaaten) mit der Begründung auf, dass seine Mitglieder gegen die französischen Heere kämpften. Im 19. und 20. Jahrhundert trug das Gut Bergen dann zur Verbreitung des Rübenzuckers und der Karies über die ganze Welt bei.
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Anmerkungen, Literatur- und Quellenhinweise

Jerdingsdorf: 39365 Gehringsdorf, Teil der Gemeinde Wormsdorf (zwischen Ummendorf und Eggenstedt nordwestlich von Seehausen). Auch Gerdegestorp (1118, 1197), Gerdekestorp (1138), Jerdigestorp (1225), Jerdekesthorp (1238), Jerdagestorp (c.1240), Jerdegesdorf (1271), Gerdekesdorp (1296), Jerdingesdorp (1310)... Jeringsdorff (1683). [Gustav Hertel: Die Wüstungen im Nordthüringgau. Halle 1899. S.131ff.] 1884 hieß der Ort Göhringsdorf, so auch im o.g. Wüstungsverzeichnis [Verzeichnis sämmtlicher Ortschaften der Provinz Sachsen. Halle/Saale 31884. S.38f. [Zurück]

Kreuzigungsgruppe: Bergen. An der Nordseite, beidseitig des Eingangs, 2 Steinfiguren, die weibliche betend mit Krone und Zöpfen, die männliche sitzend mit Buch, wohl Maria und Christus (Rest einer Deesis? [Deesis: Darstellung des thronenden Christus zwischen Maria und Johannes dem Täufer, die zu seinen Seiten fürbittend stehen; in der abendländischen Kunst seit dem 10./11. Jahrhundert. PC-Brockhaus AG 2004]). Die unbeholfene Ausführung erschwert die stilistische Einordnung, vielleicht 2.H. 12.Jh. [Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Der Bezirk Magdeburg. Berlin 1974. S.35] [Zurück]

Dahnsdorf: Dorf-Ki. Anfang 13. Jh. Das Turmuntergeschoss ursprünglich mit großem Rundbogen zum flachgedeckten Schiff geöffnet. 2 spätgotische Schnitzfiguren 2.H.15.Jh., Maria und Johannes einer Kreuzigungsgruppe. [Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bezirke Berlin/DDR und Potsdam. Akademie-Verlag. Berlin 1983. S.184] [Zurück]

Eroberung und Besetzung Preußens: Uwe Ziegler: Kreuz und Schwert. Die Geschichte des Deutschen Ordens. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien. 2003. S.65. [Zurück]

Schenkung: 1272. Walther, Burchardt und Albert, Edle v. Barby, haben dem Meister und den Brüdern des DO das Dorf Bergen bei Rodensleben mit allen Rechten, Gerechtsamen (Vogtei, Kirchenpatronat) und Zubehör, ausgenommen den Zehnten und das Zehntrecht, verkauft. [George Adalbert v. Mülverstedt: RAM III. S.31. [Zurück]

1377: Im Frühjahr 1377 unternahm der Orden eine Heerfahrt unter Herzog Albrecht III. v. Österreich und dem Hochmeister Winrich v. Kniprode gegen die Litauer, eine "Litauerreise". [Zurück]

Prieche: Empore [Zurück]

Chor: zunächst der für die Sänger bestimmte Raum vor dem Altar, dann der den Geistlichen vorbehaltene, das Hauptschiff in der Regel im Osten abschließende Teil des Kirchenraumes mit dem Altar. [Zurück]

Epistelseite: in Blickrichtung Altar die rechte Seite einer katholischen Kirche, bei geosteten Kirchen die Südseite, volkstümlich auch "Männerseite" genannt, weil die Männer früher ausschließlich auf der Epistel Platz nahmen. Die gegenüberliegende Evangelienseite heißt auch "Frauenseite". [Zurück]

Mirabeau: Honoré Gabriel Riquet, Graf von Mirabeau (1749-1791): Nach einer geheimen Mission in Berlin 1786/87 schrieb er Über die Preußische Monarchie unter Friedrich dem Großen (1788; mit J. Mauvillon) und Geheime Geschichte des Berliner Hofes (1789). [Zurück]


Publikation
Vortrag, gehalten am Mittwoch, dem 5. April 2006 in Bergen für eine Reisegruppe der URANIA Potsdam,

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Deutscher Orden
Ballei Sachsen im 16. Jh.
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Letzte Änderung 12.01.2008
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