Ernst Herbsts unveröffentlichte Leserbriefe und erfolglose Appelle
Wer erinnert sich heute schon noch der alltäglichen Berichterstattung über das Sterben Carol Woytilas, bekannt geworden unter seinem Pseudonym Papst Johannes Paul II.? Inzwischen ist er zum Heiligen Georg avanciert, der fast ganz allein den Drachen Kommunismus besiegte. Was damals in den Wochen seines Sterbens kaum zur Sprache kam, ist die politische Macht der römisch-katholischen Kirche.
E. Herbst. 02.10.2007
24.04.2005
Ernst Herbst
Atzendorf Im Winkel 11
D 39443 Förderstedt
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Zum Artikel 'Der deutsche Popestar', erschienen in der sozialistischen Tageszeitung Neues Deutschland am 23.04.05, haben Sie ND folgenden Leserbrief via E-Mail geschickt:
Ihr Leserbrieftext:
Der Papa und die Politik
Die weiterhin anhaltenden Berichte von Vatikan-TV (ARD, ZDF, NTV...) über römische Folklore wie auch die Kommentare und Analysen in anderen Medien erwecken den Eindruck, das Sterben und die Auferstehung eines Papas seien eine lebenswichtige Angelegenheit für Katholiken, aber für den Rest der Menschheit so bedeutungsvoll wie eine Fußballweltmeisterschaft oder ein Wettbewerb im Kirschkernweitspucken. Die politischen Folgen der Wahl eines Papstes für die Politik in der Bundesrepublik werden ausgeblendet - offiziell steht ja zwischen dem Staat und den Kirchen eine Mauer.
Ein anderes Bild ergäbe sich, zählte man die bekennenden Katholiken im Bundestag und in den Landtagen, in der Bundesregierung und in den Landesregierungen. (Im Landtag von Sachsen-Anhalt bekennen sich 22 Abgeordnete zur katholischen Religion - das sind 19 Prozent bei einem Anteil der Katholiken an der Bevölkerung des Landes von drei Prozent.)
Abgeordnete sind bekanntlich nicht ihren Wählerinnen und Wählern, sondern nur ihrem Gewissen unterworfen. Das Gewissen eines rechtgläubigen Katholiken sitzt als Beichtvater im Beichtstuhl, vom Beichtkind zwar durch ein Gitter, aber durchaus nicht durch eine Mauer getrennt.
Das Gewissen eines katholischen Politikers ist deshalb ein wohl organisiertes System von Dogmen, das von Männern vertreten wird, die einer strengen Disziplin in einer hierarchischen Organisation unter ihrem Oberhaupt unterworfen sind.
Mit freundlichem Gruss
Neues Deutschland
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