Ernst Herbsts gesammelte Regesten, Urkunden, Texte, Vorträge und Erzählungen zur
Geschichte Atzendorfs

Urkunde

Protokoll der evangelischen Kirchenvisitastion 1563 in Atzendorf



Protokolle
der
ersten
lutherischen
General-Kirchen-Visitation
im Erzstifte Magdeburg
anno 1562 - 1564

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Mit einem Vorwort
des
Königlichen Hochwürdigen Consistorii der Provinz Sachsen

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II. Heft:
Die Flecken und Dörfer im Holzkreise

Herausgegeben von
Dr. Fr. H. O. Danneil,
Pastor in Niederndodeleben bei Magdeburg

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Magdeburg 1864
Im Selbstverlag des Herausgebers


S. 43

6. Amt Egeln

(f. 83.) Dem hochwürdigen Domkapitel zu Magdeburg gehörend.

Den 23. November 1563 Presentibus [anwesende Kommissionsmitglieder]
Magister Sebastian Boetius,
Andreas zu Meiendorf,
Magister Valentinus Sporer,
Magister Jacobus Pretorius,
Bartholomäus Uden.
...
[Im Amt Egeln wurden visitiert
22.11.63 Unseburg ,
23.11.63 Etgersleben ,
23.11.63 Bleckendorf ,
23.11.63 Tarthun ,
24.11.63 Schwaneberg ,
25.11.63 Wolmirsleben ,
25.11.63 Atzendorf.
]


S. 49

Atzendorf.

[f. 90.]
Das Dorf gehört einem hochwürdigen Domkapitel / zu Magdeburg und ist zum Amt Egeln gelegt.
Die Pfarre geht / von dem Domdechanten zu Magdeburg zu Lehen.
Den 25. November / anno 1563. Presentibus ut supra [Anwesende wie oben]

[Der Pfarrer] Matthias Hertloff, Pfarrer zu Atzendorf, seines Alters im / 26. Jahr, ist anno 1562 zu Halle ordiniert [geweiht; in sein Amt eingesetzt] worden vermöge seines vor= / gelegten schriftlichen Testimoniums [Zeugnisses] und ungefähr ein dreiviertel Jahr Pfarrer gewesen, hat seine / Vokation [Berufung] von der Gemeinde.
Dieser Pfarrer hat im Examen wohl [gut] geantwortet, aber / bei den Leuten ist im Katechismus großer Mangel befunden [festgestell], deshalb ist / dem Pfarrer ernstlich [mit Nachdruck] befohlen, großen Fleiß zu tun.

Des Pfarrers Einkommen.
3 ½ Hufe Landes hat der Pfarrer um die Hälfte [Pachthöhe die halbe Ernte] aus= / getan;
2 Pfennig Quartalgeld von jedem Kommunikanten;
2 Pfennig aus jedem / Haus zu Weihnachten;
1 Brot und 1 Wurst von jedem Ackermann [Bauer mit indestens 6 Hufen - ca. 100 ha] zu / Neujahr;
5 Pfennig von einem Kossaten, der keinen Acker hat;
½ Gulden / und ein Pfund Wachs jährlich vom Bäcker im Dorf;
1 Groschen für eine Kindtaufe; 1 Groschen für / einen Kirchgang [der jungen Mütter sechs Wochen nach der Geburt eines Kindes];
2 Groschen für das Aufgebot und die Kopulation [Trauung];
1 Groschen für ein Begräbnis.

Inventar der Pfarre.
2 Morgen Weizen,
3 Morgen Roggen,
5 Morgen Gerste,
10 Morgen / Hafer bestellt gefunden;
8 Eiserne Schafe [Schafe, die ständig gehalten werden mußten],
4 Hühner und ein Hahn.

Einkommen des Kantors.
½ Hufe Landes [ca. 8 ha] wird ihm von der Gemeinde frei [unentgeltlich] ge= / pflügt und geartet [bearbeitet];
8 Scheffel Weizen jährlich von der Kirche;
1 Groschen für Kindtaufe; /
6 Pfennig für einen Kirchgang;
6 Pfennig für ein Begräbnis;
Ostereier, nämlich von jedem / Kommunikanten 1 Ei.
Wenn der Küster abzieht [sein Amt verlässt], muß er die halbe Hufe / bestellt lassen;
1 Wurst und 1 Brot von jedem Ackermann zu / Neujahr,
die andern, die keine Äcker haben, geben 5 Pfennig.

Des Gotteshauses [der Institution Kirche] Einkommen.
1 Hufe Landes auf Atzendorfer Feldmark;
3 ½ Hufen / Landes auf der Feldmark [Wüstung] Schwemmer .
Diese Hufen sind verpachtet / und jede Hufe bringt jährlich 16 Scheffel halb Weizen und halb Roggen;
4 Bauergroschen / Erbzins von ½ Hufe Landes zu [Wüstung] Eimecke, von Klaus Osterburg bewirtschaftet; /
2 ¼ Hufen Landes sind Lehen der Kirche, der Ertrag je halbe Hufe sind 3 Groschen und 3 Pfennig Zins;
30 Eiserne Schafe, jedes bringt jährlich 1 Groschen.

Zu Atzendorf wohnen 50 Hauswirte.


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Letzte Änderung 10.10.2010
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