Ernst Herbsts gesammelte Urkunden, Regesten, Texte, Vorträge und Erzählungen
zur

Geschichte der Deutschordensritter in ihrer Ballei Sachsen

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Hildebrandshagen vor 650 Jahren erstmals erwähntTitel


Ortschronisten berichten

Hildebrandshagen (EB/LANGANKE/STOCKS/ab). Vor 650 Jahren wurde Hildebrandshagen erstmals in einer Urkunde erwähnt - ein Jubiläum das bislang in dem Woldegker Ortsteil nicht gefeiert wurde, doch Anlaß bietet, auf die Geschichte des Dorfes zurückzublicken.

Bevor 1346 der Hildebrandshagener Schulze Ebelow Parchelow als Zeuge in einer Urkunde des Ritters Anselm v. Blanckenburg zu Wolfshagen genannt wird, hat es in diesem Gebiet schon eine Siedlung gegeben. Slawische bis deutschmittelalterliche Bodenfunde (9. bis 13. Jahrhundert) zeugen von einer Besiedlung der Gemarkung 1,4 Kilometer südwestlich des heutigen Dorfes an der Nordseite des Dammsees. Außerdem geht man davon aus, daß Hildebrandshagen unter den 20 Dörfern in der Nachbarschaft der markgräflichen Burg Wolfshagen war, die 1292 verpfändet wurden. Auf einer Karte, die die Gegend um 1500 zeigt, ist der Ort zwar eingezeichnet, aber nicht gekennzeichnet wer die Besitzer sind.

1543 Pfarrstätte

Das Dunkel der Geschichte lichtet sich erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts. 1543 hat es in Hildebrandshagen eine Pfarrstätte mit drei Hufen gegeben, die sich die v. Blanckenburgs genommen haben. Lehnsbriefe aus dem Jahre 1550 bezeugen, daß Busse v. Blanckenburg und sein Bruder, Henning v. Blanckenburg, hier einen Rittersitz hatten. 1578 lebten in Hildebrandshagen elf Bauern, ein Kossäte - Besitzer eines sehr kleinen Anwesens -, ein Hirte und der Pachtschäfer. Busse v. Blanckenburg starb 1597, sein Denkmal ist noch heute in der Dorfkirche zu sehen, neben dem von Otto v. Blanckenburg, der 1599 der Besitzer des Ortes mit Ober- und Niedergericht, Kirchlehne, Fischerei und Holzung war. Er gibt 1606 das Gut an seine unmündigen Kinder weiter, außerdem besaß Jörg v. Blanckenburg zu Wolfshagen einige Bauern in Hildebrandshagen.

1650 endet die brandenburgische Phase des Ortes, denn Gut und Dorf gehören jetzt dem Grafen v. Schwerin zu Wolfshagen. 1684 ist Hildebrandshagen Rittersitz. Drei Jahre später werden Bauern- und Kossätenhöfe teilweise vom Rittergut benutzt, denn sie sind wüst.

Aus dem Jahre 1711 gibt es eine genauere Beschreibung des Dorfes. Demnach gab es den Rittersitz, eine Schäferei, Gärten und Wiesen beim "Königstopf" im Jagdbruch. Von altersher sollen hier neun Bauern und drei Kossäten gelebt haben. 1711 sind fünf Bauernhöfe wie auch die Windmühlenstätte wüst. 33 Jahre später gibt es nur noch einen Bauern und vier Kossäten, dafür aber zehn "Häuslinge" , einen Leinenweber, einen Schneider, einen Schäfer, einen Hirten. 16 Knechte und vier Mägde. 1775 sind 20 Feuerstellen in zehn Familienhäusern in Hildebrandshagen vermerkt. wo damals 130 Leute wohnten.

Keine Bauern mehr

1820 gibt es keine Bauern mehr in Hildebrandshagen, die v. Schwerins kaufen das Land der Bauernhöfe. 20 Jahre später wird die niedrigste Einwohnerzahl in der Geschichte Hildebrandshagens verzeichnet - 99 Menschen leben hier. Mit dem Ort ging es zwar wieder etwas aufwärts - 1858 leben hier 140 Leute, 1860 gibt es neun Wohnhäuser -, doch Hildebrandshagen erholt sich nicht mehr. Nächster Tiefpunkt ist 1888, als nur noch 100 Menschen hier wohnen, 1895 sind es 119, 1900 gibt es nur noch sechs Wohnhäuser. In diesem Jahr wird auch erstmals ein Lehrer im Ort erwähnt.

Land für Siedler

1928 wurde Hildebrandshagen mit Fürstenwerder vereinigt, 1831 sogar Ortsteil der kleinen Stadt. Ein Jahr später verkaufte der Reichsgraf WILHELM VON SCHWERIN auf Göhren das Gut an die Siedlungsgesellschaft. Das Gut ist vermessen und die 512 Hektar in 19 Stellen zu je 80 Morgen, eine Restgutstelle mit 120 Morgen und in Dispositionsland geteilt worden. Im Juni 1933 wurden elf neue Grundstücke errichtet und Altbauten umgebaut. 300 Familien hatten sich um die Stellen in Hildebrandshagen beworben, die Siedler kamen aus Sachsen, Thüringen und Westfalen.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden 1949 etwa 23 Hektar Land enteignet und zwei Umsiedlern übergeben. In diesem Jahr wurde die Gemeinde wieder selbständig. 1956 schlossen sich fünf Hildebrandshagener mit 501 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zu einer LPG zusammen. 1973 wurde das Dorf von Woldegk eingemeindet. 1975 war auch die LPG nicht mehr selbständig, sondern der LPG Göhren angeschlossen. In den 70er Jahren entdeckten Naturfreunde die reizvolle Lage am Dammsee und errichteten dort fast 30 Bungalowsiedlungen.


Bibliografische Angaben
Nordkurier (1996) 255 (01.11.1996)
Fußnoten der Autoren:
Die Hildebrandshagener Kirche ist ein Fachwerkbau von 1580, der Altar ist acht Jahre jünger, die Kanzel aus dem Jahre 1597. Dachreiter und Westteil stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Deutscher Orden
Ballei Sachsen im 16. Jh.
Johann v. Lossow
Otto v. Blanckenburg
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Letzte Änderung 19.04.2007
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